OTC-Hersteller

Hevert probiert sich am Eigenanbau

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Berlin -

Ausgangsstoffe bezieht die Pharmaindustrie fast komplett aus Fernost, weil sie dort am billigsten sind. Die Phytohersteller wiederum sind auf Lieferanten aus Ländern angewiesen, in denen Heilpflanzen wachsen. Hevert versucht sich jetzt am Firmensitz in Nussbaum am Eigenanbau. Zum Start des Projekts wird Solidago virgaurea, die Echte Goldrute, auf einer Fläche von 500 Quadratmetern angepflanzt.

Laut Firmenchef Mathias Hevert werden seit einigen Jahren fast alle Urtinkturen, die bei der Produktion homöopathischer Arzneimittel eingesetzt werden, selbst hergestellt. Die Ausgangsstoffe kommen aber von Unterauftragnehmern, die die Pflanzen entweder anbauen oder sammeln.

Bei Hevert will man jedoch unabhängiger von Lieferengpässen sein und selbst Expertise bekommen. „Mit diesem Schritt wollen wir unsere Kenntnisse in Naturheilkunde, genauer in Wirkstoffherstellung, vertiefen und die Wirkstoffqualität sichern“, erklärt Hevert.

Auch andere Hersteller setzen auf eigene Plantagen: Branchenprimus Bionorica etwa baut seit 1993 in Ungarn und seit 1995 auf Mallorca Heilpflanzen an: Das koste zwar ein Vielfaches dessen, was auf dem Spot-Markt bezahlt werde, so Firmenchef Professor Dr. Michael Popp. „Aber der Rohstoff ist entscheidend. Daher züchten wir unsere ganz eigenen Sorten an Heilpflanzen. Und wir klonen, also kopieren sie, damit jedes Medikament zu jedem Zeitpunkt überall auf der Welt die gleiche Wirkung hat.“

Soweit ist man bei Hevert noch nicht: Zunächst sollten Erfahrungen gesammelt werden, bevor die Anbauflächen in den kommenden Jahren erweitert und weitere Pflanzen angebaut würden.

Zunächst seien verschiedene Böden analysiert worden; am besten habe dabei das Gelände unterhalb des Firmenhauptsitzes abgeschnitten, so Marcus Hevert, seit kurzem ebenfalls Geschäftsführer. Um die Jungpflanzen kümmern sich ein Mitarbeiter und drei externe Berater. Zugute kommen dem Unternehmen die Erfahrungen mit dem Heilkräutergarten im Freilichtmuseum des Nachbarorts Bad Sobernheim.

Auf seine Lieferanten wird Hevert auch weiterhin zurückgreifen: Es sei nicht geplant, ganz auf die Auftragnehmer zu verzichten, so eine Unternehmenssprecherin. Dafür sei die eigene Produktion nicht ausreichend. „Das können wir mit den eigenen Flächen nicht.“

In den Hevert-Präparaten sind rund 30 verschiedene Frischpflanzenarten enthalten, die das Unternehmen in Mengen von einem Kilogramm bis einer Tonne bezieht. Pro Jahr gelangen aus Auftragsanbau und Wildsammlungen zwischen 2,5 und 3 Tonnen Frischpflanzen zu Hevert. Allein eine Lieferung von Solidago bestehe aus 500 Kilogramm, erklärt die Sprecherin. „Das ist eine der Pflanzen, die wir mit am meisten verbrauchen.“ Echinacea komme gleich in der doppelten Menge.

Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, soll der Eigenanbau schrittweise ausgeweitet werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir dann bei einigen Produkten von der Aussaat bis zum Fertigprodukt alles aus einer Hand anbieten können“, so Hevert.

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