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ePapierrezept: Start-up verspricht weniger Ärger mit den Ärzten

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Berlin -

Wenig geht den meisten Apothekenmitarbeitern so auf die Nerven wie umständliche Rückfragen wegen Rezepten und das Hin- und Herschicken zwischen Apotheke und Praxis. In der aktuellen Situation ist das sogar eine noch größere Last: Schließlich sollen aus Gründen des Infektionsschutzes unnötige Kontakte vermieden werden. Und dann müssen Kunden mehrmals in die Apotheke kommen oder Mitarbeiter wegen eines Rezeptes in die Arztpraxis gehen. Ein Hamburger Start-up will Abhilfe schaffen: MeinRezept.online soll die elektronische Übermittlung von klassischen Papierrezepten ermöglichen und so den Aufwand für Apotheken und Praxen verringern.

Es ist zwar ein elektronisches Rezept, aber kein E-Rezept im Sinne des GSAV: „Im Prinzip ist es ein ganz normales Muster-16-Rezept, das aber nicht beim Arzt, sondern in der Apotheke gedruckt wird. Zeitlich ist das eine große Erleichterung“, erklärt Geschäftsführer Hanno Behrens. Der Arzt stellt digital eine Verordnung aus und versieht sie mit einer qualifizierten elektronischen Signatur. Die Verordnung schicken die Patienten dann per App über eine gesicherte Verbindung an die Apotheke, die sie ausdrucken und dann wie jedes andere Rezept auch verwenden kann. Gibt es Änderungsbedarf, kann der Arzt dem in seiner Praxis nachkommen und dann eine nachgebesserte Version schicken.

Im Gegensatz zu manchen anderen E-Rezept-Modellen, die von privaten Unternehmen bereits auf den Markt gebracht wurden, sind die Verordnungen von meinRezept.online deshalb nicht nur für PKV-Patienten erstattungsfähig, sondern für jeden Versicherten. „Diesen innovativen Prozess haben wir durch ein umfangreiches Rechtsgutachten erörtern und absichern lassen“, betont Behrens.

Behrens steht gemeinsam mit dem studierten Physiker und promovierten Maschinenbauer Dr. Helge Plehn hinter Gorilla Logistics, dem Start-up, das das Rezeptmodell entwickelt hat. Der Name des Unternehmens täuscht nicht: Die beiden kommen eigentlich aus der Logistik, Behrens hat lange Jahre für Schenker gearbeitet. „Das Konzept ist aus der Sicht eines Logistikers entstanden und dann haben wir es in Zusammenarbeit mit Apothekern entwickelt“, erzählt Behrens. „Eine Apotheke hat eigentlich eine hoch effiziente Supply Chain, aber wir haben festgestellt, dass der Engpass das Rezept ist.“

Die ursprüngliche Motivation sei es gewesen, unnötige Wege in Arztpraxen und Wartezimmer – und damit auch die Infektionsgefahr – zu verringern. „Mit der Coronakrise hat sich dieses Bedürfnis noch einmal drastisch verstärkt“, so Behrens. Das Timing gibt natürlich zu bedenken: Dass das E-Rezept kommt, ist beschlossene Sache. Laut dem Entwurf für das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) soll die Gematik aber eine zentrale App für das E-Rezept entwickeln. „Der Nutzen ist ja auch jetzt schon gegeben“, so Behrens. Ob sein Angebot dann in einem Konkurrenzverhältnis zur Genatik-App steht, könne er jetzt noch nicht beurteilen. „Ich kann mir auch vorstellen, dass es später eine Schnittstelle der Gematik-App gibt, an die wir andocken können.“

Was die Bundesregierung mit dem PDSG aber auch festlegen will: Ab 2022 soll größtenteils Schluss sein mit Papierrezepten – egal ob physisch transportiert oder erst in der Apotheke gedruckt. „Dass das kommt, wussten wir ja von Anfang an. Alles, was von gesetzgeberischer Seite kommt, setzen wir um und passen unsere Technologie an“, sagt Behrens. Es handle sich derzeit aufgrund der gesetzgeberischen Vorhaben um ein „wahnsinnig dynamisches Umfeld“ und er hoffe, dass die Politik dabei der Kreativität des Marktes und den Unternehmern Raum lässt. „Die Technologie ist ja nur das Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist, die Abläufe zwischen Apotheken und Ärzten für alle Beteiligten effizienter zu gestalten.“ Die müssen sich für die Verwendung bei MeinRezept.online registrieren: 980 Euro kostet das Paket inklusive Zugang zum Webportal, Rezeptdrucker und Router.

Gerade wirbt das Start-up aktiv bei Apotheken in Berlin, dem Ruhrgebiet, in München und in Frankfurt, „aber auch aus allen anderen Regionen Deutschlands registrieren sich jeden Tag Apotheken“, so Behrens. Mehrere tausend Rezepte seien so schon verschickt worden. Auch an Versender? „Ja, aber nicht die, die man damit zuerst assoziiert. Unsere Partner sind die lokalen Apotheken, zwischen denen wir die Vernetzung ermöglichen wollen. Sicherlich haben Apotheken, die bei uns angeschlossen sind, auch eine Versandlizenz. Aber DocMorris oder die Shop-Apotheke sind nicht angebunden.“ Behrens versichert, dass er sich mit seinem Angebot vor allem an Vor-Ort-Apotheken richte. „Wir sind das Gegenkonzept zu DocMorris. Unser Ziel ist es, den lokalen Apotheken zu helfen.“

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