Risiko gefährlicher Kombinationen

Warentest: Vorsicht bei Polymedikation

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Berlin -

Nehmen Patient:innen dauerhaft mehrere Medikamente parallel ein, kann es im Rahmen dieser Polymedikation zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen. Stiftung Warentest hat Kombinationen von Arzneimitteln näher untersucht und gibt Tipps, um den Überblick zu behalten.

Eine Polymedikation liegt dann vor, wenn Patient:innen dauerhaft parallel mehrere verschiedene Arzneimittel einnehmen. Will heißen: Mindestens fünf Arzneimittel werden gleichzeitig eingenommen. Menschen, die auf mehrere Medikamente angewiesen sind, können leicht den Überblick verlieren. Dabei haben Betroffene theoretisch schon seit 2016 Anspruch auf einen vom Arzt erstellten Medikationsplan. Doch in der Realität sieht das oft anders aus.

Medikationspläne werden vergessen, es kommt zu unzureichender Kommunikation zwischen den Verordnern oder es finden Krankenhausaufenthalte mit neuen Verschreibungen statt. Hinzu kommen Arzneimittel, die per Selbstmedikation eingenommen werden. Was folgt: Es kann zu gefährlichen Kombinationen von Wirkstoffen kommen.

Stiftung Warentest hat in der aktuellen Ausgabe Kombinationen aufgelistet, die ein hohes Risiko von Wechselwirkungen tragen. Vorsicht sei geboten bei folgenden Kombinationen:

Herzglykoside:

  • Abführmittel, wie Dulcolax oder Laxoberal
  • Antazida, wie Talcid oder Maaloxan
  • Johanniskraut

Gerinnungshemmer:

  • Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac

Mittel zur Blutzuckersenkung:

  • ASS in hoher Dosierung (mehr als 1-2 g täglich)

Mittel gegen Herzrhythmusstörungen:

  • Antazida
  • Kohletabletten

Antibiotika:

  • Antazida
  • Nahrungsergänzung mit Calcium-, Eisen-, Magnesium-, Zinksalze

Kontrazeptiva:

  • Johanniskraut

Bluthochdruckmittel:

  • Diclofenac, Ibuprofen bei Einnahme länger als 2 Wochen

Schilddrüsenmittel L-Thyroxin:

  • Kortison
  • Antazida
  • Miniralstoffpräparate (Calzium, Magnesium, Aluminium)

Kortison:

  • ASS, Ibuprofen, Diclofenac

Bei den aufgeführten Kombinationen kann es –teilweise zu gefährlichen – Wechselwirkungen kommen. Aber auch der gleichzeitige Konsum von Genussmitteln oder Lebensmitteln unter einer Mediakamenteneinnahme birgt Risiken. Zu den bekanntesten zählen:

Alkohol: Das Genussmittel kann die Wirkung einiger Arzneistoffe verstärken. Unter anderem ist Vorsicht geboten bei Benzodiazepinen.

Grapefruit: Die enthaltenen Furanocuramine können für viele Interaktionen verantwortlich sein. Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme mit Cholesterinsenkern wie Simvastatin, Atorvastatin, zahlreiche Calciumkanalblocker, unter anderem Amlodipin, Felodipin oder Verapamil. Weitere Gruppen, die mit der Grapefruit unverträglich sind, sind Immunsuppressiva wie Ciclosporin und Tacrolimus, PDE-5-Hemmer wie Sildenafil und Taladafil, Blutgerinnungshemmer wie Rivaroxaban und Phenprocoumon und Opioide wie Fentanyl und Tilidin.

Koffein: Das aufputschende Mittel kann die Wirkung mancher Arzneistoffe verstärken. Schmerzmittel, Antibiotika oder auch Asthmamittel zählen dazu.

Vitamin K: Gerinnungshemmende Medikamente können in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden.

Bei Bedenken, ob ein Interaktionsrisiko besteht, kann in der Apotheke vor Ort ein Medikationscheck im Rahmen einer pharmazeutischen Dienstleistung durchgeführt werden.

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