München

Homöopathie-Vorlesung: Uni unter Beschuss

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Berlin -

Was für die einen eine echte Alternative zur Schulmedizin darstellt, ist für die anderen unwissenschaftlicher Humbug. Nun bietet die Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) eine Ringvorlesung mit dem Titel „Homöopathie – von der Theorie zur Praxis“ an. Kritiker laufen Sturm und warnen davor, der Homöopathie zu akademischem Ansehen zu verhelfen.

An der neu aufgelegten Ringvorlesung „Homöopathie – Von der Theorie zur Praxis“ erhitzen sich derzeit die Gemüter. In den 15 Vorträgen geht es um homöopathische Behandlungen von teilweise einfachen Leiden wie Schnupfen oder Husten, aber auch um die Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen wie Prostata-Karzinomen, Bipolaren Affektiven Störungen oder um allgemeine Begleitung von Krebspatienten „mit Q-Potenzen“.

„Diese unkritische Behandlung der Homöopathie hat an einer wissenschaftlichen Fakultät nichts zu suchen“, erklärten Kritiker des Informationsnetzwerks Homöopathie in einem offenen Brief. Es sei mit „dem Auftrag zu Forschung und Lehre unvereinbar, einer von der überwältigenden Mehrheit der weltweiten Forschungsgemeinde als spezifisch arzneilich unwirksam eingestuften Methode eine oberflächlich-werbende Darstellung zu geben“. Das aktuelle Vorgehen entspreche nicht der Verantwortung der Hochschule gegenüber Studierenden und Patienten.

Nach Auffassung der Unterzeichner wäre allenfalls geboten, die Homöopathie gut wissenschaftlich „im Sinne einer Erörterung und Falsifikation ihrer Annahmen“ zu behandeln. Das würde bedeuten, sie im medizinhistorischen Kontext zu vermitteln, ihre „Widersprüchlichkeiten und Unverträglichkeiten mit naturgesetzlichen Gegebenheiten“ zu erörtern und den „fehlenden Wirkungsnachweis und die sogenannte Grundlagenforschung zur Homöopathie“ vorzustellen und zu diskutieren.

Auch Medien schalten sich in die Diskussion ein. Für die Süddeutsche Zeitung hat die Universität „versagt“: Die Tatsache, dass an einer medizinischen Universität nun Vorlesungen zum Thema angeboten würden, sei „unfassbar“. Damit verdünne die Uni ihre wissenschaftliche Seriosität in dieser Sache so weit, „dass sie nicht mehr nachweisbar ist“.

„Was die Universität nicht sein darf, ist eine Werbeplattform für die Anbieter eines ebenso skurrilen wie lukrativen Verfahrens, das mit Wissenschaft nichts zu tun hat“, echauffiert sich der Autor des Artikels. Durch die Aufnahme in den akademischen Zyklus einer Ringvorlesung nobilitiere die Universität eine Behandlungsrichtung, die bisher jeden seriösen Nutzennachweis schuldig geblieben sei, aber „von der Politik aus populistischen Gründen als besondere Therapierichtung geschützt wird“. Bei Laien dränge sich der Eindruck auf: Wenn es an der Uni stattfindet, muss etwas dran sein. Auch der Bayerische Rundfunk griff das Thema unter dem Titel „Akademische Weihen für Kügelchen-Medizin?“ im Politikmagazin „Kontrovers“ auf.

Organisiert wurde die Ring-Vorlesung vom Haunerschen Kinderspital in Kooperation mit dem Landesverband Bayern des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Bei Dozenten handelt es sich fast ausschließlich um niedergelassene Ärzte mit eigener Privatpraxis.

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