Amoklauf in München

Apotheke sammelt für angeschossenen Sohn eines Mitarbeiters

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Berlin -

Beim Amoklauf in München am vergangenen Freitag sind neun Menschen sowie der Täter gestorben. Unter den Schwerverletzten ist auch der Sohn eines Mitarbeiters der SaniPlus-Apotheke im OEZ. Inhaberin Birgit und ihr Mann Arndt Lauterbach haben nun einen Spendenaufruf für die Familie des 13-jährigen Benet gestartet. Er liegt in einer Münchener Klinik, ist aber außer Lebensgefahr.

Der Junge war mit seinen Freunden im McDonalds-Restaurant, als der Täter David S. das Feuer eröffnete. Die drei Freunde zählen zu den Todesopfern. Auch der Sohn des Fahrers der Apotheke wurde zweimal getroffen, in die Brust und in den Kopf – wie durch ein Wunder überlebte er die Schüsse.

In einer Münchener Klinik wurde er in ein künstliches Koma versetzt und muss wohl noch mehrfach operiert werden. Den Ärzten zufolge besteht aber die Hoffnung, dass er von dem Anschlag vollkommen genesen kann.

Die Apotheke hat auf ihrer Homepage zur Spende aufgerufen: „Unsere Gedanken sind beim 13-jährigen Sohn unseres Mitarbeiters, der von zwei Kugeln getroffen schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Um ihm die Genesung zu erleichtern, möchten wir zur Spende für ihn aufrufen. Bitte verwenden Sie das Konto der SaniPlus Apotheken Lauterbach bei der Stadtsparkasse München

DE70 7015 0000 0000 2727 40
SSKMDEMMXXX
mit dem Text „Spende B.A.“
Wir leiten Ihre Spende direkt an die Familie weiter!
Ihre Familie Lauterbach

Der Junge kommt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater ernährt als Fahrer der Apotheke eine dreiköpfige Familie in München. Arndt Lauterbach findet, dass sich bei solchen schrecklichen Ereignissen zu wenig um die Opfer gekümmert wird. Deshalb habe die Apotheke den Spendenaufruf gestartet und werde die Familie selbstverständlich auch selbst unterstützen. „Den Toten gebührt unser Respekt, aber jetzt müssen wir nach vorne schauen“, so Lauterbach.

Auch die Apotheke im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) war von dem Anschlag betroffen. David S. hatte seinen Amoklauf im Center fortgesetzt, dort einen weiteren Mann erschossen. Kunden und auch Mitarbeiter waren in Panik geflohen. Drei Mitarbeiter der SaniPlus Apotheke waren vor Ort geblieben, darunter der älteste Sohn der Lauterbachs. Sie wurden am späten Abend vom SEK abgeholt. Die Spurensicherung war noch bis zum Samstagmittag in der Apotheke.

Das OEZ blieb auch am Samstag geschlossen, heute ist es erstmals seit dem Amoklauf wieder geöffnet. Einige Mitarbeiter der Apotheke sind traumatisiert und werden vorerst nicht zur Arbeit kommen. Auch im Team wird es eine Weile dauern, die Erlebnisse zu verarbeiten. Wie alle Geschäfte im OEZ wird die Apotheke natürlich auch wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen, wenn die Kunden ausbleiben.

Die Schießerei hat laut Polizeiangaben am Freitagabend um 17.50 Uhr gegenüber dem Einkaufszentrum begonnen. Dann hat sich das Geschehen in das Gebäude verlagert. Der 18-Jährige Täter soll sechs Jugendliche und drei Erwachsene erschossen haben. Insgesamt sind zehn Menschen schwer und 17 leicht verletzt. Die Opfer werden stationär behandelt. Vier Personen wurden laut Polizei durch Schüsse verletzt, andere bei Flucht- und Paniksituationen.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Gegen 20.30 Uhr hatten Polizisten nördlich des Zentrums Kontakt zu dem deutsch-iranischen Schüler aufgenommen. „Als Reaktion auf die Ansprache der Beamten zog er unvermittelt seine Schusswaffe, hielt sie sich an den Kopf und erschoss sich.“

München war nach der Tat im Ausnahmezustand: Der öffentliche Nahverkehr wurde bis 1 Uhr nachts eingestellt. Zahlreiche Menschen haben in öffentlichen Gebäuden oder bei Privatpersonen Unterschlupf gesucht, allein rund 100 im Polizeipräsidium. Die Polizei war mit rund 2300 Einsatzkräften vor Ort.

Aktuell läuft die Spurensicherung. Ein 16-Jähriger wurde am Sonntagabend festgenommen. Der Jugendliche soll laut Polizei freundschaftliche Beziehungen zu dem toten mutmaßlichen Täter haben. Er hat sich am Freitag unmittelbar nach dem Amoklauf bei der Polizei gemeldet. Es bestehe der Verdacht, dass er ein möglicher Mitwisser der Tat sei.

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