20 Prozent auf Rx-Medikamente

Deutsche Medz: Die Apotheke ist zu beschäftigt

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Berlin -

Unter all den Websites, auf denen man rezeptpflichtige Medikamente nach dem bloßen Ausfüllen eines Fragebogens kaufen kann, sticht Deutsche Medz besonders hervor. Selbst Mindeststandards werden nicht eingehalten – bis hin zur Partnerapotheke, die angeblich in Bochum sitzt. Eine Spurensuche.

„Was, wenn die Apotheke einfach zu dir kommen könnte“, wirbt Deutsche Medz derzeit in den sozialen Medien. „Deutsche Medikamente lieber diskret & sicher online bestellen“, so der Aufruf. „Bekommen Sie die Medikamente, die Sie benötigen. Ganz ohne Wartezeit!“ Und für alle Unentschlossenen gibt es noch ein besonderes Angebot: „Nur jetzt im April [sic!] können Sie auf Deutsche Medz.de 20 % bei allen Medikamenten sparen!“

Für „alle, die sich den Weg zur Apotheke sparen möchten“, listet Deutsche Medz die vermeintlichen Vorteile auf: Neben dem diskreten Versand („Ihre Medikamente gehen nur Sie etwas an“) und mehr als eine Million zufriedene Kunden in Deutschland wird die deutsche Qualität genannt. „Alle Medikamente kommen von unserer Apotheke in Bochum, damit Sie auf der sicheren Seite sind und ausschließlich originale Produkte erhalten.“

Apotheke in Bochum, 20 Prozent Rabatt? Auf der Website fällt auf, dass die Betreiberfirma „EU Meds“ nicht mehr im britischen Nottingham sitzt, sondern ein Büro im Tiffany Tower in Dubai angegeben wird. Das überrascht, hatte doch das 2016 durch Joe und Mason Soiza gegründete Unternehmen noch vor zwei Jahren Investoren an Bord geholt, darunter drei Ex-Fußballprofis aus der Premier League.

Online-Rezepte, die außerhalb Europas ausgestellt werden, dürften von vornherein gar nicht in einer deutschen Apotheke eingelöst werden. Doch Deutsche Medz meint offenbar, eine zulässige Konstruktion gefunden zu haben: „Medikamentenausgabe durch deutsche Apotheker“, heißt es direkt an erster Stelle auf der Startseite. „Ihr Formular wird von einem deutschen Arzt geprüft und das Medikament wird von unserer Partnerapotheke im Herzen Bochums zu Ihnen geschickt.“

Unter dem Stichwort „Apothekenzulassung“ heißt es weiter: „Unsere Medikamente werden von einer deutschen Apotheke in Bochum verpackt. Die Apotheke wird von qualifizierten Apothekern betrieben und ist mit dem deutschen Apothekenverbund registriert. Wir haben einen Apothekenleiter vor Ort und hochqualifizierte Rezeptaussteller, die Experten in Ihrem Gebiet sind.“

An anderer Stelle heißt es dann noch: „Wir handeln als registrierte Apotheke, unter den Regulierungen der GPhC (Vergleichbar mit dem Deutschen Apothekenverband), welche Sie auf unserer Internetseite überprüfen können. Unsere Medikamente sind nicht nur rechtmäßig und echt, sondern werden auch von denselben Großhändlern, wie die Ihrer örtlichen Apotheke, bezogen.“

In den AGB schränkt die Betreiberfirma dann aber plötzlich ein: „DeutscheMedz.de ist keine (Internet-)Apotheke und bietet keinerlei Arzneimittel oder andere Produkte an, noch verkauft DeutscheMedz.de diese, liefert sie oder gibt sie auf anderem Wege ab.“ Vergeblich sucht man aber Angaben dazu, wer am Ende die Auslieferung übernimmt. Auch die Alternative, sich das Rezept nach Hause oder in eine Apotheke seiner Wahl schicken zu lassen, gibt es nicht: „Wurde Ihre Bestellung, durch unsere Online-Beratung, geprüft und akzeptiert, wird Ihr Rezept automatisch an unsere Apotheke weitergeleitet.“

Vielleicht erfährt man mehr, wenn man den Bestellvorgang durchspielt? In einem Test gehen wir auf die Produktseite für Bisprolol 1A Pharma, wählen Stärke und Packungsgröße aus und klicken auf „Jetzt kaufen“. Wir füllen den Fragebogen aus – keine anderen Medikamente, keine Allergien, Gewicht, Körpergröße und so weiter. Einmal klicken wir offenbar auf die „falsche“ Antwort und bekommen den Hinweis: „Wir bedauern, dass wir aufgrund Ihrer Antworten auf unsere Fragen, dieses Medikament nicht für Sie verschreiben können.“ Doch wir können sofort die Eingabe korrigieren, bestätigen, dass wir alles korrekt und ehrlich beantwortet haben, legen ein Kundenkonto an und sind am Ziel: Das Präparat liegt im Warenkorb und wartet auf Bezahlung.

Von einer Apotheke haben wir immer noch nichts gelesen. Also versuchen wir, mit den Betreibern in Kontakt zu treten: „Wir sind für Sie da“, heißt es auf der Website: „Unser Team, vom Apotheker bis zum Kundendienst, sind freundlich und stets hilfsbereit. Sollten Sie ein Anliegen haben, können Sie unseren Kundendienst per E-Mail, Telefon oder LiveChat erreichen.“

Der „Live Chat“ entpuppt sich schnell als bloße Eingabemaske für eine Textnachricht: „Wir antworten normalerweise innerhalb weniger Stunden.“ Zwei Telefonnummern findet man, eine in Frankfurt, wo unter der angegebenen Adresse mit „AmedsiDoc“ gleich der nächste Rezeptdienst zu finden ist, diesmal als Niederlassung eines gleichnamigen US-Unternehmens mit Sitz in Miami. Die zweite Telefonnummer ist ortsunabhängig. In beiden Fällen geht niemand ans Telefon.

Per E-Mail bitten wir schließlich um einen Kontakt zur Apotheke. Zunächst verweist uns eine Mitarbeiterin an die Finanzabteilung, da man die Zahlung für die – abgebrochene – Bestellung „bis heute nicht erhalten“ habe. Wir bleiben dran, erneuern unsere Bitte und erhalten nunmehr folgende Antwort: „Guten Tag, Wir koennen leider nicht die Kontakt daten den Apotheke ihnen anbieten, weil die zu beschaeftigt sind. Gruss.“

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