Interview Ina Hofferberth (LAV Baden-Württemberg)

Keine Entwarnung an der Retax-Front

Lothar Klein, 18.05.2017 10:31 Uhr

Retax-Bilanz nach einem Jahr: Die Gründe haben sich geändert, Häufigkeit und Summen nicht, berichtet Ina Hofferberth, Geschäftsführerin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, im Interview mit APOTHEKE ADHOC.Foto: Elke Hinkelbein

Gesetzgeber hin oder her: Die Kassen drohen mit Retaxationen.Foto: Elke Hinkelbein

Keine Schwierigkeiten für Apotheker: Nach Auskunft des BMG können die Kassen ihre Zyto-Verträge künftig nicht mit Retaxationen durchsetzen.Foto: Elke Hinkelbein

Barmer & Co wollen ihre Zyto-Verträge mit aller Macht durchsetzen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Annette Widmann-Mauz (CDU) stellt klar, dass die Zyto-Verträge der Kassen mit dem AM-VSG sofort ihre Exklusivität verlieren.Foto: Elke Hinkelbein

Erst kürzlich erteilte Barmer-Chef Christoph Straub noch schnell Zuschläge, während über das Verbot von Zyto-Ausschreibungen abgestimmt wurde.Foto: Andreas Domma

Die Vorabinformation wurde am Tag der 2. und 3. Lesung verschickt.Foto: Deutscher Bundestag/ Achim Melde

Eigentlich sollten die Verträge im Februar starten, nun ist Mai angepeilt. Barmer, TK und KKH mussten ihre Zyto-Ausschreibung verschieben.Foto: Andreas Domma

Die Kassen repräsentieren laut Straub 21 Prozent der Nachfrage in diesem Markt – die Verträge haben demnach ein Volumen von rund 620 Millionen Euro.Foto: KKH

Trotz Bedenken will sich TK-Chef, Dr. Jens Baas, weiter an Zyto-Ausschreibungen beteiligen. Das Geld lockt.Foto: TK

Laut Stern fördert die Politik mit der Abschaffung von Zyto-Verträgen die Korruption rund um Krebsmedikamete.Foto: APOTHEKE ADHOC

„Die Apotheker haben einen großen Lobbyerfolg erzielt“, wird Professor Dr. Ulrich Schwabe, Pharmakologe aus Heidelberg und Herausgeber des Arzneiverordnungsreports, zitiert.Foto: Elke Hinkelbein

Ähnlich urteilt Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chefarzt Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Helios-Standort Buch und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.Foto: Andreas Domma

Laut Stern blickt Ludwig skeptisch in die Zukunft: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern hat in der Vergangenheit in diesem Sektor das Tor geöffnet für unsaubere Praktiken. Da sollte man den Rückfall in alte Zeiten verhindern.“Foto: Techniker Krankenkasse

Mit den Zyto-Ausschreibungen spare man 20 bis 30 Prozent in einem Gesamtmarkt von mehr als drei Milliarden Euro, hieß es von der AOK.Foto: APOTHEKE ADHOC

Der DAV hatte den Kassen ein Angebot gemacht, um die Zyto-Verträge aus er Welt zu schaffen. Dabei sei es um einen zusätzlichen Rabatt von 150 Millionen Euro im Rahmen der Hilfstaxe gegangen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Anlässlich der Präsentation des Arzneiverordnungsreports warf AOK-Chef Martin Litsch den Apothekern vor, in diesem Fall ein völlig unzureichendes Angebot gemacht zu haben.Foto: AOK

Um die Folgen der Zyto-Verträge gibt es immer wieder Streit: Die AOK Rheinland/Hamburg verklagt ein MVZ wegen vermeintlicher Falschaussagen.Foto: AOK

Die AOK Rheinland/Hamburg verteidigte zuletzt ihre Partnerapotheke bei den Zytoverträgen und sah den Fehler beim Arzt.Foto: APOTHEKE ADHOC

