Kann Takeda-Vakzin helfen?

Dengue-Fieber: Rasanter Anstieg in Amerika

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Berlin -

In Amerika steigen die Fallzahlen von Dengue-Fieber weiter rasant an: Laut der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (Paho) verzeichneten die US-Staaten bis Anfang Februar bereits 673.267 Fälle, davon endeten 102 tödlich. Das angebliche Problem: „Der aktuelle tetralvalente Dengue-Impfstoff TAK-003 von Takeda wird die anhaltende Epidemie wahrscheinlich nicht eindämmen“, so die Paho. Takeda hält dagegen.

Aktuell erlebt Amerika einen Rekordanstieg bei Dengue-Fieber-Fällen. Bis Februar haben sich in diesem Jahr schon 673.267 Menschen in den Staaten infiziert. Dabei steht zur Immunisierung eigentlich ein Impfstoff zur Verfügung: Qdenga (TAK-003) von Takeda. Aber: „Der Impfstoff wird die Dengue-Epidemie nicht eindämmen“, so Daniel Salas, Manager bei Paho. Die wichtigsten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Erregers seien daher immer noch Feldoperationen, Vektorkontrolle, Prävention und Bildung, so Salas. Das heißt: Die Beseitigung von Brutstätten, der Schutz vor den Stichen sowie die Aufklärung der Bevölkerung über Schutzmaßnahmen.

Zudem seien „die Impfstoffe, die derzeit zur Verfügung stünden, nicht effizient genug, um die Übertragungen zu reduzieren und Todesfälle zu verhindern", so Jarbas Barbosa, Paho-Direktor. „Die Sterblichkeitsrate liegt derzeit zwar unter 0,05 Prozent, aber diese Zahl ist schwer aufrechtzuerhalten, wenn die Situation außer Kontrolle“, so Barbosa.

Epidemie so nicht steuerbar

Das TAK-003-Vakzin besteht aus zwei Dosen, die mit einem Abstand von drei Monaten geimpft werden. Aufgrund des zeitlichen Abstandes, sei es deshalb „kein Werkzeug zur Steuerung der Epedimie in diesem Moment“, so Barbosa. Studien hätten zudem gezeigt, dass „nur eine Immunisierung über einen Zeitraum von acht Jahren in Folge, einen signifikanten Einfluss auf die Übertragung von Dengue haben würde", so Barbosa.

Derzeit bestünde laut Paho aber Hoffnung auf einen weiteren neuen Impfstoff, der in Brasilien in Partnerschaft mit dem Unternehmen MSD entwickelt wurde. Das Vakzin Butantan-DV befindet sich derzeit in Phase-3-Studien und hat gegenüber dem Takeda-Vakzin einen entscheidenden Vorteil: Eine Einzeldosis-Anwendung, die den Einsatz in Situationen mit beschleunigter Übertragung des Erregers erleichtern könnte. „Aber dieser Impfstoff wird wahrscheinlich erst 2025 verfügbar sein", so Barbosa.

Takeda hält dagegen

Takeda bewertet die Effizienz des Vakzins anders: „Die Hälfte der Weltbevölkerung ist heute dem Risiko ausgesetzt, sich mit dem Dengue-Virus zu infizieren. Durch den Klimawandel und die Urbanisierung steigt die weltweite Inzidenz weiter an. Takedas Bemühungen zielen darauf ab, die globale Nachfrage nach unserem Impfstoff zu decken und einen Beitrag dazu zu leisten, die Belastung durch Dengue auf der ganzen Welt zu verringern“, so eine Sprecherin.

Mit der Einschätzung der Paho stimme das Unternehmen insofern überein, dass: „Präventionsmaßnahmen, wie die Kontrolle von Überträgermücken und die Aufklärung der Bevölkerung zur Vermeidung von Mücken-Brutstätten, in erster Linie dazu geeignet sind, die Ausbreitung der Dengue-Viren und damit den Anstieg an Dengue-Infektionen zu begrenzen“, so die Sprecherin. „Darüber hinaus dienen Impfstoffe als eine weitere wichtige Säule der Präventionsmaßnahmen, um die Ausbreitung von Dengue-Infektionen zu verhindern. Nur eine Kombination geeigneter Maßnahmen kann langfristig und nachhaltig erfolgreich sein.“

Qdenga schützt vor Erkrankung

Und weiter: „TAK-003 ist ein tetravalenter attenuierter Lebendimpfstoff, der weltweit in über 20 endemischen und nicht-endemischen Ländern verfügbar ist. Das Vakzin wurde primär entwickelt, um Menschen in Dengue-endemischen Ländern vor Dengue zu schützen“, so die Sprecherin. Aber: „Der Impfstoff schützt vor einer Dengue-Erkrankung, eine Infektion mit dem Dengue-Virus durch den Mückenstich kann er jedoch nicht verhindern.“

Viel wichtiger sei die Gesamtwirksamkeit: „In der zulassungsrelevanten Tides-Studie betrug die Gesamtwirksamkeit bei der Prävention von Dengue 80,2 Prozent“, so die Sprecherin. Mehr noch: „Die Hospitalisierungsrate bei Dengue reduzierte sich um 90,4 Prozent. Die Wirksamkeit hält nach der zweiten Impfung nachweislich bis zu 4,5 Jahre an.“

Tigermücke auch in Deutschland

Die Tigermücke (Aedes albopictus) kann neben dem Dengue-Fieber weitere gefährliche Krankheiten übertragen und ist durch den Klimawandel inzwischen auch nach Deutschland gekommen. In Berlin wurden in diesem Jahr bereits 39 bestätigte Fälle der Tropenkrankheit Denguefieber registriert. Die Betroffenen haben sich zwar laut des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) ausschließlich im Ausland infiziert, aber mit Beginn der Mückensaison bestehe mittel- und langfristig auch das Risiko, sich hierzulande anzustecken.

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