Großhandel

Anzag will als Alliance wachsen

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Berlin -

Im deutschen Pharmagroßhandel geht es normalerweise ordentlich zur Sache. Zwar hatte sich die Branche seit der Einführung Rabattdeckel zum Jahresbeginn eine kleine Pause gegönnt. Doch mittlerweile rechnen alle Anbieter damit, dass der Wettbewerb auf absehbare Zeit neu entfacht und die Margen wieder unter Druck geraten werden. Phoenix will den Abstand zu den Mitbewerbern wieder vergrößern, Gehe will DocMorris hinter sich lassen, Noweda-Chef Wilfried Hollmann bei bestimmten Konkurrenten wildern. Auch die Anzag will wachsen.

Nicht mehr lange, dann wird die Anzag Alliance Healthcare heißen und komplett zum weltgrößten Kettenkonzern Boots/Walgreens gehören. Obwohl die Mitbewerber in der Offensive sind, glaubt man in Frankfurt, den eigenen Marktanteil auf mittlere Sicht halten und sogar leicht ausbauen zu können: In den kommenden zweieinhalb Jahren will Anzag/Alliance um 7 Prozent zulegen – bei einem Marktwachstum von 5 Prozent.

Laut Planung des Vorstands soll Ende März 2015 ein Jahresumsatz von 4,8 Milliarden Euro in den Büchern stehen. 4,2 Milliarden Euro entfallen auf den Heimatmarkt, das sind rund 280 Millionen Euro mehr als im Geschäftsjahr 2011/12.

Bis Ende März 2013 geht man in Frankfurt davon aus, die Rabattkonditionen entsprechend der gesetzlichen Neuregelung bei den Apotheken durchsetzen und den Marktanteil zunächst bei 16,2 Prozent stabilisieren zu können. Einen Beitrag zur Bindung der Kunden an die Anzag soll Vivesco leisten.

Konzernchef Dr. Thomas Trümper ist sich bewusst, dass die Mitbewerber versuchen werden, aus den neuen Verhältnissen der Anzag Kapital zu schlagen. „Auch in Zukunft werden wir unseren Marktanteil verteidigen und Angriffe in unseren Gebieten mit aller Konsequenz bekämpfen“, warnte Trümper bei der Hauptversammlung Ende September.

Der Kampf um Kunden kostet Geld, und so gehen Trümper und sein für Finanzen zuständige Vorstandskollege Dr. Ralf Lieb davon aus, dass die Rohertragsquote schon in wenigen Monaten sinken wird. Dank AMNOG soll die Marge im Geschäftsjahr 2012/2013 zwar zunächst von 5,3 auf 5,4 Prozent ansteigen, danach aber auf 5,2 Prozent abfallen: Die Intensivierung des Wettbewerbs wird laut Planung zu schlechteren Rabattkonditionen und damit zu Margeneinbußen führen.

Weil unter dem neuen Gesellschafter aber auch massiv gespart wird, soll die Anzag trotzdem mehr verdienen. Vor allem im Personalbereich kreist der Rotstift. Unter anderem durch ein IT-gestütztes Warenwirtschaftssystem soll der Aufwand für Mitarbeiter reduziert werden. Das operative Ergebnis (EBITDA) der deutschen Töchter soll von 38 auf 54 Millionen Euro steigen. Unter dem Strich sollen 2015 im Gesamtkonzern 43 Millionen Euro stehen – nach 23 Millionen Euro im vergangenen und 39 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr.

Für den Eigentümer soll wieder Gewinn übrig bleiben. Seit drei Jahren schüttet der Konzern keine Dividende aus; ab dem kommenden Jahr sollen dafür wieder 8 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Für die Zeit nach der Übernahme durch Walgreens sieht die Grobplanung für 2015/2016 sogar 18 Millionen Euro vor. Und so stellt sich die Frage, ob man in Nottingham nicht sogar noch ehrgeizigere Pläne für die Anzag hat

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