Biographie

Die Geschichte von Jens Spahn und Max Müller

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Berlin -

Viel ist über die Verbindung von DocMorris-Vorstand Max Müller und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geschrieben worden. Spahn ist klug genug, um das Thema auch in seiner aktuellen Biographie nicht auszublenden, sondern offensiv mit dem für ihn regelmäßig heiklen Thema der Lobby-Kontakte umzugehen. Er gibt Auskunft über das Kennenlernen und die Zusammenarbeit. „So klug wie anrüchig – Ein Freundschaftsdienst mit Folgen“ lautet die Überschrift von Kapitel 6. Man sehe sich „ein paar Mal im Jahr“, sagt Spahn und weiter: „Wir sind aber nicht eng befreundet.“

Autor Michael Bröcker erzählt die Müller/Spahn-Story seit ihren Anfängen. Begonnen hat alles am 14. Oktober 2002 in der Parlamentarischen Gesellschaft. Eckhardt von Klaeden bringt als junger CDU-Abgeordneter damals einen Bekannten aus Jugendtagen mit zu einem Treffen junger Abgeordneter: Max Müller. Ihn kennt er aus der JU in Hannover. Zufällig sitzt Müller neben Spahn, berichtet Bröcker: „Beide sprechen über Privates. Müllers Vater ist am Vorabend nach einem Krebsleiden gestorben, das Gespräch mit Spahn dreht sich auch darum. Es entsteht eine persönliche Verbundenheit.“

Später treffen sich Müller und Spahn wieder beim Gesprächskreis „Politik & Wein“, den Müller mit Springer-Journalist Martin S. Lambeck organisiert. Karl-Theodor zu Guttenberg ist ebenso Gast in diesem Kreis wie Daniel Bahr. Anfang 2003 gründet Müller dann die Agentur Kommunikation Politik und Wirtschaft (KPM), die Unternehmen aus der Gesundheitsbranche Kontakte in die Politik vermitteln soll.

„Erster Kunde ist die Versandapotheke DocMorris“, berichtet Bröcker. Das Unternehmen kämpft gerade um die Legalisierung des Versandhandels. Müller und Spahn tauschten sich dazu aus: „Wir hatten beide Lust, die Gesundheitsbranche ein bisschen aufzumischen,“ wird Müller in Spahns Biographie zitiert. Das sei damals nur ein Thema für ältere Politiker gewesen und die rot-grüne Bundesregierung sei ein guter Gegner für Marktwirtschaftler gewesen.

Im April 2006 gründen Müller, Spahn und Markus Jasper, Leiter von Spahns Abgeordnetenbüro, eine Gesellschaft, der die Agentur Politas gehört. Das sorgte später für Schlagzeilen, weil Politas auch Kunden aus der Pharmabranche beriet und Spahn zu dieser Zeit bereits im Gesundheitsausschuss saß. Die Geschäfte liefen nicht gut. Laut Müller soll der Umsatz in vier Jahren 100.000 Euro nicht überschritten haben. Auffällig war, dass Spahn sich im Juni 2008 im Handelsblatt für den Tausch des Fremdbesitzverbots gegen ein System der Bedarfsplanung stark gemacht hatte – so wie von Celesio propagiert. Sein Kompagnon Müller hatte damals gerade das Hauptstadtbüro des Pharmahändlers eröffnet.

Erst 2012 wird Spahns Beteiligung von 25 Prozent bekannt und macht Schlagzeilen – was Spahn nicht daran hindert, sich 2017 als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium (BMF) an der Softwarefirma Pareton (Taxbutler) zu beteiligen. „Heute würde ich anders handeln“, sagt Spahn in der Biographie zu seinem Engagement bei Politas. Mit seiner Beteiligung habe er seinen Freund Jasper nur bei der Umsetzung seiner Geschäftsidee unterstützen wollen. „Das war eine Dummheit. Ich hätte Markus einfach Geld leihen sollen.“ Auch Müller räumt in der Biographie einen Fehler ein: „Wir hätten das anders lösen müssen.“ Sein Verhältnis zu Spahn habe dadurch aber nicht gelitten. Laut Bröcker gehört Müller zu den ersten Gratulanten, als bekannt wird, dass Spahn Gesundheitsminister werden soll.

Anschließend spekuliert Bröcker über das Dilemma des Rx-Versandverbots: „Er muss ein Gesetz durchbringen, das seinem alten Freund Müller das Geschäft zunichte machen könnte.“ Spahn sei inhaltlich nicht überzeugt, es widerspreche seinem marktliberalen Verständnis und der vernetzten Gesundheitsversorgung, die Spahn als Minister forcieren wolle. Kanzleramtschef Helge Braun und Wirtschaftsminister Peter Altmaier würden ebenfalls gerne darauf verzichten. Doch offenbar weiß auch Bröcker trotz seiner intensiven Recherche für die Biographie nicht, wohin die Reise geht: Spahn suche hinter den Kulissen nach einem Kompromiss, spreche mit den Apothekerverbänden, führenden Unionspolitikern „und auch mit Max Müller“. Im Oktober wolle er das Ergebnis präsentieren.

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