Fe2+ vs. Fe3+

Eisensupplementierung: Warum viel nicht unbedingt viel hilft

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Berlin -

Ein Eisenmangel kann in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten. So haben Schwangere und Stillende beispielsweise einen erhöhten Eisenbedarf. Dieser kann oft allein über die Nahrung nicht gedeckt werden. Der Griff zum Eisenpräparat ist schnell getan. Doch welches Präparat ist das richtige? Müssen es immer hohe retardierte Produkte sein? Und wie steht es um pflanzliches Eisen? Ist die Einnahme wirklich verringert?

Aufgrund dessen, dass Eisen in der Nahrung nahezu immer Mangelware ist, hat der Körper einen effizienten Mechanismus zur Resorption ausgearbeitet. Dennoch kann der Körper nur eine begrenzte Menge des Stoffes pro Tag aufnehmen. So kann es vorkommen, dass Schwangere höhere, als durch die maximale Eisentransportkapazität der intestinalen Resorption mögliche Mengen an Eisen benötigen. Bei solch einem Dauerzustand kann es zum manifestierten Eisenmangel oder einer Anämie kommen. Dann sind mitunter Eiseninfusionen indiziert.

Komplexe Aufnahme – abhängig vom Eisenhaushalt

Eisen kann als Übergangsmetall verschiedene Oxidationsstufen einnehmen. Die Eisenaufnahme im Darm erfolgt über mehrere Schritte. Dabei wird der größte Teil durch die Schleimhaut des oberen Dünndarms aufgenommen. Da Eisen im Normalfall an Nahrungsproteine gebunden ist, müssen diese zunächst durch den Magensaft entfernt werden (Denaturierung). Personen, die zu wenig Magensäure oder Magensaft in falscher Zusammensetzung aufweisen, neigen eher zu einem Eisenmangel. Grob kann die Resorption des Eisens in drei Bereiche unterteilt werden: Der Häm-Weg – hier wird das Eisen zusammen mit Hämoglobin aufgenommen, der MIP-Weg – Aufnahme von Fe3+ über Mobilferrinh, Integrin und Paraferritin un dder Weg der direkten Fe2+-Aufnahme.

Pflanzliches Eisen unterscheidet sich von Tierischem: Eisen aus pflanzlichen Quellen ist bereits zu Fe3+ oxidiert und steht deshalb auch nicht mehr für die Resorption im Darm zur Verfügung. Durch die schlechtere Bioverfügbarkeit von pflanzlichem Eisen begünstigt eine vegetarische Ernährung also das Auftreten eines Eisenmangels. Es sind auch Eisen-Präparate mit Fe3+ am Markt. Die Wirkung ist gegenüber den Fe2+-Präparaten abgeschwächt. Personen, die einen Eisenmangel aufweisen, sollten Rücksprache mit ihrem Arzt/ihrer Ärzti halten, ob ein Präparat mit dreiwertigem Eisen eine ausreichende Zufuhr gewährleisten kann.

Interessant: Neigen sich die Eisenspeicher dem Ende zu, scheint der Körper die Resorption zu verbessern. So steigt bei Vegetariern die Aufnahmemenge teilweise um das Zwei- bis dDeifache an. Bei einer ausgewogenen Ernährung mit proteinreichen Lebensmitteln (Hülsenfrüchte) kommt es trotz der fleischlosen Ernährung oftmals nicht zu einem Eisenmangel. Die tatsächliche Resorptionsquote wird also vom Organismus in Abhängigkeit vom Eisenbedarf und der Eisen-Speichergröße reguliert. Wie genau die Regulationsmechanismen gesteuert werden ist nicht abschließend geklärt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine tägliche Höchstmenge von 6 Milligramm in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Gleichzeitig empfiehlt das Institut die Eisensupplementierung nur gewissen Personengruppen. Männer, postmenopausale Frauen und Menschen mit hereditärer oder sekundärer Hämochromatose sollten Eisen nur bei tatsächlich vorliegendem Eisenmangel und in Absprache mit dem/r behandelnden Arzt/Ärztin einnehmen.

Übrigens: Eisenpräparate sollten immer im Abstand zu anderen Lebensmitteln oder Getränken eingenommen werden, da zahlreiche Stoffe die Aufnahme blockieren. Calcium zum Beispiel – deshalb sollen Eisenpräparate nicht mit Milchprodukten eingenommen werden. Andere Stoffe – allen voran das Vitamin C – können die Aufnahme im Darm steigern. Ein Glas Orangesaft kann also die Therapie verbessern.

Unter Betrachtung dieser Empfehlungen und dem Wissen, dass die Eisenaufnahme im Dünndarm begrenzt ist, stellt sich die Frage, wie sinnvoll der Einsatz von hochdosierten Eisenpräparaten tatsächlich ist. Viele Kund:innen im Handverkauf verspüren Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Veränderungen an Haut, Haaren und Nägeln. All diese Symptome können Anzeichen eines Eisenmangels sein. Doch auch andere Erkrankungen weisen diese Symptomatik auf. Eine Abklärung mittels Blutbild sollte vor der Abgabe eines hoch dosierten Eisenpräparates erfolgen. Personen, die über Schwindek, Kerzklopfen und Kurzatmigkeit klagen könnten bereits einen ausgeprägten Eisenmangel haben. Hier sollte auf jeden Fall zum/z Mediziner:in überwiesen werden.

Personen, die aufgrund von Ernährung, Sport oder Stress temporär mehr Eisen benötigen, können gut in der Apotheke im Rahmen der Selbstmedikation versorgt werden. Besonders geeignet sind flüssige Darreichungsformen, da sie individuell dosiert werden können. Jedoch sollte der/die Patient:in darauf hingewiesen werden, dass flüssige Formen meist schlechter verträglich sind, als retardierte Tabletten oder Kapseln. Als flüssige Varianten stehen beispielsweise Floradix (Salus) oder Ferro Sanol Tropfen (UCB Pharma) zur Verfügung. Als Vergleich: Währenddessen eine Tagesdosis Floradix Kräuterblut 36,8 mg Fe2+ enthält, kommt bereits eine Kapsel Ferro Sanol duodenal auf 100 mg. Die Dosierung kann auf bis zu drei Kapseln täglich gesteigert werden.

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