Kommentar

OHG rettet Apotheke

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Berlin -

Personalnot, Bürokratie, Nachfolgersuche: Die Selbstständigkeit ist für Apothekerinnen und Apotheker mit vielen Risiken verbunden. Eine Lösung kann die Offene Handelsgesellschaft (OHG) als alternative Unternehmensform sein – und tatsächlich werden immer mehr Betriebe gemeinsam geführt. Die Partner profitieren dabei gerade in diesen Zeiten von zahlreichen Vorteilen, wenn sie bereit sind, an anderer Stelle zu verzichten.

Immer mehr Apotheken werden als OHG geführt. Im vergangenen Jahr waren es 812 Betriebe, mehr als doppelt so viel wie noch 2005. Vier Schultern können nun einmal eine größere Last tragen als zwei. Auch Apotheken profitieren von der Führung als OHG. Personell etwa ist bei zwei Geschäftspartner:innen und zwei Apotheken keine Filialleitung nötig – was das Ganze auch finanziell attraktiv macht. Außerdem können sie sich gegenseitig vertreten – in Zeiten des Fachkräftemangels ein deutlicher Vorteil. Auch für potenzielle Nachfolger:innen etwa aus der eigenen Familie ist eine OHG ein guter Ansporn, von Beginn an das Beste zu geben.

Geteiltes Ergebnis, geteiltes Risiko

Die Geschäftsführung ist stabiler. Die Chefs teilen sich die Verantwortung und können sich die Aufgabengebiete aussuchen, die ihnen liegen. Der eine eher die menschliche Seite – das Personal. Der andere eher die Zahlen – die Betriebswirtschaft. Pharmazeutisch sollten jedoch beide zu 100 Prozent beteiligt sein. Wer es richtig macht, hat am Ende mehr Zeit für sein Privatleben.

Zentral ist dabei natürlich, dass der Betrieb finanziell genug hergibt. Doch nicht nur Großbetriebe oder Verbünde sind OHG-Apotheken. Auch eine normale Apotheke kann sich als OHG mit der richtigen Zielsetzung am passenden Standort erfolgreich entwickeln.

Ist der Überchef damit passé? Vielleicht – wer sich auf eine Geschäftspartner:in einlässt, muss jedoch eines können: teilen. Manche sagen den Apotheker:innen nach, dass genau das ihr größtes Defizit ist. In Niedersachsen machten es drei Inhaber jedoch vor drei Jahren vor und legten ihre Betriebe zusammen. Sie klärten die Aufgabengebiete und die Ergebnisverteilung ab.

Doch diese Punkte sind nicht die einzigen, auf die es ankommt, damit der Betrieb reibungslos funktioniert. Die Partner:innen müssen sich vertrauen, sich bestenfalls gut kennen und den anderen einschätzen können. Der deutliche Anstieg der OHG-Apotheken zeigt, dass diese Unternehmensform funktioniert – und vielleicht so manchen Betrieb retten könnte.

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