Restauration

Von Goethe-Unterkunft zur Apotheke Maria Hendrischke, 02.08.2015 08:58 Uhr

Berlin - 

Einst Postgasthof, heute Apotheke: Im „Schwarzen Adler“ im baden-württembergischen Ellwangen übernachteten berühmte Persönlichkeiten wie Goethe und Mozart. Heute ist im selben Gebäude die Adler-Apotheke untergebracht. An den Besuch Goethes erinnert eine Szene der bemalten Fassade, die derzeit restauriert wird. Inhaber Dr. Richard Krombholz nutzt den Bauzaun kreativ für eine eigene Ausstellung zur Geschichte des Hauses und seiner Apothekerfamilie.

2008 übernahm Krombholz die Apothekenleitung von seinem Vater; seit 1993 hatten beide bereits zusammen gearbeitet. Krombholz ist Apotheker in fünfter Generation. „Ursprünglich stammt meine Familie aus Wien“, erzählt er. Seine Vorfahren hätten im Sudetenland gearbeitet; von dort wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben.

Die Familie kam 1950 nach Ellwangen und betreibt seitdem eine Apotheke im Haus Zimmerle, in dem ehemals der Postgasthof „Schwarzer Adler“ untergebracht war. Im Namen „Adler-Apotheke“ spiegelt sich die Geschichte des Gebäudes wider.

Schon 1543 wurde das Gebäude erstmals urkundlich erwähnt. Johann Wolfgang von Goethe war hier auf der Rückreise aus der Schweiz als Gast untergebracht. Eine Malerei auf der Hausfassade bildet das genaue Datum ab: Vom 3. auf den 4. November 1797 hat Goethe dort gewohnt.

Die Fassade der Apotheke wurde 1896 von dem Stuttgarter Maler Hans von Kolb gestaltet. Doch die Zeit hat Spuren hinterlassen: „Das Haus sah leider schon sehr heruntergekommen aus“, sagt Krombholz. Im vergangenen Herbst habe er das Gebäude erworben; zuvor sei er Mieter gewesen. Er habe der Stadt kurz darauf ein Restaurationskonzept vorgelegt. „Länger warten wollten wir nicht, damit wird es ja nicht besser“, erklärt er. So begannen am 1. Juni die Bauarbeiten, die noch bis in den November andauern sollen.

Krombholz hatte befürchtet, dass eine Baustelle um die Apotheke gerade auf ältere Kunden abschreckend wirken könnte. Daher sollte eine Ausstellung am Bauzaun die Apotheke auch im verhüllten Zustand attraktiv machen. „Auf einer Seite des Eingangs gibt es daher einen Abriss zur Geschichte des Hauses; auf der anderen wird die Geschichte meiner Familie dargestellt“, berichtet Krombholz.

Ursprünglich habe er sogar eine komplette Verhüllung der Apotheke im Stile des Künstlers Christo geplant. Doch davon habe der Statiker abgeraten: Auf der anderen Straßenseite sei ein ebenfalls eingerüstetes Haus während eines Sturms fast in sich zusammengefallen. „Wir haben daher nur ein kleines „Pflaster“ am Gerüst angebracht“, sagt Krombholz.

Das Konzept ging wohl auf: „Wir haben durch die Baustelle keinen Kundeneinbruch erlebt; eher im Gegenteil! Alle drücken uns die Daumen, dass mit der Restauration alles klappt. Kunden bringen uns sogar alte Fotos und Postkarten von dem Gebäude vorbei“, berichtet Krombholz. Diese Bilder fotografiert er ab.

Mit der Restaurierung der Fassade werde es noch nicht getan sein, berichtet er. „Wir haben das älteste originale Treppenhaus im Ort, das muss dringend im kommenden Jahr restauriert werden“, so Krombholz. Das oberste Stockwerk wolle er längerfristig zudem zu Sozialräumen für die Apothekenmitarbeiter ausbauen.

Doch zunächst stehe im November zum Abschluss der Fassadenrestauration eine kleine Aktion an. „Wir werden definitiv feiern“, sagt der Apotheker. Ob das eine Illumination oder ein Teeausschank sein werde, sei noch offen. „Vielleicht laden wir auch den Gottschalk ein“, meint Krombholz im Scherz. Für das Apothekengebäude sind prominente Gäste zumindest nichts Neues.