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Protaxplus retaxiert falsche Apotheke

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Berlin -

Die Firma Protaxplus hat bei Apothekern keinen besonders guten Ruf. Die Rezeptprüffirma ist vielen vor allem wegen eine Welle von Retaxationen wegen Formfehlern auf BtM-Rezepten in Erinnerung. Umso begeisterter war Apotheker Wolfram Schmidt, als er jetzt Post von Protaxplus bekam – mit Retaxationen für eine andere Apotheke.

Im Auftrag der pronova BKK kündigte Protaxplus gegenüber Schmidt eine Absetzung von etwas mehr als 820 Euro an. Beigefügt waren wie gewohnt Kopien der Rezeptimages, insgesamt etwa 20 Fälle. Nur waren die Patienten zuvor weder in Schmidts Mühlen-Apotheke noch in einer seiner drei Filialen im niedersächsischen Northeim.

Die monierte Abgabe erfolgte jeweils in der Hirsch-Apotheke in Köln. Offenbar wurden dem Schreiben an Schmidt die falschen Images beigefügt, denn nach seiner Rechnung stimmten die retaxierten Beträge nicht mit der angekündigten Absetzung überein.

Natürlich hat er Widerspruch eingelegt und auf die Verwechslung hingewiesen: „Abgesehen davon, dass Sie damit in eklatanter Weise gegen sämtliche Bestimmungen des Datenschutzes verstoßen, indem Sie mir persönliche Daten von Versicherten der pronova BKK zur Verfügung stellen, kann ich nicht für – von mir nicht zu prüfende – Fehler einer anderen Apotheke haftbar gemacht werden.“

Und dann konnte sich Schmidt – in Erinnerung an die Formretaxationen vergangener Tage – einen Seitenhieb nicht sparen: „Sollte es sich hierbei um einen Fehler Ihres Hauses handeln, freue ich mich, künftig auch sämtliche Fehler meiner Betriebe, soweit sie nur formaler Art sind, heilen zu dürfen und werde dieses Recht angesichts des vorliegenden Tatbestands Ihres Hauses gerne in Anspruch nehmen.“ Er gehe davon aus, dass die Retaxation damit hinfällig sei.

Den Fehler an sich findet Schmidt gar nicht so schlimm: „So Fehler sollten nicht passieren, aber sie passieren, ich würde das nicht so hoch aufhängen“, so der Apotheker. Die Frage sei, wie man damit umgeht. „Was mich ärgert ist, dass wir selbst Formfehler nicht korrigieren dürfen.“ Wer sich wie Protaxplus selbst solche Fehler zugestehe, müsse sie auch anderen zugestehen, findet Schmidt.

Der Northeimer Apotheker hat den Vorstand der pronova BKK; Lutz Kaiser, schriftlich über den Vorgang informiert. Eine Vertreterin der Kasse habe sich mittlerweile bei ihm gemeldet, berichtet Schmidt. Der Fall sei der pronova sehr unangenehm und man werde sich umgehend darum kümmern, wurde ihm ausgerichtet.

Bei Protaxplus war bislang niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Laut Homepage ist die Rezeptprüffirma TÜV-zertifiziert. „Klar definierte Prozesse münden in einen nachhaltigen, hochprofessionellen Qualitätsstandard, der von allen Mitarbeitern umgesetzt wird. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass sich die Qualität unserer Dienstleistungen immer auf höchstem Niveau bewegt – darauf können sich alle unsere Kunden verlassen.“

Die Rezeptprüffirma hatte ab Herbst 2011 im Auftrag der Novitas BKK sowie den mittlerweile fusionierten BKK vor Ort und BKK Hoesch Null-Retaxationen aufgrund von Formfehlern ausgesprochen. Die Beanstandungen der BtM-Rezepte waren zum Teil so kleinlich, dass sogar die Politik sich zum Einschreiten genötigt sah und andere Krankenkassen auf Distanz gingen.

Doch kurz vor einer gesetzgeberischen Lösung lenkten die „Retax-Kassen“ ein, die Bescheide wurden zurückgenommen. Die Apothekerverbände in Nordrhein-Westfalen – dem Stammgebiet der drei BKKen – fanden zuerst eine Lösung, indem sie Protaxplus mit einer abgestimmten gemeinsamen Erklärung einen halbwegs gesichtswahrenden Rückzug ermöglichten. Später folgte eine entsprechende Einigung auf Bundesebene.

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