In Zusammenarbeit mit der Uni

Apotheke forscht an Corona-Mittel

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Berlin -

Dass auch öffentliche Apotheken einen Beitrag zur Forschung liefern können, zeigt die Hirsch-Apotheke in Lüdenscheid. Apothekeninhaber Wolfgang Scholz hatte im Herbst vergangenen Jahres einen Kooperationsvertrag mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zur Erforschung eines Arzneimittels gegen die Covid-19 abgeschlossen. Ein potenzieller Wirkstoffkandidat, der aktuell den Namen ASM-1 trägt, konnte identifiziert werden.

ASM-1 wurde im Rahmen eines Screenings von rund 20 Darreichungen identifiziert. „Die Vorauswahl aussichtsreicher Arzneizubereitungen erfolgte aus der praktischen pharmazeutisch-chemischen Erfahrung heraus. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Arzneistoffen, die aus der Anwendung bei anderen Krankheiten bekannt und bewährt sind, sowie auf Arzneistoffen aus der Phytotherapie“, berichtet Annika Wallau, Apothekerin und Corona-Beauftragte der Hirsch-Apotheke. Somit wurden die aus pharmazeutischer Sicht aussichtsreichsten Kandidaten in die ersten Durchläufe der Untersuchungen miteinbezogen. In einem Testsystem wurden zunächst die zelltoxische Wirkung und der Effekt des Arzneimittels auf das Infektionsgeschehen beobachtet.

Um was es sich bei ASM-1 genau handelt, gibt die Apotheke nicht preis: „Geheimhaltungsvereinbarungen der Hirsch-Apotheke mit der Universität Münster und die Beachtung der Gesetze zum Schutz von intellektuellem Eigentum und Patenten stehen einer Veröffentlichung der genauen Bezeichnung von ASM-1 momentan entgegen“, so Wallau, „Die Bekanntmachung der Bezeichnung von ASM-1 wird zum gegebenen Zeitpunkt im Laufe der geplanten klinischen Forschung und gegebenenfalls der Zulassung als Arzneimittel durch die Behörden EMA und BfArM erfolgen.“ Nur dass es sich um einen pflanzlichen Wirkstoff handelt, ist bekannt.

Der antivirale Effekt gegen Sars-CoV-2 zeigte sich laut Apotheke gleich doppelt: Zum einen stellte sich ASM-1 als wirksamer Hemmstoff gegenüber Sars-CoV-2 heraus. In Versuchen mit einem sogenannten Pseudo-Virus konnte gezeigt werden, dass der Wirkstoffkandidat das Eindringen des Virus in die Zelle verhinderte. Nach den vorliegenden Ergebnissen geht die Apotheke davon aus, dass die für den antiviralen Effekt notwendigen Konzentrationen von ASM-1 deutlich unter denen liegen, die zu einer Schädigung und einem Untergang der Zellen führen könnten. Diese Information sei vor allem im Hinblick auf die Verträglichkeit von ASM-1 von Bedeutung.

Zum anderen sei der antivirale Effekt von ASM-1 bei Zellen, die Sars-CoV-2 direkt ausgesetzt waren, vergleichsweise deutlich stärker. „Es wurde eine konzentrationsabhängige Virusinaktivierung beobachtet, die so stark war, dass das Virus in den Zellen nicht nachweisbar war – im Gegensatz zum Kontrollversuch ohne ASM-1“, heißt es seitens der Apotheke. „Die durchgeführten Versuche zeigten, dass ASM-1 sowohl in der Lage ist, das Eindringen des Virus in die Zelle zu blockieren, als auch die Virusvermehrung in der Zelle zu unterdrücken.“ Dies sei ein erster Untersuchungserfolg, so Wallau. „Diese Hinweise müssen nun weiter untersucht werden, insbesondere in klinischen Studien. Allein auf Grundlage der In-vitro-Ergebnisse ist noch keine abschließende Aussage zu treffen, denkbar sind aufgrund der Ergebnisse bislang aber beide Einsatzgebiete – Prophylaxe und Therapie.“ Auch konkrete Angaben zur späteren Darreichungsform des Phytopharmakons können aktuell nicht gemacht werden. Auch hier werden sich weitere Erkenntnisse im Rahmen klinischer Studien ergeben.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine gemeinsame Arbeit der Hirsch-Apotheke mit der Uni Münster. „Wir als Apotheke konnten uns mit der Idee und mit verschiedenen Konzepten für die Wirkstoffvorauswahl einbringen.“ Aktuell trage die Apotheke überdies als persönlicher Gesellschafter die Kosten des Forschungsprojektes. „Seitens der Universität Münster sind an diesem Projekt beteiligt mehrere Professoren beteiligt, darunter Professor Dr. Georg Hempel, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Pharmazie im Institut für Pharmazie, Professor Dr. Andreas Hensel, Leitender Direktor des Instituts für Pharmazeutische Biologie und Phytotherapie, und Professor Dr. Stephan Ludwig, Leiter des Instituts für Molekulare Virologie.“

„Nun gilt es, neben der Vertiefung der experimentellen Erkenntnisse den Prozess der klinischen Erforschung zügig in Gang zu bringen, klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte für diese Erforschung zu gewinnen und gegebenenfalls ein kompetentes Unternehmen der pharmazeutischen Industrie einzubinden.“ Insofern sei dies auch als Einladung an klinische Forschungseinrichtungen und die Hersteller zu verstehen, die schnellstmögliche Bereitstellung von ASM-1 für Patientinnen und Patienten sowie für Ärztinnen und Ärzte zu unterstützen und so einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten“, so Apothekeninhaber und Forschungsprojektinitiator Scholz.

 

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