Universität Leipzig

Pharmazieinstitut: Bangen geht weiter

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Leipzig -

Das Leipziger Pharmazieinstitut feiert seinen 20. Geburtstag nach der Wende – ein Jubiläum mit Beigeschmack, denn nach wie vor plant die Universitätsleitung, das Institut zu schließen. An der Patt-Situation im Streit um das Institut hat sich bislang wenig geändert, trotzdem ist man in Leipzig verhalten optimistisch.

Das Pharmazieinstitut wurde 1938 gegründet und entwickelte sich schnell zu einer der größten Ausbildungsstätten für Pharmazeuten. 1969 wurde das Institut im Rahmen der Dritten Hochschulreform der DDR geschlossen. „Die Gründe von damals erinnern fatal an das, was heute zu dem Thema vorgebracht wird“, mahnte Institutsleiterin Professor Dr. Michaela Schulz-Siegmund bei der Festveranstaltung.

Der Hochschulentwicklungsplan der sächsischen Landesregierung verpflichtete die Universität Leipzig 2011 zur Streichung von 48 Personalstellen bis 2014. Rektorin Professor Dr. Beate Schmücking teilte im Dezember 2011 mit, unter anderem das Pharmazieinstitut schließen zu wollen.

Weil es sich bei der Pharmazie um einen Staatsexamensstudiengang handelt, müssen sowohl das Wissenschafts- als auch das Sozialministerium der Schließung zustimmen. Während Wissenschaftsministerin Professor Dr.Sabine von Schorlemer (parteilos) dem Antrag der Universität stattgab, legte Sozialministerin Christine Clauß (CDU) im September ihr Veto ei

Seitdem hat sich in Leipzig wenig getan und es wird befürchtet, dass das Institut sukzessive aufgelöst wird. In einem Gespräch mit Studierenden sollen Vertreter des Wissenschaftsministerium von einem „Schachzug“ gesprochen haben, mit dem das Institut trotz Einspruchs geschlossen werden kann: Das Institut und seine Mitarbeiterstellen sollten nach und nach gestrichen werden, sodass ein unrentabler Studiengang entstehe und Druck auf die Sozialministerin ausgeübt werde, ihr Veto zurückzuziehen, beschrieben die Studenten den Plan.

Tatsächlich sind in diesem Jahr schon drei Stellen weggefallen. Dies wurde bei der Neuberechnung der Kapazität des Studiengangs berücksichtigt, so dass statt den bisher üblichen 50 nur 36 Studenten immatrikuliert werden sollen.

Schulz-Siegmund zieht vage Hoffnung aus einer Mitteilung der Universität zum Jubiläum des Instituts. Prorektor Professor Dr. Thomas Lenk ließ verlauten, man werde das Institut zur Schließung vorschlagen. „Das klingt doch schon besser als ‚Wir schließen es’, wie es noch vor wenigen Wochen hieß“, so Schulz-Siegmund.

Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA und der Sächsischen Apothekerkammer, und Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, sprachen sich bei der Festveranstaltung erneut für den Erhalt des Pharmazieinstituts aus: „Die Apothekerschaft in Sachsen braucht dieses Institut“, betonte Schmidt. Es sei nicht nur unverständlich, sondern grotesk, wenn das Institut aufs Spiel gesetzt werde. Schmidt appellierte an die Landesregierung: „Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht.“

Koch erklärte, sie sehe die Diskussion um das Institut „mit großer Sorge“: Schon heute suchten viele Apothekenleiter händeringend einen Nachfolger. „Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze, nicht weniger“, so die Verbandsvorsitzende.

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