Minderwertige FFP2-Masken im Umlauf

KVen warnen: BMG auf Maskenpfusch hereingefallen

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Berlin -

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat bei der zentralen Beschaffung  von Schutzausrüstung Atemschutzmasken gekauft, deren Filterwirkung nicht den geforderten Standards entspricht. Zwar fiel das bei einer Prüfung vor Ort auf – allerdings zu spät. Es sind bereits minderwertige Chargen hierzulande im Umlauf. Unter anderem wurden zahlreiche Arztpraxen damit beliefert. Mehrere Kassenärztliche Vereinigungen (KV) warnen deshalb nun vor den FFP2-Masken – und wollen dem BMG nicht mehr blind vertrauen.

Die Namen wirken schon wenig seriös: „Daddy Baby“ oder „Likelove“ heißen die Hersteller unter anderem, für deren Masken das Schnellwarnsystem der EU für Verbraucherschutz (Rapex) kürzlich eine Warnung ausgesprochen hat. Die Produkte verfügen nicht über die angegebene Filterklasse. Verbraucher werden deshalb davor gewarnt, Masken im Internet zu bestellen – auch Apotheken sollten auf namhafte Hersteller zurückgreifen. Die Beanstandung betrifft die unzureichende Partikel- und Filterretention des Materials, weshalb eine übermäßige Menge an Partikeln oder Mikroorganismen durch die Maske gelangen und das Infektionsrisiko erhöhen kann. Seitens der Behörden wurde ein Rückruf des Produkts durch den Endverbraucher angeordnet.

Allerdings sind jene Masken nicht nur für den Kauf durch Endverbraucher auf den Markt gelangt, sondern wurden auch als Teil der zentral beschafften Ware an Arztpraxen in der ganzen Bundesrepublik verteilt. Mehrere KVen haben sich deshalb in den vergangenen Tagen an ihre Mitglieder gewendet: „Die Masken wurden durch das BMG beschafft und auch an die KVen zur weiteren Verteilung geliefert. Somit ist nicht auszuschließen, dass im Rahmen der vorangegangenen und aktuell laufenden Ausgabe von Schutzkleidung diese Masken ausgegeben wurden“, heißt es beispielsweise in Berlin.

„Auch die KV Nordrhein hat solche Atemschutzmasken vom Bund zur Weitergabe an die Arztpraxen erhalten und auch bereits in Teilen bei den jüngsten Verteilaktionen an Praxen ausgehändigt. Die Behörden weisen darauf hin, dass betroffene Modelle entsorgt werden sollten“, schreibt die KV Nordrhein (KVNO). „Die KVNO wird ihren Bestand aus Lieferungen des BMG schnellstmöglich prüfen und die mangelhaften Masken umgehend aus dem Bestand entfernen. Wir werden ausschließen, dass diese Masken bei den nächsten Verteilaktionen in der kommenden und den nachfolgenden Wochen in Umlauf gelangen.“

Die Situation ist offenbar mangelhafter Prüfung vor Ort geschuldet. „Etwa 20 Prozent der in China angelieferten Masken sind nach unseren Schätzungen für medizinische Zwecke ungeeignet“, zitiert die Bild-Zeitung einen BMG-Sprecher. Der Bund lässt die georderte Ware vor Ort stichprobenartig vom TÜV Nord inspizieren und in Deutschland erneut prüfen. Ein großer Teil der minderwertigen Masken habe so schon ausgesiebt werden können. Rund 2000 minderwertige Masken seien allerdings schon hierzulande im Umlauf gewesen, als der Fehler festgestellt wurde.

Wer nun verantwortlich ist, steht für die KV Sachsen damit fest. Bei den Atemschutzmasken, die die KV vom Bund erhalten hat, sei bisher angenommen worden, dass diese auch vom Bund geprüft werden. Denn für die Konformität der Produkte sei der Bund verantwortlich – und trage dementsprechend das Risiko der Produkthaftung, schreibt sie an ihre Mitglieder.

Die KV Sachsen hat ihre eigenen Schlüsse aus der Affäre gezogen. Sie begegnet der vom Bund beschafften Ware nun mit erhöhter Vorsicht: Das BMG habe zusammenfassend gegenüber der KBV festgestellt, dass der Bund seit dem 7. April alle FFP-2-Masken „grundsätzlich“ prüfen lässt, so die KV in dem Schreiben an ihre Mitglieder. „Die KV Sachsen wird ab sofort – ohne zusätzliche eigene Prüfung – nur noch Ware des Bundes ausliefern, die uns nach diesem Datum zugegangen ist.“

 

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