Aktivisten fordern „Rüben gegen Rassismus“

Die unfreiwillige Möhren-Apotheke in Wolfsburg

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Berlin -

In der Nacht von Freitag auf Samstag haben Unbekannte dem Schriftzug der „Mohren-Apotheken“ in Wolfsburg „Ö-Striche“ verliehen und das Logo übersprüht. Inhaberin Petra Grunwald sieht die Aktion als neues Level der Aggression gegen sich selbst und ihren Betrieb.

Die Mohren-Apotheke ist die zweitälteste Apotheke in Wolfsburg. Vor einiger Zeit haben Aktivisten bei einer Demo die Initiative gegen den Namen und das Logo ergriffen. „Da war kein konstruktives Gespräch möglich“, so Grunwald, die den Betrieb vor etwa 28 Jahren übernommen hat. Am Wochenende ist ihre Apotheke von Unbekannten mit Graffiti besprüht worden.

Anstelle der beiden Logos, welche eine „Mohren“-Figur mit Fantaschale und Pistill zeigen, sieht man nun zwei Karotten. Außerdem wurde aus dem „o“ im Namen des Schriftzuges neben dem Eingang ein „ö“ gemacht. An die Hauswand des Gebäudes schrieben die Aktivisten „Rüben gegen Rassismus“ und fügten in einem Brief, den Grunwald an die Tür geklebt vorfand, hinzu: „Wir haben uns dazu entschieden, die ehemalige ‘Mohren’-Apotheke, im kleinen Kreis aber dennoch feierlich, in Möhren-Apotheke umzubenennen“.

Tradition oder Rassismus?

Das Wort „Mohr“ wird auf dieselbe Stufe wie das N-Wort gehoben und ist für viele Menschen eine rassistische Fremdbezeichnung. Selbst wenn der Begriff bis zum 10. Jahrhundert die Ehrung der Mauren, die im Mittelalter pharmazeutisches Wissen nach Europa trugen, zum Ausdruck brachte, bekam er spätestens durch Sklaverei und Kolonialismus eine negative Assoziation.

Grunwald sieht in dem Begriff eine „Würdigung“ der Tradition. Apotheker:innen würden schließlich dem eigenen Betrieb keinen Namen geben, durch den sich Menschen verletzt fühlen würden. Ihre Apotheke gebe es seit den frühen 50er-Jahren. „Die Mohren-Apotheke hat demnach seine Berechtigung und gehört mit diesem Namen einfach auch zu Wolfsburg“, betont die Inhaberin. Dies würden ihr auch ihre Kund:innen entsprechend zurückmelden und ihr damit den Rücken stärken.

Es kann nicht der richtige Weg sein, mit Sachbeschädigung auf eine andere Sichtweise zu reagieren.

Diese Art der Aggression habe ein neues Level erreicht, findet die Inhaberin. „Das trifft mich sehr. Ich bin verletzt, wenn man mich in so eine rechte Ecke drängt.“ Zudem sei Sprache niemals rassistisch – es sei immer derjenige, der Entsprechendes dahinter denkt. Zwar würde der Name nun kontrovers diskutiert, aber Grunwald habe den Eindruck, dass diese Gespräche zugunsten der „Mohren“-Apotheke ausfallen. Einer Namensänderung würde sie nur zustimmen, wenn die Wolfsburger:innen dies wollen würden.

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