Rezeptsammelstellen

25. Januar: Digital-Day für Apotheken

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Berlin -

Das Wettrennen um die erste digitale Rezeptsammelstelle in Deutschland ist gelaufen: Am 25. Januar geht sowohl im Saarland als auch in Baden-Württemberg eine Neuentwicklung in den Probebetrieb. Die Saarländer haben zeitlich die Nase vorn. Dort wird um 13 Uhr in Wahlschied der Schleier gelüftet, im 250 Kilometer entfernten Neidlingen zwei Stunden später. In der 1800-Seelen-Gemeinde wird das CallmyApo-Terminal in der örtlichen Sparkasse aufgestellt.

Im Saarland betreibt Kammerpräsident Manfred Saar die erste digitale Rezeptsammelstelle des Landes; die Technik kommt vom ARZ Darmstadt. In Neidlingen teilen sich Apothekerin Tilla Frank-Neumeyer von der Stadtapotheke in Weilheim/Teck und Apotheker Dr. Hansjörg Egerer von der Adler-Apotheke, ebenfalls in Weilheim/Teck, die neue Box. Partner ist hier die Noventi-Tochter VSA.

Zuvor gab es an beiden Plätzen die üblichen Briefkästen. Allerdings: In Neidlingen wird der Standort ein paar Meter verlagert. Derzeit steht die Rezeptsammelstelle im Vorgarten der Teilzeit-Arztpraxis. Ab 25. Januar müssen die Patienten in die Sparkasse. Dort steht das CallmyApo-Terminal wettergeschützt. Kammerpräsident Saar wiederum schützt seine Digital-Box mit einem kleinen Vordach.

Beide Systeme arbeiten nach demselben Prinzip: Die Rezepte werden von einem Scanner erfasst und als Image via Internet in die angeschlossene Apotheke geschickt. Dort bereitet die Apotheke die Lieferung vor. Der Bote entnimmt das Originalrezept vor der Auslieferung aus der Rezeptbox und prüft dieses.

Anders als das Noventi-Modell verfügt die saarländische digitale Rezeptsammelstelle über keine Kommunikationsfunktion. Die Patienten können weder mit der Apotheke telefonieren, noch werden Quittungen ausgedruckt. Über das CallmyApo-Terminal sollen auch OTC-Bestellungen erfolgen können und Rücksprachen mit der Apotheke möglich sein.

Obwohl beide Systeme im Wettbewerb entwickelt wurden, wollen der LAV Baden-Württemberg und die Apothekerkammer Saarland offenbar nicht den Eindruck aufkommen lassen, sie seien Konkurrenten beim Thema digitale Zukunft. Der Zeitpunkt der Eröffnung beider Innovationen scheint ebenso abgestimmt wie der Wortlaut der Einladung zum Termin: „Rezeptsammelstellen schaffen die Möglichkeit, die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung von abgelegenen Orten oder Ortsteilen, in denen es keine Apotheke gibt, aufrecht zu erhalten. Üblicherweise wird dazu in diesen Ortschaften ein Briefkasten installiert, in den Rezepte eingeworfen werden und der täglich durch die beauftragte Apotheke geleert wird“, heißt es übereinstimmend.

Die digitale Rezeptsammelstelle ermögliche es Patienten, ihre ärztliche Verordnung bei einfachster Bedienung und höchster Sicherheit elektronisch an die für die Versorgung benannte Apotheke zu senden. Das bringe für alle Beteiligten Vorteile. Die Apotheke brauche nicht erst zum herkömmlichen „Briefkasten“ zu fahren, um eingeworfene Rezepte dort abzuholen. Nicht vorrätige Arzneimittel könnten nun sofort bestellt werden, auch eine eventuelle Rücksprache mit dem verordnenden Arzt könne schnell stattfinden. All das spare Zeit, die letztlich auch dem Patienten zu Gute komme, der in aller Regel dann taggleich durch pharmazeutisches Personal der Apotheke seine Arzneimittel im Rahmen des Botendienstes nach Hause gebracht bekomme, preist die Apothekerkammer Saarland die Vorteile der Neuentwicklung.

An der Eröffnung teilnehmen werden in Neidlingen neben Verbandschef Fritz Becker der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich, der hier seinen Wahlkreis hat, sowie Klaus Däschler, Bürgermeister der Gemeinde, und Herbert Wild, Chef der VSA. Im Saarland stellt sich Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) hinter das Projekt.

Kein Problem im Betrieb von digitalen Rezeptsammelstellen sieht Pharmazierat Christian Bauer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD): „Im Vordergrund steht die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Die digitale Rezeptsammelstelle ist dazu ein neuer Weg“, sagte er APOTHEKE ADHOC.

„Wir sollten das jetzt erst einmal anlaufen lassen“, sah Bauer keinen Grund zum Einschreiten. Normalerweise müssten Rezepte zwar „körperlich“ in der Apotheke vor der Arzneimittelabgabe vorliegen und das pharmazeutische Personal dürfe nur unter Aufsicht des Apothekers arbeiten. Sinn aller Regelungen zur Arzneimittelabgabe sei aber die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Patienten. Dazu diene auch die digitale Rezeptsammelstelle, für die eine Genehmigung vorliegen müsse. Wie bisher könne nach der Übermittlung des Rezept-Images in der Apotheke die Prüfung von Wechselwirkungen vom Apotheker vorgenommen werden. Bei der Auslieferung und vor der Abgabe müsse dann der Apotheker oder das pharmazeutische Personal anhand des Originalrezeptes prüfen, dass keine Fälschung vorliege, so Bauer. „Lassen wir die digitale Rezeptsammelstelle jetzt erst mal anlaufen, bevor wir nach neuen Regelungen rufen. Man kann nicht alles bis ins letzte Detail regeln“, so der APD-Vorsitzende.

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