Probleme gibt es auch bei den Zyto-Verträgen von SpectrumK. Dr. Ulrich Krötsch hat sich mit seiner Beteiligung offenbar übernommen.Foto: Elke Hinkelbein

Eigentlich wollte SpectrumK mit seinen Zyto-Verträgen den Arztpraxen mehr Freiheiten geben. Doch die Umsetzung der Open-House-Verträge gerät in der Praxis immer mehr zum Desaster für den Kassendienstleister.Screenshot

80 Prozent der Onkologen müssen sich wegen der DAK/GWQ-Verträge von einer anderen Apotheke beliefern lassen.Foto: Elke Hinkelbein

Zum Zyto-Streit im Gesundheitsausschuss warnte DAV-Chef Fritz Becker: „Wenn die Labors mal zu sind, geschieht nichts mehr."Foto: Christof Stache

Von der Herstellung bis zur Arztpraxis werden laut Kassen-Dienstleister GWQ auch ohne Ausschreibung häufig über 100 Kilometer zurückgelegt.Grafik: GWQ

Und viele Apotheken lassen ihre Zytostatika in einem externen Herstellerbetrieb fertigen. Das verlängert die Lieferzeit zusätzlich.Foto: Elke Hinkelbein

Der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) mit dem Vorsitzenden Dr. Klaus Peterseim macht der Politik ein Angebot zum Verbot von Zyto-Ausschreibungen.Foto: VZA

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Union, Maria Michalk (CDU), sieht Zyto-Ausschreibungen ebenfalls kritisch. Noch hat sich die Politik aber nicht zu einem Verbot durchgerungen.Foto: Andreas Domma

Apotheker Dr. Franz Stadler findet, die Krankenkassen müssten für ihre Zyto-Ausschreibungen selbst eine Plausibilitätsprüfung durchführen. Dann dürften einige Zuschläge nämlich gar nicht erteilt werden.Foto: Sempt-Apotheke

Stadler kritisiert, dass zu viele Zytostatika nach Anbruch entsorgt werden müssen.Foto: Elke Hinkelbein

Dass die Krankenkassen Verwürfe retaxieren, findet er problematisch. Denn Apotheken drohen aus seiner Sicht Haftungsrisiken, wenn sie sich über die Vorgaben der Pharmafirmen hinwegsetzen.Foto: Elke Hinkelbein

Aus Sicht von Stadler haben die Originalhersteller kein Interesse an längeren Haltbarkeiten, da weniger Verwürfe weniger Umsatz bedeuteten.Foto: Sempt-Apotheke

In der Hilfstaxe sind vergleichsweise kurze Haltbarkeiten aufgeführt.Foto: Sempt-Apotheke

Diese orientieren sich an den Angaben der Hersteller. Janssen-Cilag beispielsweise gibt für Bortezomib eine Haltbarkeit von acht Stunden an.Foto: Elke Hinkelbein

In der Stabil-Liste der Universität Mainz sind dagegen deutlich längere Haltbarkeiten zu den Wirkstoffen zu finden.Foto: Florian Altherr / Wikipedia CC BY-SA 30

Doch die Kassen versuchten zu sparen und übten mit Retaxationen Druck auf die Apotheker aus.Foto: APOTHEKE ADHOC

Und viele Apotheken lassen ihre Zytostatika in einem externen Herstellerbetrieb fertigen. Das verlängert die Lieferzeit zusätzlich.Foto: Elke Hinkelbein

Damit handeln die Apotheker aber gegen die Hilfstaxe, die der Deutsche Apothekerverband (DAV) ...Foto: Elke Hinkelbein

... mit dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt hat.Foto: Elke Hinkelbein

Da die Apotheker nicht verkehrsfähige Arzneimittel abgeben, stehen sie in der Haftung.Foto: Elke Hinkelbein

Besonders schwierig wird die Situation für die Apotheker dadurch, dass einige Kassen retaxieren, wenn Verwürfe abgerechnet werden, ...Foto: Elke Hinkelbein

