Eucerin/Hansaplast

Apothekenpflicht ohne MGDA-Siegel Alexander Müller, 29.11.2007 16:29 Uhr

Berlin - 

Die Firma Beiersdorf nährt die im Markt kursierenden Gerüchte, das Unternehmen werde einzelne Produktlinien aus der Apothekenexklusivität herausnehmen: Die Marken Hansaplast med und Eucerin werden künftig nicht mehr das Zeichen „Gesundheit nur in der Apotheke“ der Marketing-Gesellschaft Deutscher Apotheker mbH (MGDA) führen. Wiederholt waren diese Produkte in den vergangenen Wochen und Monaten in Filialen der Drogeriemarktkette Ivan Budnikowsky (Budni) aufgetaucht, obwohl Beiersdorf sie apothekenexklusiv vertrieben und sogar mit dem MGDA-Siegel versehen lassen hatte. Der Vertrag wurde laut MGDA jetzt von Beiersdorf ohne Angabe von Gründen gekündigt.

Andere Hersteller, die ihre Produkte ebenfalls von der MGDA lizensieren lassen und den exklusiven Apothekenvertrieb auch tatsächlich garantieren können, würden allmählich misstrauisch, sagte MGDA-Marketingleiter Diethard Grundl gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Die Firmen fragen uns, ob hinter dem Vorgehen eine Strategie steckt, oder ob es ein Versehen ist.“ Gerüchte, nach denen Beiersdorf den Markt ausprobieren will, bestätigte Grundl nicht. Man könne sich nur an das halten, was Beiersdorf offiziell verlauten lässt.

Nach eigenen Angaben will Beiersdorf am Vertriebsmodell nichts ändern: „An der Apothekenpflicht wird festgehalten“, sagte eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Eine entsprechende schriftliche Erklärung liegt auch der MGDA vor. Beiersdorf hatte den Vertrag gekündigt, kurz nachdem die MGDA wegen des Vertriebs im normalen Einzelhandel nachgefragt hatte, so Grundl. Die Beiersdorf-Sprecherin erklärte: „Wir vermuten, dass die Packungen über den Großhandel in die Drogerien geraten.“ Derzeit führe der Konzern Gespräche mit Großhändlern, bislang allerdings ohne Ergebnis.

Eine Sprecherin von Budni bestätigte, dass ein Großhändler die Drogeriemärkte mit Eucerin und Hansaplast med beliefert. Ein anderer Lieferant habe bereits wegen Produkten der Serie „frei“ angefragt. Für die zu 90 Prozent in Hamburg vertretenen Budni-Märkte sei es ärgerlich, dass die Hersteller ausschließlich Apotheken beliefern wollten, so die Sprecherin. Daher verhandele man jetzt mit den Lieferanten. „Wir haben nicht vor, Apothekenpreise zu zerschießen, wir wollen nur mehr Kompetenz ausstrahlen“, so die Sprecherin.

Bislang war auch der Hamburger Apotheker Stefan Bröge verdächtigt worden, über seine Versandapotheke „Hamburger Arznei“ die Budni-Drogerien beliefert zu haben - Budni bewirbt die Versandapotheke auf seiner Homepage. Bröge wies diesen Vorwurf gegenüber APOTHEKE ADHOC zurück: „Ich habe keinen Liefervertrag mit Budni. Das ist eine rein werbliche Kooperation, die der Kundengewinnung für die Versandapotheke dienen soll.“ Er vermutet, dass ein Kollege die naheliegende Beziehung als Trittbrettfahrer benutzt haben könnte.

Es bleibt offen, warum Beiersdorf den Vertrag mit der MGDA aufgelöst hat, obwohl Eucerin und Hansaplast med dem Vernehmen nach auch künftig apothekenexklusiv vertrieben werden sollen.