Berlin

Die Kunstapotheke Maria Hendrischke, 22.05.2016 08:06 Uhr

Berlin - 

Die Hölderlin-Apotheke in Berlin-Kreuzberg ist ein Hingucker: Die Kunden werden dort nicht nur mit Arzneimitteln, sondern auch mit einer Dosis Kunst versorgt. Denn Apothekengründerin Veronika Blum hat neben Pharmazie auch visuelle Kommunikation studiert. Ihre Apotheke hat sie in eines ihrer Kunstwerke verwandelt. Seit dem 1. Januar wird die Kunstapotheke von der neuen Inhaberin Ulrike Lange weitergeführt.

Blum hat an der Freien Universität Berlin Pharmazie studiert und war zugleich als Gasthörerin an der Hochschule der Künste eingeschrieben. Daher ist die Apothekerin auch bildende Künstlerin. 1977 gründete sie die Hölderlin-Apotheke in der Nähe des Checkpoint Charlie. Dort erkennt man auch ihre künstlerische Leidenschaft, denn im Jahre 2000 wurde die Apotheke nach ihren Entwürfen umgestaltet.

Nicht nur in der Apotheke, sondern auch auf einer benachbarten Grünfläche sind Skulpturen von Veronika Blum ausgestellt. Der „Kunstgarten“ gehört eigentlich nicht direkt zu den Räumlichkeiten: „Aber die Hausverwaltung hat ihn Frau Blum zur Nutzung überlassen“, so Lange. Der Park wird von einem kleinen Zaun umgeben, so dass die kleine Grünfläche den Charakter einer Ausstellung bekommt.

Ende 2015 hat sich Blum in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Apotheke – und ihre Mitarbeiterinnen – hat sie an Ulrike Lange übergeben. Lange ist keine Künstlerin, sie will aber die Kiez-Apotheke in Blums Sinne weiterführen: „Die Einrichtung soll so bleiben, sie gehört schließlich zur Apotheke.“ Mit der „Kunst“ zu arbeiten sei praktisch, da die Entwürfe der Pharmazeutin genau auf die Bedürfnisse der Apotheke zugeschnitten seien.

Ulrike Lange ist im Jahr 2000 für ihr Pharmaziestudium nach Berlin gekommen und geblieben.. Sie stammt aus einer Apothekerfamilie, daher auch ihre Leidenschaft zu diesem Beruf. „Ich hatte schon das langfristige Ziel, eine Apotheke zu übernehmen“, sagt sie. Nach einiger Zeit als angestellte Apothekerin wurde sie dann tatsächlich von einem Bekannten informiert, dass Blum einen Nachfolger für die Hölderlin-Apotheke suche. „Die Apotheke hat mir gleich gefallen. Und Frau Blum und ich hatten einen guten Draht zueinander“, sagt Lange. Damit war die Sache entschieden.

Heute kommt Veronika Blum hin und wieder als Besucherin in die Hölderlin-Apotheke, sagt Ulrike Lange. „Sie hatte auf jeden Fall vor, sich im Ruhestand noch stärker der Kunst zu widmen.“ Ob es schon neue Werke gebe, wisse sie allerdings nicht.

Auch wenn die Einrichtung erhalten bleiben soll, will Lange gewisse Kleinigkeiten verändern. „Ich versuche, herauszufinden, was sich die Kunden wünschen, um mich an ihre Bedürfnisse anzupasssen.“ Derzeit sei eine Orientierung auf die Versorgung von Kindern geplant: „Immerhin wohnen hier in Kreuzberg viele Familien mit Kindern.“ Daher hat Lange in der Offizin eine Kinderspielecke eingerichtet. Der Verleih von Milchpumpen und Babywaagen soll ebenfalls erweitert werden. Auch eine Erweiterung des derzeitigen Kosmetikangebotes schließt sie nicht aus – es bleibt also spannend im Kiez.