... und andere, wenn keine Verwürfe abgerechnet werden.Foto: Elke Hinkelbein

Als Beispiel nennt er die AOK Bayern, die anders mit dem Thema umgeht als die AOK Nordwest.Foto: APOTHEKE ADHOC

Berlin -

Vor einem Jahr hatten sich der DAV und die Krankenkassen nach vier zähen Verhandlungsrunden mit der Schiedsstelle auf einen Kompromiss zum leidigen Retax-Dauerstreit geeinigt. Im Rahmenvertrag wurde ein Korrekturrecht für Apotheker vereinbart. Und Formfehler sollten als Retaxgrund nicht mehr gelten. Wie hat sich seitdem das Retax-Gebahren der Kassen entwickelt? So gut wie gar nicht, berichtet Ina Hofferberth, Geschäftsführerin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, im Interview mit APOTHEKE ADHOC: Zwar haben sich die Retax-Gründe verschoben, aber der Menge und der Retaxsumme nach ist alles beim Alten geblieben.

Abrechnung/Retax Standespolitik

Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte

Meist

Gelesen
Kommentiert

E-Rezepte über Plattformen: BMG zieht den Stecker
Über Plattformen dürfen E-Rezepte vermittelt werden – aber nur wenn alle Apotheken angebunden und keine Anbieter bevorzugt werden. Das... Mehr»
Approbierte kopiert Lohnunterlagen – Kündigung
Eine Folge des Fachkräftemangels ist es, dass in vielen Apotheken über Tarif gezahlt wird, teilweise deutlich. Das belastet nicht nur die... Mehr»
AstraZeneca: TTS durch Corona-Impfung?
AstraZeneca hat vor einem britischen Gericht erstmals eingeräumt, dass es beim Covid-Impfstoff Vaxzevria zur seltenen Nebenwirkung der... Mehr»
Auf unbestimmte Zeit: Cannabis auf BtM-Rezept
Cannabis kann auch über den 30. April hinaus auf einem BtM-Rezept verordnet werden. Der Übergangszeitraum wurde auf unbestimmte Zeit... Mehr»
Statt Schlüssel: „Meine Mitarbeiter sind gechipt“
Matthias Götzlaff, Inhaber der Flora-Apotheke im niedersächsischen Haste, hat gechipte Mitarbeiter:innen. „Die Idee ist aus einer Laune heraus... Mehr»
Engpass-Retax: Kasse will Ozempic nicht zahlen
Während der Lieferengpass bei Ozempic und Trulicity weiter anhält, schicken die ersten Krankenkassen Retaxierungen wegen verspäteter... Mehr»

TGL-Nordrhein: „Wir warten auf Berlin“
Seit mehr als vier Monaten sind die Gehaltstarifverträge für Apothekenmitarbeitende im Tarifgebiet Nordrhein sowie dem Bundesgebiet... Mehr»
Rezeptur vertröstet: „Dann geht auch Light-Apotheke“
Sofort Rezepturen herstellen? In vielen Apotheken werden Kundinnen und Kunden mit entsprechenden Verordnungen vertröstet – mitunter sogar... Mehr»
Privatgroßhändler: Skonto-Urteil verändert Markt
Auf die Apotheken kommen wichtige Verhandlungen mit den Großhändlern zu. Denn angesichts der Skonto-Sperre durch den Bundesgerichtshof (BGH)... Mehr»
Wieder Einbruch bei 4er-Verbünden
Mit seiner Apothekenreform will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht nur Apotheken ohne Apotheker zulassen, sondern auch den... Mehr»
Gehe kürzt auf 3,15 Prozent
Das Beschnuppern und Taktieren der Großhändler nach dem Skonti-Urteil hat ein Ende. Die ersten Reaktionen sind da. Gehe/Alliance Healthcare... Mehr»
Skonto: Phoenix kündigt Gespräche an
Parallel zu Gehe/AHD stimmt Phoenix die Kunden am heutigen Tag auf eine Anpassung der Konditionen ein – sprich: Streichung von Skonto auf Rx,... Mehr»