„So geht das nicht“

BVpta: PTA sind kein „billiger Ersatz“

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Berlin -

Apotheken ohne Approbierte sollen die Arzneimittelversorgung vor allem auf dem Land sichern. So sieht es das Eckpunktepapier von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) vor. Der Aufschrei ist groß – bei Apotheker:innen und PTA. Für den Bundesverband PTA (BVpta) hat der Minister ein falsches Bild im Kopf – von der Apotheke und dem PTA-Beruf.

Die Zahl der Apotheken hat einen neuen Negativrekord erreicht. Am 31. Dezember 2023 gab es hierzulande noch 17.559 Apotheken – ein Minus von 500. Die Versorgung ist in Gefahr. „Und wie stellt sich der Minister vor, das Apothekensterben zu stoppen?“, fragt der BVpta. „Wir PTA sollen dafür herhalten. Aus Sicht des Ministers als billiger ‚Ersatz‘.“ Denn Lauterbach plant Apotheken ohne Apotheker:in. Die Leitung übernimmt ein/e PTA. Im Bedarfsfall kann per Videokonferenz eine/e Approbierte hinzugezogen werden.

Lauterbach hat falsches Bild von Arbeit in Apotheken

„Herr Minister, so geht das nicht!“, schreibt der PTA-Vorstand. „Natürlich könnten wir uns ‚gebauchpinselt‘ fühlen, dass ein Bundesminister uns das alles zutraut.“ Aber es müsse auch die Frage gestellt werden, welches Bild Lauterbach von der Arbeit in der Apotheke im Kopf hat. Glaubt der Minister, dass der/die Chef:in den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und darauf wartet, dass eine Frage von den PTA kommt? Warten PTA vorfreudig auf das nächste Rezept? „Guten Tag, Abgabe, auf Wiedersehen, das wars?“

„Natürlich nicht! Apotheke ist so viel mehr – jeder weiß das! Nur Sie nicht?“, so der BVpta-Vorstand. Zudem gehe mehr Verantwortung auch mit mehr Gehalt einher. „Das ist das 1 Mal 1 der Wirtschaft.“ Doch wo soll das Geld herkommen, wenn Apotheken nicht besser honoriert werden? Ohne Honorarerhöhung sei auch nicht mehr Geld für PTA da.

Mehr Verantwortung, mehr Geld

Statt das Apothekenhonorar zu erhöhen, plant Lauterbach eine Umverteilung. Zudem wurde das Packungshonorar erhöht. Die Vorhaben werden die Situation der Apotheken nicht verbessern und weitere Schließungen nicht verhindern, so der BVpta. „Unsere Arbeitsplätze! Die Apotheken sterben immer schneller.“

Keine Gespräche

Zudem habe sich Lauterbach noch kein Bild von der Apotheke gemacht und auch nicht mit PTA gesprochen. „Trotz schriftlicher Aufforderung unserseits ist er dieser Bitte bis dato leider nicht nachgekommen, denn Herr Lauterbach bastelt derweil lieber an ‚seiner‘ Reform und hat für uns offenbar weder Kopf noch Hände frei“, mahnt der BVpta.

Würde Lauterbach das Gespräch suchen und führen, wüsste er:

  • „Ja, wir wollen noch mehr Verantwortung übernehmen.
  • Ja, wir geben bereits jetzt 80 Prozent aller in Apotheken verausgabten Arzneimittel ab.
  • Ja, wir können Apotheken „Vertretung“, aber nach auch mit uns besprochenen Regeln!

Doch das alles für ein Gehalt, gerade mal über Mindestlohn?“

„Sehr geehrter Herr Lauterbach, wir haben Ihnen ein Gesprächsangebot unterbreitet. Ergreifen Sie dieses Angebot, reden Sie mit uns. Denn PTA ist viel mehr als Sie sich vorstellen!“

Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) erntet Kritik. Denn auf seiner Pharmareise hat Habeck keine Apotheke besucht. Dennoch werde er feststellen, dass alltägliche Arzneimittel wie Blutdrucksenker, Schmerzmittel oder Antibiotika fehlen.

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