Corona-Kontaktbeschränkungen

Weihnachtsgeschäft: Apothekenteams sind skeptisch

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Berlin -

Das Weihnachtsgeschäft droht in diesem Jahr wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen wegzufallen. Auch viele Apotheken sind in Sorge, dass die kommenden Wochen deutlich weniger Kundenfrequenz und Umsatz bringen werden als normalerweise. Dazu kommen besondere Herausforderungen bei der Organisation des Betriebs, wie aus einer aktuellen aposcope-Umfrage hervorgeht.

Aktuell liegt die Kundenfrequenz in den Apotheken unter Vorjahr, geben zwei von drei Befragten an (63 Prozent). Weitere 20 Prozent berichten von einer unveränderten Frequenz. Nur 14 Prozent finden, dass mehr los ist als im November 2019. Ähnlich sehen die Zahlen beim Umsatz aus.

Für den Dezember rechnet die Hälfte der Befragten (55 Prozent) mit einem Umsatz im Rx-Bereich ähnlich wie im Vorjahr. 28 Prozent gehen von einem Rückgang aus, 18 Prozent von einem Plus. Ganz anders im OTC- und Freiwahlbereich: Hier erwarten jeweils 52 Prozent einen Rückgang und nur knapp 30 Prozent einen Umsatz auf Vorjahresniveau.

Als größte Hemmnisse werden die Abwanderung von Kunden in den Versandhandel, die geringere Zahl an Arztbesuchen und damit verbundenen Verordnungen oder Empfehlungen sowie allgemein die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren gesehen. Viele Befragte berichten auch von einer rückläufigen Nachfrage beziehungsweise Kaufkraft der Kunden und davon, dass sich Kunden nicht in Ruhe in der Offizin umschauen können.

53 Prozent stimmen der Aussage zu, dass aufgrund der beschränkten Anzahl von Kunden in der Apotheke und Warteschlangen vor der Apotheke Beratungsgespräche auf das Notwendigste reduziert werden. Sogar 72 Prozent sind der Auffassung, dass aus diesem Grund weniger Zusatzverkäufe realisiert werden.

Generell finden 74 Prozent, dass das Weihnachtsgeschäft aufgrund der Zugangsbeschränkungen insgesamt leiden wird. 58 Prozent sind der Ansicht, dass das Weihnachtsgeschäft der Apotheke aufgrund des verlängerten Lockdowns komplett in den Versandhandel abwandern wird. Am meisten profitieren werden entsprechend Versandhändler wie Amazon (61 Prozent), gefolgt von Versandapotheken (20 Prozent).

Entsprechend haben viele Apotheken ihr Bestellverhalten angepasst: Während im Rx-Bereich nur 18 Prozent weniger Ware geordert haben als im Vorjahr, sind es im OTC-Bereich 40 Prozent und im Freiwahlbereich 46 Prozent. 47 Prozent haben auch weniger typische Weihnachtsprodukte bestellt wie Kosmetik- oder Tee-Sets.

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass einige für das Weihnachtsgeschäft typische Produktgruppen in diesem Jahr seltener verkauft werden als im Vorjahr, darunter Kosmetik (60 Prozent), Gutscheine (52 Prozent) und Blutdruckmessgeräte (38 Prozent). Tendenziell häufiger gekauft werden dagegen Vitamine und Mineralstoffe (44 Prozent) sowie Beruhigungs- und Schlafmittel (35 Prozent).

42 Prozent gehen davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft in den kommenden Wochen noch anziehen wird. 54 Prozent glauben dies nicht. Die Unsicherheit schlägt sich auch in der Planung nieder: Zwei von drei Teilnehmern (63 Prozent) geben an, dass sich aufgrund der Corona-Krise der Personalbedarf in der Vorweihnachtszeit nicht richtig einschätzen lässt.

Dazu kommt, dass laut der Hälfte der Befragten aufgrund der Abstandsregeln weniger Mitarbeiter gleichzeitig im HV eingesetzt werden können. 57 rechnen auch damit, dass aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr durch das Weihnachtsgeschäft mehr Kolleg*innen quarantänebedingt ausfallen könnten. Knapp zwei Drittel der PTA (64 Prozent) rechnen damit, dass die kommenden Wochen eine „heiße Phase“ für alle im Team werden. Bei den Inhabern liegt das Verhältnis bei 49:51.

Immerhin: Laut drei von vier Befragten werden gibt es in ihren Apotheken keine Abstriche, was die üblichen Weihnachtsgeschenke für die Kunden wie Kalender, Taschentücher und Produktproben angeht; nur 16 Prozent wollen hier sparen. Die Weihnachtsfeier dagegen fällt bei 82 Prozent aus.

An der aposcope-Umfrage nahmen vom 27. bis 29. November 303 Apotheker*innen und PTA teil.

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