Notfallkontrazeptiva

OTC-PiDaNa kommt am Montag

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Berlin -

Einen Monat hatte der Hersteller HRA Pharma den OTC-Markt für Notfallkontrazeptiva für sich allein. Denn nur EllaOne (Ulipristal) war vorerst als apothekenpflichtig gekennzeichnetes Präparat im Markt. Mittlerweile sind die ersten Generika zu Levonorgestrel (LNG) verfügbar. Am kommenden Montag zieht HRA mit seinem eigenen Präparat PiDaNa nach. Die alten, als verschreibungspflichtig gekennzeichneten Packungen werden zurückgerufen.

Die Verschreibungspflicht für beide Wirkstoffe wurde bereits am 14. März aufgehoben. Doch nur für EllaOne konnte sich HRA die überarbeitete Verpackung und den neuen Beipackzettel vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) freigeben lassen. Bei LNG mussten die Hersteller dagegen die Anpassung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) abwarten, bis sie einen Änderungsantrag ans BfArM stellen konnten.

Seit dem 1. April sind Postinor (Gedeon Richter) und Unofem (Hexal) als OTC-Präparate gemeldet. Beide Präparate sind mittlerweile beim Großhandel verfügbar, wenn auch noch nicht in allen Niederlassungen. Ab der kommenden Woche gibt es auch das Altoriginal PiDaNa als apothekenpflichtiges Arzneimittel. Und zwar ausschließlich: HRA Pharma ruft PiDaNa alle Rx-Packungen zurück.

Die OTC-Variante erhält einen neu gestalteten Umkarton: Dabei hat sich HRA nach eigenen Angaben an den Anforderungen der europäischen Zulassungsbehörde EMA für den EllaOne-Switch orientiert. Die Behörde habe Wert darauf gelegt, dass das Anwendungsgebiet „Notfallkontrazeption“ prominent auf der Verpackung erscheine und ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer schnellen Einnahme gegeben werde.

Damit können die Anwenderinnen jetzt wählen, welches Notfallkontrazeptivum sie in der Selbstmedikation einsetzen möchten – und die Apotheker und PTA können entsprechend beraten. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) sehen Ulipristal als Standard in der oralen Notfallkontrazeption.

Für das „modernere“ Ulipristal spricht der längere Zeitkorridor der Einnahme nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. LNG-haltige Notfallkontrazeptiva können vor allem für stillende Frauen eine Alternative sein, da die empfohlene Stillpause nur acht Stunden beträgt, bei Ulipristal dagegen eine Woche. Laut HRA eignet sich LNG auch besser für Frauen mit schwerem Asthma, welches durch orale Steroide nicht kontrollierbar ist.

Spielen diese Faktoren im Einzelfall keine Rolle, kann auch der Preis entscheidend sein. Das noch patentgeschützte Ulipristal-Präparat EllaOne kostet seit dem OTC-Switch 29,96 Euro statt zuvor 35,72 Euro. PiDaNa ist mit einem Verkaufspreis von 18,31 Euro gelistet, zuvor war es zwei Cent teurer. Gedeon Richter ist mit Postinor für 15,97 Euro etwas günstiger, Hexal liegt mit 16,99 Euro für Unofem dazwischen.

Diese Unterschiede gelten natürlich nur, sofern sich die Apotheken an die Listenpreise halten, da sie die OTC-Preise frei kalkulieren können. Es gibt Apotheken, die bei der Abgabe der „Pille danach“ generell eine Art Beratungspauschale auf den OTC-Preis aufschlagen. Hintergrund ist die gemäß Empfehlung der Bundesapothekerkammer (BAK) recht umfangreiche Beratung, die Apotheken bei der Abgabe idealerweise leisten sollten.

Weil nicht klar war, ob nach dem OTC-Switch noch als verschreibungspflichtig gekennzeichnete LNG-Packungen ohne Rezept abgegeben werden dürfen, hielten sich die Apotheker in den ersten Wochen an EllaOne. Der Absatz hat nach der Freigabe insgesamt stark angezogen: Allein in der ersten Woche nach dem OTC-Switch wurde die „Pille danach“ 13.500 mal in Apotheken abgegeben. Hochgerechnet auf den ganzen Monat wäre der Absatz im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 31 Prozent gestiegen.

In den folgenden Wochen hat sich das Wachstum etwas verlangsamt. Auffällig war, dass 41 Prozent der Präparate zunächst trotzdem auf Rezept abgegeben wurden. Die Nachfrage hat sich aber Woche für Woche in den OTC-Bereich verlagert.

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