Rx-Versandhandel

Kailuweit: Kein Artenschutz für Apotheker

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Berlin -

Vor der heutigen Beratung im Koalitionsausschuss zum geplanten Rx-Versandverbot machen die Kassen noch einmal dagegen mobil. „Es kann im 21. Jahrhundert keinen Artenschutz für Apotheker geben,“ warnt KKH-Chef Ingo Kailuweit die Politik. Außerdem versuchen die Ersatzkassen mit einer Forsa-Umfrage, die Bedeutung des Rx-Versandhandels herunterzuspielen.

Apotheken müssten sich „mit Leistung und Service behaupten“, so Kailuweit, „der Einzelhandel bekommt ja auch nicht die Konkurrenz durch Amazon verboten“. Grundsätzlich wünschten sich die Krankenkasse mehr Wettbewerb, „um für unsere Versicherten den besten und günstigsten Preis gewährleisten zu können“. Gerade für chronisch Kranke, die dauerhaft gleiche Medikamente benötigen, habe der Versandhandel enorme Bedeutung. „Die Bundesregierung versäumt es aktuell, frühzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ein Versandhandelsverbot passt nicht in unsere Zeit“, so der KKH-Chef.

Derweil hat der Ersatzkassenverband VDEK eine Forsa-Umfrage zum Arzneimittelversandhandel vorgelegt. Befragt wurden dazu im März gut 1000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Danach hat der Rx-Versandhandel sowie nur ein geringes Entwicklungspotential und kann den Vor-Ort-Apotheken so gut wie nicht gefährlich werden: 97 Prozent der Befragten haben mit der Bestellung rezeptpflichtiger Arzneimittel bei Versandapotheken im Internet noch keine Erfahrung. Nur 3 Prozent haben schon einmal ein rezeptpflichtiges Arzneimittel über das Internet bestellt.

Auch das Interesse, in Zukunft rezeptpflichtige Arzneimittel über das Internet zu bestellen, ist laut Forsa-Umfrage nur begrenzt. 11 Prozent der 18- bis 74-Jährigen sagten, dass sie diesen Vertriebsweg grundsätzlich in Betracht ziehen werden. Aber nur 2 Prozent würden ihn laut eigenem Bekunden auf jeden Fall nutzen. Für die deutliche Mehrheit von 89 Prozent kommt der Kauf rezeptpflichtiger Arzneimittel über das Internet „wahrscheinlich nicht“ oder „sogar keinesfalls“ in Frage.

Ziel der Forsa-Umfrage war aber auch zu ermitteln, wie viele Bürger schon einmal Arzneimittel über das Internet bestellt haben und wie zufrieden sie damit waren. Danach hat jeder vierte 18- bis 74-Jährige (24 Prozent) schon mindestens einmal bei einer Online-Apotheke bestellt. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist die Quote niedriger, was vermutlich auf einen geringeren Medikamentenbedarf der Jüngeren zurückzuführen ist.

Die deutliche Mehrheit von 76 Prozent hat somit noch keine Erfahrung mit dem Kauf von Arzneimitteln über das Internet. Wer einmal im Internet kauft, tut dies meisten wieder. Von den Internetkäufern haben 84 Prozent hat dies schon öfter bei einer Online-Apotheke bestellt: 15 Prozent haben zweimal Arzneimittel über das Internet bestellt, 16 Prozent dreimal und 53 Prozent noch öfter. 16 Prozent gaben an „Erstnutzer“ zu sein.

Wer im Internet Arzneimittel bestellt, ist überwiegend zufrieden. Fast alle Nutzer (97 Prozent) sind mit ihrer letzten Bestellung alles in allem zufrieden: 74 Prozent stufen sich als „sehr zufrieden“ ein und weitere 23 Prozent als „eher zufrieden“. Ihnen gegenüber stehen nur mit 2 Prozent nur wenige Unzufriedene. „Zufrieden“ waren die Internetkäufer mit deutlichem Abstand wegen des Preises: 83 Prozent sind zufrieden, weil die Preise günstiger waren als in der Apotheke vor Ort. 58 Prozent fanden den Bestellvorgang einfach. Fast ebenso viele loben die schnelle Lieferung. Bei 38 Prozent ist ausschlaggebend, dass man bei Versandapotheken im Internet jederzeit bestellen kann und diese damit besser erreichbar sind als die Apotheke vor Ort.

Die fünf Befragten, die mit ihrer letzten Bestellung von Arzneimitteln über das Internet sehr/eher unzufrieden waren, hatten dafür sehr unterschiedliche Gründe: Zwei Befragte sehen keine Vorteile gegenüber dem Kauf in der Apotheke vor Ort. „Keine persönliche Beratung“, „komplizierter Bestellvorgang“, „falsches Arzneimittel geliefert“ und „Lieferung dauerte zu lange“ haben bei jeweils einem der fünf Befragten zu Unmut geführt. Zwei Befragte waren offenbar aus anderen Gründen mit ihrer letzten Bestellung von Arzneimitteln über das Internet unzufrieden.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des VDEK, kommentierte die Umfrage wie folgt: „Die Umfrage zeigt klar und deutlich, dass von einer Existenzbedrohung der Apotheke um die Ecke durch Versandapotheken keine Rede sein kann. Solche Sorgen sind nicht gerechtfertigt – das Drohszenario eines Apothekensterbens ist an den Haaren herbeigezogen.“ Auch sei aus den Daten nicht erkennbar, so Elsner, dass die wohnortnahe Versorgung der Versicherten in Gefahr wäre. „Für das geplante Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln sehen wir vor diesem Hintergrund keine Grundlage.“

Ein Verbot würde Elsner zufolge an der Versorgungsrealität vorbeigehen. Denn die Daten belegten, wer in der Versandapotheke bestellt, tue das in der Regel häufiger (84 Prozent der Befragten) und sei alles in allem zufrieden (97 Prozent). „Daher sollte man den Versicherten diesen zusätzlichen Versorgungsweg nicht verwehren“, so die VDEK-Chefin.

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