Nutzenbewertung

Zusatznutzen für Zydelig und Provenge

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Berlin -

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat für Zydelig (Idelalisib) einen Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen für Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) festgestellt, bei denen es keine weiteren Therapieoptionen gibt. Damit entschied der G-BA anders als zuvor das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das keinen Zusatznutzen gesehen hatte. Derweil gibt es beim Krebsimpfstoff Provenge dank neuer Daten ein besseres Urteil vom IQWiG.

In der EU ist Zydelig zugelassen in Kombination mit Rituximab zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit CLL, die mindestens eine Vortherapie erhalten haben, oder als Erstlinientherapie bei Vorliegen einer 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation bei Patienten, die für eine Chemoimmuntherapie ungeeignet sind.

Zydelig ist zudem als Monotherapie zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit follikulärem Lymphom (FL), die refraktär gegenüber zwei Vortherapien sind. Das Präparat wird zweimal täglich oral eingenommen und ist als Filmtablette in den Dosierung 100 und 150 Milligramm erhältlich. Idelalisib ist ein hochselektiver und -potenter Inhibitor der Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) delta. PI3K delta ist entscheidend an der Aktivierung und dem Überleben von B-Lymphozyten beteiligt und spielt bei vielen bösartigen B-Zell-Erkrankungen eine Rolle.

Laut Hersteller Gilead führte Zydelig bei vorbehandelten CLL-Patienten mit mindestens drei Vortherapien in Kombination mit Rituximab zu einer hohen Steigerung der Remissionsrate und einer ebenso signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens im Vergleich zu einer Rituximab-Monotherapie. Idelalisib führte zudem zur Verbesserung der Lebensqualität und der Gesamtüberlebenszeit.

Für FL-Patienten mit erkannte der G-BA keinen Zusatznutzen. Gilead kritisierte, das Präparat habe in der Monotherapie bei sehr fortgeschrittenen Patienten, die mehrfach refraktär waren, eine Ansprechrate von 57 Prozent erreicht, was klinische Experten als außergewöhnlich bezeichnet hätten. Im August wurde Zydelig in der EU zugelassen. In Kürze sollen die Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband beginnen. Bis Ende September sollen diese abgeschlossen sein.

Einen Zusatznutzen sieht das IQWiG nun doch für Provenge (Sipuleucel-T) von. Das Präparat ist seit September für Männer mit metastasierendem Prostatakrebs zugelassen, die keine oder nur wenig Beschwerden haben und noch keine Chemotherapie benötigen. Der Impfstoff besteht aus körpereigenen dendritischen Zellen, die nach der Entnahme im Labor mit PA2024 inkubiert wurden. PA2024 ist ein gentechnisch hergestelltes Protein aus prostataspezifischer saurer Phosphatase (PAP) und humanem Granulozyten-Makrophagen-Kolonie stimulierendem Faktor (GM-CSF).

Bei der Dossierbewertung des IQWiG vom Januar ließ sich für Sipuleucel-T kein Zusatznutzen ableiten. Dann reichte der Hersteller Dendreon Daten nach, aus denen sich ein nicht quantifizierbarer Zusatznutzen ergibt.

In allen drei Zulassungsstudien, die der Hersteller zum Vergleich von Sipuleucel-T mit Placebo im Dossier vorgelegt hatte, kam es zu Therapiewechseln: So begannen mehr als zwei Drittel der Patienten in der Placebogruppe nach Fortschreiten der Erkrankung eine Behandlung mit Sipuleucel-T. Zwar erhielten die Patienten nach der Progression in beiden Studienarmen eine Chemotherapie mit Docetaxel. Der jeweilige Anteil der Patienten mit Docetaxel-Gabe und deren Zeitpunkt waren aber unterschiedlich und die Angaben im Dossier dazu unvollständig. Deshalb seien die Studienergebnisse zum Gesamtüberleben im Dossier nicht sinnvoll zu interpretieren gewesen.

Auch Docetaxel hat einen positiven Effekt auf das Gesamtüberleben. Wird es im Sipuleucel-Arm beispielsweise zu einem früheren Zeitpunkt gegeben als im Kontrollarm, lässt sich eine niedrigere Sterblichkeit nicht allein auf die Wirkung von Sipuleucel-T zurückführen. Dann bestehe das Risiko, die Wirkung von Sipuleucel-T zu überschätzen.

Der Hersteller legte weitere Daten und Sensitivitätsanalysen zum Gesamtüberleben vor. Dadurch zeigte sich im Vergleich zur Primäranalyse der Daten ein konsistentes Bild: Die geringere Sterblichkeit in den Sipuleucel-Armen lässt sich demnach nicht allein durch die unterschiedliche Gabe von Docetaxel nach der Progression erklären.

Den Vorteilen beim Überleben stehen allerdings negative Effekte in Form von Nebenwirkungen gegenüber: Fieber, Kopfschmerz und Schüttelfrost kamen bei den Patienten im Sipuleucel-Arm häufiger vor. Diese Nebenwirkungen waren nicht schwerwiegend und traten überwiegend nur direkt nach der Sipuleucel-Gabe auf. Deshalb stufe dies den positiven Effekt bezüglich der Sterblichkeit nicht herab, so das IQWiG.

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