Protest-Solidarität

„Bürgermeister zog rotes T-Shirt an“

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Berlin -

Die Raben Apotheke in Zerbst bekam am Dienstag Besuch: Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) zeigte sich im Rahmen der Protestaktion „Wir sehen rot.“ solidarisch und zog ebenfalls ein rotes T-Shirt an. Im gemeinsamen Gespräch ging es unter anderem um die prekäre Situation der Apotheken vor Ort. „Wir betreiben damit sogenannte Graswurzelpolitik“, erklärt Martin Roschig, Inhaber von vier Apotheken. Er meint damit: „Es muss an der Basis klar werden, dass nicht jede Apotheke einen Porsche hinterm Haus hat.“

Die Aktionswoche unter dem Motto „Wir sehen rot.“ macht Roschig mit seinem Geschäftspartner Tom Dupke und dem gesamten Team ohne Diskussion mit. „Wir müssten alle mehr machen, anstatt immer nur zu meckern“, lautet seine Devise. Denn: „Was soll an der so erzeugten Öffentlichkeit und Reichweite denn schlecht sein“, fragt er sich. Um dem Protest Nachdruck zu verleihen, hat er den Bürgermeister von Zerbst in seine Apotheke eingeladen.

Dittmann zeigte sich solidarisch: „Er hat keine Sekunde gezögert, uns zu unterstützen, und zog sich kurzerhand auch eines unserer roten T-Shirts an“, so Roschig. Der Inhaber ist froh, dass ein SPD-Politiker in Zerbst der Gemeindevorsteher ist. „Er kennt die Probleme der ländlichen Infrastruktur und vertritt die Interessen der hier ansässigen Bevölkerung“, so der Apotheker. „Dittmann ist ebenso wie wir der Meinung, die Verbesserung der Versorgungsstruktur bundesweit in den Vordergrund zu stellen, anstatt ewige Neiddebatten zu führen“, so Roschig. „Natürlich ploppen im Rahmen der Forderung nach mehr Honorar immer wieder auch Vorurteile auf.“

„Nicht jede Apotheke hat einen Porsche“

Will heißen: „Es muss endlich deutlich werden, dass nicht jede Apotheke einen Porsche hinter dem Haus zu stehen hat“, so der Inhaber. „Wenn an der Basis klar ist, dass Apotheken sich längst keine goldene Nase mehr verdienen, dann kann die Dringlichkeit der Honorarerhöhung weiter in höhere Entscheidungskreise getragen werden“, ist sich Roschig sicher. Zumal nicht nur Ärzt:innen und Apotheker:innen die schlechte Kommunikation mit dem Gesundheitsministerium bemängeln. „Der Bürgermeister hat durchscheinen lassen, dass man selbst innerhalb der Partei nicht richtig sicher sei, wo es hingehe“, so der Apotheker.

Deswegen betreibe man „Graswurzelpolitik“: „Wir erhoffen uns, mit der Protestteilnahme sowie Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern die Öffentlichkeit zu erreichen“, so Roschig. Dabei ärgere ihn auch immer wieder ein anderer Sachverhalt: „Wenn ich mir überlege, wie viel Budget so ein Günther Jauch für seine Werbung für Shop Apotheke bekommt, würde ich am liebsten einen Aufruf an alle Kollegen und Kolleginnen starten“, so der Inhaber. „Warum legen wir nicht alle zusammen und kaufen uns einen Prominenten für die Apotheke vor Ort? Dieser könnte dann mit der eigenen Reichweite für uns Apotheken sprechen, anstatt die Menschen in den Versandhandel zu treiben“, so die Idee von Roschig.

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