Zytoservice

Der mächtige Minderheitsaktionär Patrick Hollstein, 18.02.2012 10:49 Uhr

Berlin - 

Im Apothekenmarkt haben Finanzinvestoren dank des Fremd- und Mehrbesitzverbotes nichts zu suchen. Anders sieht es im Bereich der parenteralen Rezepturen aus – hier machen industrielle Herstellbetriebe den Zytoapotheken zunehmend Konkurrenz. Nach Onkologen und Herstellern haben auch Private-Equity-Firmen die Nische entdeckt. Beim Marktführer Zytoservice hat sich der Berliner Finanzinvestor Capiton weit reichende Befugnisse gesichert.

Zytoservice war 2002 von den Hamburger Apothekern Enno Scheel, Thomas D. Boner und Thomas Hintz gegründet worden. Die drei Partner hatten umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der onkologischen Versorgung: Scheel und Boner in der Herstellung von Zytorezepturen, Hintz in der Belieferung von Krankenhäusern. 2006 wurden die beiden Compounding-Zentren der Firma als Herstellbetriebe zugelassen – damit konnte Zytoservice auch andere Apotheken und Kliniken beliefern. Um weiter wachsen zu können, brauchten die Apotheker aber Geld.

Ende 2007 kam der Berliner Finanzinvestor Capiton als Eigentümer an Bord. Über einen Beteiligungsfonds übernahm das Private-Equity-Unternehmen 40 Prozent der Anteile. Seitdem stehen die Zeichen auf Expansion: Im Dezember 2009 wurde für zehn Millionen Euro in Hamburg-Jenfeld ein Produktionswerk mit 2500 Quadratmetern und knapp 30 Werkbänken eingeweiht; außerdem wurde ein Vertriebsbüro in Hennef eröffnet.

 

In der Außenwahrnehmung reduziert man bei Zytoservice die Rolle von Capiton auf die des Geldgebers und Minderheitsaktionärs. Doch interne Unterlagen zeigen, wer der eigentliche Herr im Haus ist: Geschäftspläne muss der Investor vorab genehmigen; monatlich muss Zytoservice dann betriebswirtschaftliche Auswertungen an Capiton schicken.

Außerdem haben die Berliner weitreichende Vetorechte, etwa bei der Anstellung von Geschäftsführern, der Eröffnung und Schließung neuer Betriebsstätten, dem Kauf von Unternehmen und dem Einstieg in neue Geschäftsfelder sowie der Aufnahme von Darlehen und der Übernahme von Bürgschaften, die bestimmt Summen übersteigen. Verträge über ein Volumen von 5 Millionen Euro bedürfen der Zustimmung des Minderheitsaktionärs.

Auch verkauft werden kann Zytoservice eigentlich nur durch Capiton: Wollen die Altgesellschafter – das sind Scheel und Boner – aussteigen, muss Capiton explizit zustimmen und kann dann zuerst zuschlagen. Zwar haben auch die beiden Apotheker ein Vorkaufsrecht für die Capiton-Anteile. Kommt die Finanzierung jedoch nicht innerhalb eines Monats zustande, kann der Investor nicht nur seine eigenen Anteile verkaufen, sondern dann auch seine Mitgesellschafter zum Ausstieg zwingen – solange die Konditionen dieselben sind.