Rheinland-Pfalz

Apothekerin wird Grünen-Chefin

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Berlin -

Die Klimaschutz-Aktivistin Jutta Paulus ist neue Landeschefin der rheinland-pfälzischen Grünen. Die Pfälzerin wurde am Samstag beim Parteitag in Lahnstein von den 158 Delegierten mit 91 Prozent der Stimmen an die Seite des Co-Vorsitzenden Josef Winkler gewählt.

Paulus war einzige Kandidatin. Ihre Vorgängerin Katharina Binz war als Abgeordnete in den Mainzer Landtag gewechselt. Rheinland-Pfalz wird seit der Landtagswahl 2016 von einer sogenannten Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) regiert.

Geboren 1967 in Gießen, hat Paulus in Marburg Pharmazie studiert. Schon als Studentin wurde sie ins Stadtparlament gewählt. Wegen der Rolle der Grünen im Kosovo-Konflikt und der Agenda 2010 trat sie aus der Partei aus, kehrte aber 2009 zurück. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 wollte sie in den Bundestag einziehen, hatte aber nur Rang 13. Ihr politischer Schwerpunkt ist nicht Gesundheits-, sondern Energiepolitik.

Damals war sie von der neuerlichen Kettendebatte ihrer Partei überrascht: Die Position der Grünen sei längst nicht geklärt, sagte sie damals: „Da hat unsere Partei noch einen Diskussionsprozess vor sich“, sagt sie. Ein Konzept dazu gebe es jedenfalls nicht. Paulus ist nach eigenem Bekunden keine Befürworterin von Ketten, da große Strukturen immer Nachteile für die Beschäftigten bedeuteten.

Für Paulus selbst stand allerdings schon immer fest: Eine eigene Apotheke kommt nicht in Frage. Das Spannungsfeld zwischen Heilberufler und Kaufmann ist ihr zu groß. Ihr 1991 mit ihrem damaligen Mann gegründete Labor für Umweltanalytik und Chemikalienbewertung wurde mittlerweile verkauft, heute arbeitet sie im Qualitätsmanagement des Krankenhauses in Neustadt.

Sie fühlt sich trotz ihrer wissenschaftlichen Arbeit fern des HV-Tisches den Apotheken noch immer nah: Durch ihre früheren Studienkollegen kennt sie den Apothekenalltag. Außerdem hat sie selbst in verschiedenen Apotheken gearbeitet.

Den Apotheken räumt Paulus neben der Arzneimittelversorgung auch einen weiteren Schwerpunkt für die Gesellschaft ein: „In die Apotheke kommen Menschen, die jemanden brauchen, der einfach einmal zuhört.“ Den sozialen Aspekt kenne sie aus eigener Erfahrung. Auch die aktuelle Honorierung sieht Paulus kritisch: „Die Vergütung, die für Zusatzaufgaben wie etwa die Kompatibilitätsprüfung bei Individualrezepturen gewährt wird, spottet jeder Beschreibung.

Paulus ist in Neustadt an der Weinstraße zu Hause. In ihrer Freizeit ist die Mutter zweier erwachsener Kinder gerne zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, Chorgesang ist ein weiteres Hobby.

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