Steuerberater

Treuhand: Anwälte und Wirtschaftsprüfer

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Berlin -

Die Treuhand Hannover erschließt sich neue Geschäftsfelder. Seit Frühjahr bietet die Steuerberatungsgesellschaft auch Dienstleistungen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung an. Aus strategischen Gründen wurden die Sparten ausgegliedert. Dr. Johannes Kevekordes, der in juristischen Fragen lange mit der Treuhand zusammengearbeitet hat, ist nicht mehr an Bord.

Dass Steuerberater auch als Wirtschaftsprüfer tätig werden, ist nicht ungewöhnlich. Da Apotheker als Einzelkaufleute in der Regel kein Testat für ihre Abschlüsse benötigen, dürfte sich das Angebot vor allem an Mandanten richten, die Zweifel an ihrer eigenen Buchhaltung haben.

Steuerberatern ist es aber berufsrechtlich kategorisch untersagt, als falsch erkannte Steuererklärungen zu unterzeichnen. Wird also beispielsweise festgestellt, dass ein Apotheker seine Daten manipuliert hat, ist das ursprüngliche Mandat futsch.

So gesehen war es naheliegend, dass die Treuhand ein Unternehmen abspaltet, das nicht gleichzeitig die Jahresabschlüsse erstellt, sondern unter einem eigenen juristischen Dach prüft. Auch bei anderen Kanzleien werden die Geschäftsbereiche strikt getrennt.

Noch vor einigen Jahren hatte der ehemalige Treuhand-Chef Dr. Klaus-Martin Prang das Angebot der simulierten Betriebsprüfung als „Geschäft mit der Angst“ abgetan. Dann hatte es bei der Treuhand dem Vernehmen nach Pläne gegeben, sich an einem externen Verbund zu beteiligen. Bei Apo-Audit etwa sind verschiedene Kanzleien an Bord, die insgesamt 800 Apotheken bundesweit beraten.

Doch stattdessen entschied man sich in Hannover, selbst Nägel mit Köpfen zu machen. Im April wurde mit der Treuhand Hannover Audit GmbH eine eigenständige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gegründet. Das Unternehmen wird von den Treuhand-Geschäftsführern Tobias Meyer und Andreas Ahrens geführt und bietet nach eigenen Angaben ein „vollumfängliches Portfolio im Bereich Wirtschaftsprüfung und prüfungsnaher Dienstleistungen für alle gesetzlich vorgeschriebenen und freiwilligen Prüfungen von Abschlüssen“.

Im Juli stellte die Treuhand mit der Rechtsberatung einen zweiten Geschäftsbereich auf eigene Füße. Bislang hatten die Steuerberater mit Kevekordes als externem Partner zusammengearbeitet. Der Anwalt hatte 1999 einen Kooperationsvertrag mit der Treuhand geschlossen und deren Mandanten in zahlreichen Verfahren vertreten.

Doch Kevekordes bekam nach eigenen Angaben die Chance, im Rahmen einer Nachfolge ein Notariat zu übernehmen. Also gründete er gemeinsam mit mehreren Partnern – die Rechtsanwälte Dr. Jörg Höwing, Oliver Schniete und Dr. Wolfgang Dieckmann – die Kanzlei Dieckmann & Kevekordes, die nicht mehr im Gebäude der Treuhand-Zentrale sitzt. Er sei schon immer selbstständig gewesen und habe dies auch nicht ändern wollen, so Kevekordes. Allerdings arbeite er nach wie vor mit den Steuerberatern der Ärzte und Apotheker zusammen.

Mindestens einen seiner bisherigen Mitarbeiter hat Kevekordes an die Treuhand verloren: Ralph Kromminga ist als Fachanwalt zur neuen Treuhand-Gesellschaft gewechselt. An deren Spitze stehen Elfriede Kramann und Oliver Schmitz in der Verantwortung. Kramann kümmerte sich bei der Treuhand bereits in der Vergangenheit als Generalbevollmächtigte um die rechtlichen Themen, Schmitz war seit 2000 stellvertretender Leiter der Steuerabteilung und zugleich Kooperationsanwalt.

Die Juristen wollen Mandanten bei etwa bei Apothekenkauf-, Pacht- oder Mietverträgen, Unternehmensübergaben innerhalb der Familie oder Gesellschaftsverträgen beraten. Weitere Sachgebiete sind Medizinrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Vertragsarztrecht, Beratung und Vertretung im Nachbesetzungsverfahren und bei Zulassungsfragen, Beratung und Vertretung bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen sowie Plausibilitätsprüfungen und sonstigen Regressen. Außerdem bietet die Treuhand Hannover Rechtsanwaltsgesellschaft Hilfe bei der Abwehr von Arzthaftungsansprüchen, beim Beitragsrecht für Arbeitgeber und Berufsrecht, insbesondere bei Apothekern und Ärzten an.

Beide Firmen werden übrigens anscheinend treuhänderisch geführt. Das könnte haftungsrechtliche Gründe haben: Sobald ein Mitarbeiter einer Kanzlei als Wirtschaftsprüfer tätig ist, müssen alle Steuerberater und Rechtsanwälte eine Haftpflichtversicherung abschließen, die die vierfache Haftpflichtsumme abdeckt. Die Treuhand dürfte wenig Interesse gehabt haben, ihre rund 150 Steuerberater und 50 weiteren leitenden Angestellte auf dem höchsten Niveau zu versichern.

Insgesamt hat die Treuhand rund 10.000 Mandate, davon 3500 von Apotheken und 900 von Ärzten, der Rest entfällt auf andere Freiberufler und Einzelpersonen. An 32 Standorten arbeiten 950 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz liegt bei knapp 60 Millionen Euro. In Bamberg gibt es eine Kooperation mit der Kanzlei Hußlein & Zenk.

Größter Anteilseigner ist mit 74 Prozent der Treuhand-Verband Deutscher Apotheker, ein Zusammenschluss von rund 1000 Apothekern in einem Verein. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hält die restlichen 26 Prozent.

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