Diätmittel

Refigura rettet Abnehmsaison

, Uhr
Berlin -

Wer im Januar zu Besuch bei Rossmann war, der konnte live zusehen, wie die Kunden reihenweise Schlankheitsmittel kauften. Mitunter kamen die Verkäuferinnen gar nicht nach, die Regale mit Almased, Yokebe & Co. nachzufüllen. Verlierer waren einmal mehr die Apotheken. Nur die Neueinführung von Refigura (Heilpflanzenwohl) konnte einen noch größeren Einbruch verhindern.

Nach Zahlen von QuintilesIMS wurden im Januar 1,5 Millionen Packungen an Diätmitteln verkauft, das waren 11 Prozent weniger als im Jahresmonat. Der Umsatz war um 3 Prozent auf 15,2 Millionen Euro rückläufig. Zwei von drei Packungen entfallen auf Diätshakes, der Rest auf Produkte zur Gewichtsabnahme wie Fettbinder. Nach Umsatz ist das Verhältnis ungefähr ausgeglichen.

Die Ersatzmahlzeiten sind längst im Drogeriemarkt zu Hause, jede zweite Packung wird laut QuintilesIMS mittlerweile bei dm, Rossmann & Co. verkauft. Die Filialisten konnten ihren Absatz im Januar leicht um 4 Prozent ausbauen. Dagegen haben die Apotheken abermals 28 Prozent verloren und kommen aktuell auf einen Marktanteil von knapp 30 Prozent. Auch Verbrauchermärkte und Discounter haben im Vorjahresvergleich deutlich verloren.

Bei den Produkten zur Gewichtsabnahme konnten die Apotheken dagegen erstmals wieder deutlich zulegen: Die Neueinführung von Refigura sorgte insgesamt für ein Absatzplus von 56 Prozent; mit 200 Millionen Packungen liegen die Apotheken wieder gleichauf mit den Drogeriemärkten – auf beide Vertriebskanäle entfallen je 40 Prozent. Vor allem die Discounter mussten in diesem Jahr massiv Federn lassen.

Im Gesamtjahr 2016 wurden laut QuintilesIMS 11,8 Millionen Packungen an Diätmitteln (minus 10 Prozent) und 5,3 Millionen Packungen an Mitteln zur Gewichtsabnahme (minus 7 Prozent) verkauft. Das Umsatzvolumen lag bei 96 Millionen Euro (minus 12 Prozent) beziehungsweise 60 Millionen Euro (minus 10 Prozent).

Während die Apotheken bei den Diätshakes ein Viertel ihres Geschäfts verloren haben, konnten die Drogerien ihre Abverkäufe leicht ausbauen. Vor allem aber tauchten erstmals in größerem Umfang entsprechende Produkte in den Filialen der Discountern auf. Dass der Markt über alle Handelskanäle und beide Subkategorien hinweg rückläufig ist, hat auch mit der Online-Konkurrenz durch Abnehmprogramme wie „I make you sexy“ und „Ich mach Dich krass“ zu tun.

Analysen der Marketingagentur Dr. Kaske bestätigen diesen Trend: Erstmals ging im Januar das Online-Interesse für das Thema Abnehmen um 10 Prozent zurück, nach einstelligen Zuwachsraten in den Vorjahren. Das Interesse an Eiweißshakes wie Almased und Yokebe war sogar um 21 Prozent rückläufig. Geschäftsführer Fabian Kaske schlussfolgert, dass der rückläufige Umsatz in den Apotheken nicht vollständig durch das Geschäft in Drogerien und Mass Market kompensiert wird. Stattdessen seien die Suchanfragen nach Fitnessprogrammen wie Bodychange um 47 Prozent gestiegen.

In Apotheken gibt es insgesamt rund 500 verschiedene Diätetika. In der Gesamtbetrachtung verliert das Segment der Ersatzmahlzeiten stärker an Bedeutung als der Bereich der Fettbinder. Führend sind Diätpulver wie Almased, Yokebe (Naturwohl), Apoday (Wepa), Xlim (Biomo), Slim Fast (Allpharm) und Multan (Weber & Weber). Noch relativ neu ist Body Control von Dr. Scheffler. Die Kooperationen sind bei den Diätpulvern mit Eigenmarken am Start.

Unter den Produkten zur Gewichtsabnahme gehören Formoline (Certmedica), Orlistat von Hexal und Ratiopharm sowie Xenical (Roche) und XLS Medical (Omega) zu den bekanntesten Marken. Alli (GlaxoSmithKline) ist seit drei Jahren außer Handel.

Neu ist Refigura; der Hersteller bewirbt sein Produkt in diesem Jahr massiv im Fernsehen. Der Fettbinder von Doppelherz (Queisser) ist seit etwas mehr als einem Jahr erhältlich. Biofax (Strathmann) wirkt entwässernd und wird ebenfalls zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Dr. Slym soll den Heißhunger stoppen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte