Apothekenreform

Honorarumverteilung: Lauterbach spricht jetzt mit Abda

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Berlin -

Es riecht nach einem Deal. Kurz vor Weihnachten will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seine Apothekenreform zum Abschluss bringen, und offenbar finden dazu derzeit im Bundesgesundheitsministerium (BMG) mehrere Gespräche mit der Abda-Spitze statt. Wohin die Reise geht, ist aber unklar. Denn es wird nur in engstem Kreis verhandelt.

Über Monate hinweg hatte die Abda keinen Kontakt zu Lauterbach; am 13. Oktober fand dann endlich ein Treffen statt. Da hatte der Minister längst gezeigt, wie er zur Apothekerschaft steht: Wenige Woche zuvor hatte er – einen Tag vor dem Deutschen Apothekertag (DAT) – seine weitreichenden und unabgestimmten Reformpläne via Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in die Öffentlichkeit gebracht. Und die Standesvertretung damit brüskiert.

Auch das Treffen im Oktober verlief trotz „intensiver Gesprächsatmosphäre“ ernüchternd, der Minister habe „keine Zugeständnisse“ gemacht, teilte Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zerknirscht mit. Und auch Lauterbach gab öffentlich zu Protokoll, dass es bei den Honorarvorstellungen weiter Konflikte gebe. Im BMG machten sich die Beamten an die Arbeit, die Apothekerschaft ging in den Protestmonat und kündigte einen gesundheitspolitischen Marathon bis weit ins neue Jahr hinein an.

Mehrere Gesprächstermine

In dieser Woche kündigte Lauterbach vor Kassenvertretern an, dass der Entwurf in den nächsten Tagen vorgestellt werden soll. Ein Schwerpunkt soll die angekündigte Umverteilung des Honorars sein: Das Abrechnungssystem sei in die Jahre gekommen und mache es insbesondere kleinen Apotheken schwer, über die Runden zu kommen. Details zum Zeitplan verraten wollte das BMG auf Nachfrage nicht, öffentliche Termine kündige man wie immer früh genug an, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit.

Auffällig ist, dass jetzt plötzlich mehrere Termine mit der Abda stattfinden. Mitte der Woche war Overwiening bereits im BMG, und es sollen weitere Treffen geben. Das klingt stark nach finalen Abstimmungen – und zwar in kleinster Runde: Nach außen dringt nichts, wohl nicht umsonst scheint die Abda derzeit auch in der öffentlichen Kommunikation zu Lauterbachs Reformvorhaben abgetaucht zu sein.

Gestaffelte Pauschale

Vom Tisch ist offenbar, so ist es aus BMG-Kreisen zu hören, die gestaffelte Packungspauschale. Die Idee – wie sie unter anderem vom Vorstand der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern (AKMV) vorgeschlagen wurde – eine gewisse Anzahl an Packungen höher zu vergüten und bei größeren Mengen das Fixum zu reduzieren, hat zwar einen gewissen Reiz. Aber es gibt auch Bedenken – rechtlicher, aber auch rein rationaler Natur: Analog zum Zero-Pay-Day bei den Ärzten könnte bei Erreichen der Grenze die Vergütung so unattraktiv werden, dass nach kreativen Auswegen gesucht werden könnte. Auch die Problematik der Hochpreiser könnte damit noch verschärft werden. Und abgesehen davon würden die Versender es wohl kaum hinnehmen, dass man auf diese Weise bei ihnen die Luft rauslässt.

Mehr Geld für Notdienst

Stattdessen hat Lauterbach zuletzt auffällig oft das Thema Notdienst angesprochen. Einige Apotheken auf dem Land müssten zwei Notdienste pro Woche stemmen, „das ist beachtlich“, sagte er etwa im Interview mit der Apotheken Umschau. „Ich kenne wenige Berufsgruppen, die dazu noch bereit wären. Das werden wir besser vergüten.“ Und auch bei seinem Auftritt in dieser Woche beim GKV-Spitzenverband stellte er Apotheken, die viele Notdienste leisteten, etwa auf dem Land, den große Apotheken gegenüber, „die viele teure Medikamente abgeben, verdienen sehr gut, ohne dass sie viel Beratung anbieten“.

Dazu passt die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, nach der der Nacht- und Notdienstfonds zu einem Sicherstellungsfonds weiterentwickelt werden solle. Auch eine Verordnungsfähigkeit für Notfallbotendienste haben SPD, Grüne und FDP vereinbart – ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie diese eigentlich geleistet werden sollen.

Zweifel bleiben

Beides klingt also genauso unausgegoren: Schon heute gibt es bis zu 400 Euro pro Notdienst – eine noch höhere Pauschale könnte schnell zu neuem Ärger führen, zumal seit Jahren immer wieder Stimmen laut werden, die eine Zentralisierung an den Bereitschaftszentren fordern. Skeptisch bezüglich einer weiteren Quersubventionierung des unzureichenden Fixums äußerte unlängst auch Dr. Sebastian Schwintek von der Treuhand Hannover: „So hohe Honorare können Sie gar nicht ausschütten, dass sich das ohne eine angemessene Packungspauschale lohnt.“

Da die geplante Umverteilung also nicht nur viele Fallstricke hat, sondern auch weit reichende und teilweise noch gar nicht abzuschätzende Wirkungen für den gesamten Apothekenmarkt hat, wäre Lauterbach gut beraten, sich mit Expertinnen und Experten zu beraten. Bei der Honorarumstellung im Jahr 2003 hatte der damalige Abda-Geschäftsführer Dr. Frank Diener umfangreiche Kalkulationen und Zahlenwerke geliefert, auf deren Grundlage dann eine Einigung zwischen Ministerium und Apothekerschaft zustande kam.

Wie viel fachlichen Einfluss die Abda jetzt noch nehmen kann oder ob es nur noch um einen Tauschhandel geht, wird sich zeigen. Derzeit sieht es aber eher so aus, als ob er einen am Reißbrett erarbeiteten Entwurf vorlegen will – und zwar noch vor Weihnachten. Komme was da wolle.

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