ABDA-Umfrage

Versandhandel für Besserverdiener

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Berlin -

Im Ringen um ein Rx-Versandverbot lassen Befürworter und Kritiker in regem Wechsel Umfragen durchführen – jeweils zur Stärkung der eigenen Position natürlich. Jetzt hat wieder die ABDA nachgelegt: Ein Stadtbild ohne Apotheken – das können sich laut einer Forsa-Befragung im Auftrag der ABDA die meisten Menschen nicht vorstellen. Selbst solche nicht, die gerne auch online bei Versandapotheken einkaufen.

Laut der Telefonbefragung sind vier von fünf Befragten jeweils die umfassende Beratung, die Inanspruchnahme der Nacht- und Notdienste und die Anfertigung von Rezepturarzneimitteln wichtig oder sehr wichtig. Für die Umfrage wurden vom 23. Bis 26. Januar 1009 Deutsche ab 18 Jahren befragt.

Dabei sei außerdem deutlich geworden, dass auch Kunden von Versandapotheken auf die Arzneimittelversorgung vor Ort setzen. „Niemand will auf seine Apotheke in der Nähe verzichten. Aber je mehr Menschen im Internet Medikamente kaufen, desto mehr Apotheken werden schließen“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt.

Die Umfrage sorgte auch bei den Auftraggebern für unerwartete Ergebnisse: „In den ersten drei Wochen des Jahres waren zwei Drittel der Bundesbürger schon mindestens einmal in einer Apotheke. Von diesem hohen Bedarf waren wir selbst überrascht. Die Apotheken gehören zum Leben dazu.“

Auch ein unterschiedliches Kaufverhalten je nach Einkommen wurde festgestellt. „Aus den Umfragedaten kristallisieren sich erste Umrisse eines typischen Online-Medikamentenkäufers heraus: Überdurchschnittlich häufig kaufen Internetnutzer mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen ab 3000 Euro Medikamente im Internet. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Versandhandel bei finanziell schlechter gestellter Menschen eine geringere Rolle spielt.“

Das Ergebnis bestätige auch das Bild, dass vor allem ältere Menschen offenbar nach wie vor einen Bogen um Online-Bestellungen machen: Etwa jeder fünfte Befragte nutze das Internet nicht. Daher sei auch die durchgeführte Telefonumfrage die einzig verlässliche Möglichkeit zur Datenerhebung.

Zudem sei in strukturschwachen Gebieten der Botendienst eine durchaus adäquate Maßnahme zur flächendeckenden Versorgung. Der Service der Präsenzapotheken würde laut Umfrageergebnisse bereits sehr gut angenommen. 37 Prozent der Bewohner auf dem Land (Orte bis 20.000 Einwohner) haben den Botendienst bereits einmal in Anspruch genommen – vor allem Ältere und diejenigen, die das Internet nicht nutzen. Selbst in Großstädten (ab 500.000 Einwohnern) wurde der Botendienst schon von 24 Prozent der Befragten genutzt.

Die Meinung des Apothekers ist den Menschen noch immer wichtiger als die von „Dr. Google“. 85 Prozent der Bundesbürger, die in den vergangenen drei Monaten das Internet genutzt haben, finden die apothekerliche Beratung unter Berücksichtigung aller benötigten Medikamente wichtig oder sehr wichtig.

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