Neu im Team

„Das haben wir immer schon so gemacht“

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Berlin -

Irgendwann ist er da – der erste Tag im neuen Team. Besonders schwierig wird es dann, wenn einem der Einstieg nicht leicht gemacht wird.

Eigentlich wollte ich gar nicht wechseln. Aber die Schließung der Apotheke, in der ich seit Ende meines Studiums gearbeitet hatte, ließ mir keine andere Wahl. Da kam das Stellenangebot als Filialleiterin wie gerufen.

Den ersten Tag in meiner neuen Apotheke habe ich mir aber ganz anders vorgestellt. Es fängt schon mit der Begrüßung an: Die fällt sehr unterkühlt aus. Vor allem der Spruch „Eigentlich kamen wir ganz gut ohne Leitung aus“ trifft mich sehr. Die Einarbeitung verläuft auch anders als gedacht. Das Kassenprogramm wird kurz mit „Da müssen Sie sich schon selbst einarbeiten“ abgehandelt. Und auch der Rest trägt nicht dazu bei, dass ich mich gut aufgehoben fühle. Bleibt abzuwarten, wie die nächsten Tage verlaufen.

Besser wird es erst einmal nicht. Komme ich morgens nicht wie der Rest des Teams um 7.45 Uhr, sondern fünf Minuten später, weil das Kind sich im Kindergarten einfach nicht losreißen konnte, werde ich den ganzen Vormittag lang mit Nichtbeachtung bestraft. Und auch so habe ich einen schweren Stand im neuen Team. Irgendwie nimmt mich niemand ernst. Alle machen das, was sie immer schon gemacht haben. Eigentlich müsste ich gar nicht da sein.

„Was wollte die Kundin gerade?“ Keine Antwort. Ich frage noch einmal nach. „Das Gleiche wie immer“.

Das Gleiche wie immer, damit sind die Blutdrucktabletten gemeint, deren Rezept erst am nächsten Tag nachgereicht wird. Ich sage, dass ich keine Abgabe ohne Rezept wünsche. Und dass ich nicht mitten im Beratungsgespräch korrigiert werden möchte. Ich bekomme keine Reaktion.

Mir wird klar: Meine Kollegin ist seit 20 Jahren hier PTA und fühlt sich – ob berechtigt oder nicht – als rechte Hand des Chefs. „Das haben wir hier schließlich immer schon so gemacht“, ist ihr Standardspruch.

Wie soll ich mich weiter verhalten? Die Flinte ins Korn werfen und nach einem neuen Job umsehen? Ich beschließe, die Sache nicht auszusitzen, sondern mit jedem Einzelnen im Team zu sprechen. Ich schicke jedem Mitarbeiter eine E-Mail, in der ich um ein persönliches Gespräch bitte. Natürlich bin ich nervös und schlafe schlecht. Wie werden die anderen reagieren?

Am nächsten Morgen komme ich pünktlich in die Apotheke. Um 11.30 Uhr habe ich das erste Gespräch. Bewusst habe ich mich für die „Teamchefin“ entschieden. Wenn ich mit ihr zuerst rede, so kalkuliere ich, werden die anderen Gespräche leichter.

Ich werde überrascht. Sie sagt, sie habe keine Nachricht erhalten und überhaupt: Zeit für ein Gespräch habe sie nicht. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Ich gehe in die Offensive: „Was genau stört Sie eigentlich an mir?“ Pause. Überrascht schaut sie mich an. „Es hat doch nichts persönlich mit ihnen zu tun.“ „Okay. Und woran liegt es dann, dass hier keiner mir das Gefühl gibt, willkommen zu sein?“ „Wir haben jetzt sechs Monate auch ohne sie die Stellung gehalten. Und alles lief sehr gut. Besser als mit dem letzten Apotheker!“

Langsam begreife ich. Die Mitarbeiter haben nur Angst. Vielleicht sollte ich ihnen noch eine Chance zu geben. Ihnen Zeit geben, sich an mich zu gewöhnen. Dazu gehört auch, meine Grenzen zu respektieren. Das sage ich genau so auch ganz deutlich – ihr und dem Rest des Teams. Diesmal scheinen alle mir wirklich zuzuhören. Manchmal muss man eben mutig sein. Wie heißt das Sprichwort so schön: Aller Anfang ist schwer.

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