FDA-Zulassung

Erenumab: Antikörper gegen Migräne

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Berlin -

Pochende pulsierende einseitige starke Schmerzen bestimmen die anfallsweise auftretende Migräneattacke. Der Kopfschmerz kann 4 bis 72 Stunden andauern und den Alltag unerträglich machen. Patienten in den USA wurde mit der Zulassung von Aimovig (Erenumab, Amgen) eine neue Therapieoption geboten.

Erenumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bei Patienten mit chronischer Migräne die Zahl der auftretenden Attacken und somit den Schmerzmittelgebrauch reduzieren kann. Der Wirkstoff greift gezielt am Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor an, der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Migräne maßgeblich beteiligt ist. CGRP ist ein Botenstoff, der vermehrt bei einer Migräneattacke freigesetzt wird und als Entzündungsprotein bei Migräne eine zentrale Rolle spielt. Das proinflammatorische Neuropeptid ist für die Gefäßerweiterung verantwortlich.

Das Arzneimittel könnte auch in der EU schwerbetroffenen Migräne-Patienten zur Verfügung stehen. Der Zulassungsantrag liege der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bereits vor. Ein Ergebnis wird für Herbst erwartet.

Die Antikörpertherapie ist nicht für die Akutanwendung einer Migräneattacke geeignet, sondern kommt als Prophylaxe zum Einsatz. Betroffene erhalten einmal monatlich eine Injektion. Zu den häufigen möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Schmerzen beziehungsweise Reaktionen an der Injektionsstelle, Verstopfung, Übelkeit und Infektionen der oberen Atemwege.

Aimovig wurde von Amgen und Novartis entwickelt. Sicherheit und Wirksamkeit wurden in Studien belegt. Die US-Zulassung geht auf Phase-II- beziehungsweise Phase-III-Studien zurück. Eine Studie umfasst 955 Teilnehmer mit episodischer Migräne. Die Probanden erhielten entweder Verum oder Placebo, wobei sich über einen Beobachtungszeitraum von sechs Monaten die Migränetage im Verum-Studienarm im Vergleich zu Placebo um durchschnittlich ein bis zwei Tage reduzierten. Das Ergebnis bestätigte eine weitere Studie mit 577 Teilnehmern. Auch hier wurde Erenumab mit Placebo verglichen. Binnen drei Monaten konnten die Anzahl der Tage, an denen die Patienten unter Migräne litten, um einen Tag pro Monat reduziert werden.

Eine weitere zulassungsrelevante Studie bestätigte die Reduktion der Migränetage um 2,5 pro Monat im Vergleich zu Placebo. Der Beobachtungszeitraum beträgt drei Monate. Die 667 Teilnehmer litten im Durchschnitt monatlich an 18 Migränetagen. Die Probanden erhielten entweder 70 oder 140 mg Erenumab.

Bislang gibt es drei weitere Antikörper, die gegen den Botenstoff oder dessen Rezeptor gerichtet sind – Galcanezumab, Fremanezumab und Eptinezumab.

Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen, dem Schmerz liegt also keine andere Erkrankung zu Grunde, sondern er ist die Krankheit selbst. Die Attacken kommen anfallsweise. Die Betroffenen leiden an pochenden oder pulsierenden einseitigen sehr starken Schmerzen. Diese sitzen meist im Stirn- und Schläfenbereich oder hinter dem Auge und verstärken sich bei körperlicher Aktivität. Zudem sind Begleiterscheinungen wie Aura, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit möglich.

Die Ursache der Schmerzen kann eine Überschwemmung mit erregenden Neurotransmittern wie Serotonin sein. Darauf reagiert der Körper mit Übelkeit und Erbrechen als Schutzreflex, dieser läuft jedoch ins Leere und Entzündungsbotenstoffe werden ausgeschüttet – Schmerz entsteht.

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