Digitalisierung

Schünemann: Video-Apotheke ist Auslaufmodell

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Berlin -

Während in Hüffenhardt DocMorris und der Landesapothekerverband Baden-Württemberg noch um das Video-Abgabeterminal kämpfen, ist Apotheker Henning Schünemann mit seinem Serviceplatz in Scharrel schon einen Schritt weiter. Maximal zehn Patienten benutzen heute noch pro Monat seinen vor vier Jahren aufgestelltes Video-Terminal mit Rezeptscanner. „Die Kommunikation der Menschen hat sich verändert“, so Schünemann. Das Projekt ist aus seiner Sicht ein Auslaufmodell. 

Vor vier Jahren war das Terminal mit großen Hoffnungen gestartet: Im Eingangsbereich des Raiffeisenmarktes in Scharrel in Niedersachsen stellte der Apotheker seine blaue Box auf. Der kleine Bildschirm fällt immer noch ins Auge. Ein Tippen darauf genügt und schon wird man direkt mit einer Pharmazeutisch-technischen Assistentin oder einem Apotheker aus der Cosmas-Apotheke von Schünemann in Barßel verbunden. Der Kunde wird dann beraten, kann sein Rezept einscannen und Arzneimittel bestellen. Auch ist es möglich, dass er sein Rezept, mit Telefonnummer auf der Rückseite versehen, in einen kleinen Briefschlitz wirft. Die Arzneimittel werden dann auf dem Versandweg geliefert.

Die Idee zu diesem Serviceplatz kam Apotheker Schünemann, als in Scharrel die letzte Apotheke aus wirtschaftlichen Gründen schloss. Damit die Bürger nicht mehrere Kilometer nach Sedelsberg oder Ramsloh fahren mussten, um ihre Rezepte einzulösen, konnten sie das auch am Serviceplatz erledigen. Laut Schünemann handelt es sich bei dem Serviceplatz um ein von ihm selbst entwickeltes Projekt. „Die Apothekerkammer Niedersachsen war über jeden Schritt informiert und hatte keine Einwände.“

„Die Akzeptanz ist da. Wir ernten sehr viel Sympathie von der Bevölkerung“, so Henning Schünemann vor vier Jahren bei Eröffnung des Terminals. Die Hoffnungen auf einen Terminal-Boom haben sich aber nicht erfüllt. Nach und nach hat die Benutzerfrequenz abgenommen. „Jetzt rufen die Leute bei uns an oder bestellen die Arzneimittel mit unserer apothekeneigenen App“, so Schünemann. Die Kommunikation der Menschen habe sich auf mobile Geräte umgestellt: „Die trägt heute jeder mit sich.“

Dennoch ist Schünemann mit dem wirtschaftlichen Ergebnis seines Ausflugs ins Reich der Video-Apotheke nicht unzufrieden: „Der Terminal hat mir als Werbefläche gute Dienste geleistet.“ Viele Besucher des Raiffeisenmarktes seien so auf seine Apotheke aufmerksam geworden und bestellten jetzt ihre Arzneimittel über mobile elektronische Wege bei ihm. Per Botendienst würden die Arzneimittel dann ausgeliefert.

Zwar wirbt Schünemann auf seiner Internetseite noch für den Serviceplatz Scharrel, aber an erster Stelle steht jetzt konsequenterweise seine App: „Bestellung über Smartphone. Bequem mit der Apotheken-App Rezepte vorbestellen. Sie wollen sich künftig lange Wartezeiten und doppelte Wege ersparen? Dann nutzen Sie unsere neue Apotheken App und bestellen bequem per Foto“, heißt es dort.

Gleich dahinter folgt der Hinweis auf seine Facebook-Seite: „Werden Sie ein Freund auf Facebook. Statten Sie uns doch mal einen etwas anderen Besuch ab und kommen Sie auf unserer facebook-Seite vorbei. So bleiben Sie stets auf dem Laufenden und verpassen keine Neuigkeiten mehr – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.“ Abbauen will Schünemann den Serviceplatz in Scharrel vorerst nicht. „Hier habe ich auch weiterhin eine gute Werbefläche für unsere Dienstleistungen und Angebote“.

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