Musik als Gute-Laune-Medizin

Apothekerin und Arzt: Sommerhit gegen Corona-Blues

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Foto: Sonja Hartmann
Berlin -

Apothekerin Sonja Hartmann und ihr Mann Marco Ramadani sind in Apothekenkreisen bereits für ihre lustigen und vor allem musikalischen Videos aus dem Alltag der Deutschorden Apotheke in Illerrieden bekannt. Nun haben sich die beiden Unterstützung geholt und ein größeres Projekt für gute Laune in Coronazeiten auf die Beine gestellt: Dazu wurde der altbekannte Hit „St. Tropez am Baggersee“ umgedichtet – bei Youtube hat das Video bereits über 7000 Aufrufe.

Die seit Monaten vorherrschende Corona-Pandemie hinterlässt so langsam ihre Spuren. „Wir haben gemerkt, dass die Stimmung so langsam ins Negative kippt“, erklärt Hartmann. Bilder von Demonstrationen und Aufständen machten in den Medien die Runde. Auch in der Apotheke habe man die angespannte Stimmung gespürt. Viele Kunden hätten ihre Zweifel am Tragen der Maske geäußert und seien zunehmend kritisch geworden, was die Schutzmaßnahmen und das Pandemiegeschehen betrifft. „Viele – vor allem ältere Kunden – haben versucht, mit der Situation umzugehen, auch wenn sie dafür beispielsweise auf den Besuch ihrer Enkel verzichten mussten. Andere hingegen schüren das Misstrauen der Bevölkerung und verwirren dadurch natürlich auch ihre Mitmenschen“, erläutert die Apothekerin.

Sorge um gesellschaftliche Gesundheit

Auch ihr Mann nahm in seiner Praxis zunehmend die negative Energie wahr: Normalerweise begleitet er Menschen dabei, mental gesund zu bleiben – in Zeiten von Corona jedoch gar nicht so einfach. „Jeden Abend war ich nach der Praxisarbeit damit beschäftigt, Menschen, die Ängste erleben, anzurufen und zu beruhigen“, erklärt er. „Es ist so furchtbar mit anzusehen, was diese ungewisse Situation mit unserer Gesellschaft macht: Die einen werden als Aluhut-Träger stigmatisiert, die anderen werden bezichtigt, unsere Freiheitsrechte abschaffen zu wollen.“ Am schlimmsten sei jedoch der Ton, mit dem aufeinander losgegangen wird. „Es ist furchtbar und ich mache mir manchmal sorgen um unsere gesellschaftliche Gesundheit“, meint Ramadani.

Etwas Positives muss her

Nachdem der Urlaub in den Osterferien und an Pfingsten bereits flachgefallen ist, standen nun die Sommerferien vor der Tür. Viele wurden deshalb auch in Bezug auf ihren langersehnten Urlaub zusehends negativ. „Die einen langweilen sich zu Tode, die anderen versuchen, ihn mit Non-Stop-Arbeit zu überbrücken.“ Arzt und Apothekerin waren sich also einig: „Die Leute brauchen mal wieder was Positives – eine Gute-Laune-Medizin.“ Im April kam Ramadani nach einem stressigen Arbeitstag der mittlerweile 36 Jahre alte Sommerhit „St. Tropez am Baggersee“ der Band „Rodgau Monotones" in den Kopf. Kurzerhand wurde gemeinsam gedichtet und gereimt. Der Song sollte Lust auf den Urlaub zu Hause machen: „Auf Baggerseen, Camping, Fahrradtouren, Freibäder und Wasserschlachten – eben auf Urlaub, wie wir ihn vor 30 Jahren noch kannten“, erklärt er.

Von der Idee zum Sommerhit

Nachdem der Text und die Rohfassung der neuen Version stand, bauten die beiden den Kontakt zu den Rodgau Monotones auf, um sich die Erlaubnis für das Remake einzuholen. Diese waren direkt begeistert und gaben ihr Okay. Darauf folgten viele Stunden Arbeit und wenig Freizeit: „Sieben Wochen lang ging jede freie Minute in das Projekt. Bestimmt mehr als 100 Stunden mit texten, aufnehmen, Musiker gewinnen und Videos sammeln“, erläutert Ramadani. „Das Ganze war schon ein echter Kraftakt.“

Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Immer mehr Künstler kamen hinzu und trugen ihren Teil zum Projekt bei, selbst eine musikalische Apothekenkundin aus dem Nachbarort brachte sich mit ein. Unter dem Namen „Kennt kein Schwein“ geht der Song schließlich online. Um Profit geht es dabei jedoch nicht: „Alle haben umsonst mitgewirkt, es ging lediglich um die gute Laune – und das obwohl viele Künstler gerade schwer von der Krise getroffen wurden“, erklärt Hartmann. Mittlerweile läuft das Remake sogar schon bei den örtlichen Radiosendern. „Viele kennen die Ursprungsversion noch von früher“, erklärt Hartmann. Das Feedback sei daher überwältigend – sowohl in der Apotheke wie auch online.

Positive Vibes und Lust auf Urlaub daheim

Der Ohrwurm soll den Menschen wieder ein positiveres Gefühl vermitteln und Lust auf den Urlaub Zuhause machen. „Schließlich hat die Krise irgendwie auch ihre guten Seiten“, meint die Apothekerin. Man habe beispielsweise viel mehr Zeit für sich als vorher. Außerdem könne man durch das Daheimbleiben auch mal die schönen Ecken in der Umgebung entdecken. „Zuhause ist es eigentlich auch ganz schön. Es gibt so viele tolle Orte – man kann doch auch mal in der Nähe zelten oder Ausflüge machen.“ Statt dem Auslandsurlaub hinterher zu trauern solle man einfach genießen, dass der Urlaub in diesem Jahr mal „etwas anders“ als sonst stattfindet. „Es nützt doch nichts zu schimpfen und Trübsal zu blasen, wir müssen das beste daraus machen und positiv bleiben“, findet Hartmann.

 

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