Zwei Betroffene erzählen ihre Geschichte

PTA und chronisch krank

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Berlin -

Als PTA in der Apotheke hat man jeden Tag mit Chronikern zu tun. Wie ist es aber, wenn man selbst betroffen ist und sich im Beruf mit seiner Krankheit arrangieren muss? Zwei junge PTA erzählen ihre Geschichte.

Maria Trzensimiech ist vielen eher als Fairy Marry bekannt und versorgt ihre Abonnenten jede Woche aufs Neue mit lustigem Content im Videoformat auf YouTube. Doch das neueste Video auf ihren Kanal schlägt eine ganz andere Richtung ein: „Diabetes Typ I – Ich spreche über meine Krankheit!“ In schwarz-weißer Optik dreht sich alles um ihr Arrangement mit der „Zuckerkrankheit“.

Ihre Diagnose erhielt die heute 27-Jährige im Alter von 19 Jahren – kurz vor ihren Abiturprüfungen. Sie fühlte sich müde, durstig und abgeschlagen. Zudem verlor sie kontinuierlich an Körpergewicht, was sie dazu bewegte, einen Arzt aufzusuchen. Dieser machte ein großes Blutbild und schickte sie zunächst ohne Ergebnisse wieder nach Hause. Bei der heimischen Online-Recherche traf Maria auch auf die auf zu ihren Symptomen passende Diagnose Diabetes. Aber die Erkrankung war bereits vorher in ihrem Leben schon präsent, da ihr Vater ebenfalls von der Erkrankung betroffen war.

Als das Ergebnis dann bereit lag und der Arzt die Abiturientin darüber aufklärte, dass es sich bei ihr um eine Diabeteserkrankung handelt, war ihre erste Frage nur: „Typ 1 oder Typ 2?“ Der Arzt bestätigte ihr eine Typ-1-Diagnose – sie müsse sich ab jetzt spritzen. „Meine Welt blieb erstmal stehen“, so Maria. Nach der Einstellung beim Diabetologen und der Versorgung mit Nadeln, Spritzen, Teststreifen und Insulin wurde ihr erst richtig bewusst, in welcher Situation sie nun steckte. Nach anfänglichen Problemen mit den Injektionen und der Berechnung der richtigen Menge Insulin wuchs sie mit der Zeit und der Krankheit.

Schon nach einiger Zeit fühlte sie sich nicht mehr von der Erkrankung eingeschränkt und meisterte seitdem ihre Situation: Sie hat sowohl ihr Abitur, ihre PKA- und PTA-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Heute hat sie ihre Krankheit bestens im Griff und steht dazu: Ein Tattoo mit dem Schriftzug „Diabetes Typ 1“ ziert ihren Arm. Mit dem Video und ihrem kürzlich eröffneten YouTube-Kanal „DiabetesDiamant“ möchte die junge PTA auf die Krankheit aufmerksam machen und sensibilisieren: „Auch wenn ihr eine schwere Diagnose bekommen habt – Gebt nicht auf“

Auch Julia Kohlhaas ist PTA und chronisch krank. Ihre Diagnose: Morbus Crohn. Die Krankheit äußerte sich bei ihr anfangs in Form von Gewichtsverlust. Im Rahmen einer vermeintlichen Routine-Blutabnahme stellte sich ein erhöhter Entzündungswert heraus. Damals befand sie sich in der 10. Klasse, als starke Bauchschmerzen zum Alltag wurden. Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass der Übergang zwischen Dünn und Dickdarm stark entzündet war. Eine richtige Diagnose gab es bei diesem ersten Krankenhausaufenthalt aber nicht. „Sie haben mir Antibiotika gegeben, die mir geholfen habe“, so Julia.

Im Alter von 20 Jahren, also vier Jahre später, bahnten sich bei ihr wieder unangenehme Schmerzen im Bauchraum an. Ein halbes Jahr hat es gedauert, bis die Schmerzen nach und nach unerträglich wurden. Eigentlich war ein Ausflug in den Freizeitparkt geplant, doch dann hieß es „Krankenhaus statt Phantasialand“, so die PTA. Nach vielen Behandlungen und hohen Dosen Kortison durfte sie zunächst nach zwei Wochen die Klinik verlassen. Doch das hielt nicht lange an: Nach nur einer Woche zu Hause wurde sie nach der Kontrolle beim Hausarzt für weitere zwei Wochen ins Krankenhaus geschickt.

„Zwei Tage vor der erneut geplanten Entlassung ging es mir wieder gut: Ich konnte Essen und alles schien wieder besser zu sein“, so Julia. Doch in der Nacht bevor sie nach Hause sollte ging es wieder bergab: Schmerzen trotz BtM-Gabe und ein verhärteter Bauch. Noch ehe sie sich ihrer Situation richtig bewusst werden konnte, war sie auf dem Weg in den OP-Saal. Diagnose: Darmperforation. Nach einer sechsstündigen OP wachte sie mit einem künstlichen Darm-Ausgang auf und musste weitere Nächte auf der Intensiv- und Überwachungsstation verbringen.

Der Ileo-Stoma war für sie kein Problem. „Ich fand das eher interessant als eklig, und wir haben von Zeit zu Zeit auch Witze darüber gemacht. In der Situation habe ich alles positiv gesehen, es hätte auch anders laufen können“, meint Julia. Der künstliche Ausgang wurde nach drei Monaten zurückverlegt. Dennoch nimmt sie aus dieser „Erfahrung“ viel Positives mit: „In der Apotheke wollte eine Kundin gezielt zum Stoma beraten werden. Ich konnte ihr eine Bandage empfehlen und bestellen und mein Wissen mit ihr teilen.“

Auch heute merkt man der 21-Jährigen an, dass sie ein durchweg positiver Mensch ist. Auf ihrem Instagram-Profil teilt sie neben ihrem Alltag auch ihre Krankheitsgeschichte. Der öffentlichen Apotheke hat sie mittlerweile den Rücken gekehrt: Sie arbeitet nun in der Uniklinik in Bonn, wo sie damals ihre Diagnose Morbus Crohn bekommen hat.

 

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