Versandapotheken

DocMorris: Vier Preise für ein Voltaren

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Berlin -

Der günstige Preis ist und bleibt das Hauptargument der Versandapotheken. Gerade bei den OTC-Topsellern im Onlinehandel ist der Preiswettbewerb intensiv. Das beste Schnäppchen zu finden, ist dabei aber nur scheinbar einfach. Beispiel DocMorris: Die niederländische Versandapotheke bietet ein und dasselbe Produkt zeitgleich zu vier verschiedenen Preisen an. Ein Konzept, das aus anderen Branchen übernommen wurde.

Wobenzym plus zählt zu den Präparaten, die häufig online gekauft werden. Das Produkt wird nicht akut benötigt und die Preisunterschiede sind durchaus beachtlich. Bei DocMorris kostet die Packung mit 100 Stück aktuell 25,59 Euro.

Das ist zumindest online kein besonders guter Preis: Beim Preisvergleichsportal Medizinfuchs.de findet man 40 Anbieter, die günstiger sind als die Tochter von Zur Rose. Trotzdem steht DocMorris hier ganz oben als günstigste Versandapotheke. Wie das? Über diesen Kanal bietet DocMorris das Präparat für 22,47 Euro an.

Bei Voltaren ist die Preisvielfalt noch größer. Im Onlineshop kostet die Schmerzsalbe 11,89 Euro – aber nur 10,93 Euro, wenn man über Medizinfuchs dorthin gelangt. Noch günstiger ist Voltaren via Google-Shopping zu bekommen – nämlich für 10,35 Euro.

Die Logik dahinter ist einfach: Wer ohnehin schon DocMorris-affin ist und womöglich schon ein Kundenkonto besitzt, achtet nicht so sehr auf die Preise. Um in Preisvergleichsportalen oder über die Google-Suche aber preisaffine Kunden abzugreifen, muss die Versandapotheke für einen guten Platz im Ranking hart mitbieten. Auf diese Weise kann DocMorris bei der eigenen Marge eine Mischkalkulation fahren.

Und damit die treuen DocMorris-Kunden nicht merken, dass sie übervorteilt werden, gibt es Cookies. Wer einmal bei Medizinfuchs das Schnäppchen gesehen hat, bekommt es auch im Shop direkt angeboten. Die Website passt über die gesetzten Cookies des Nutzers automatisch die Preise an.

Das Dynamic Pricing (dynamische Preismanagement) kennt jeder aus dem Handel. Ganz allgemein werden die Preise dabei dem Marktbedarf angepasst. Während der Schulferien ist der Urlaub teurer, am Abend tankt man Benzin billiger als mittags und Kurzstreckenflüge soll man angeblich am besten etwa zehn Wochen vor Abflug buchen.

Aber das ist Dynamic Pricing für Anfänger. Schon 2012 hat die US-Supermarktkette Safeway personalisierte Rabattcoupons an die Besitzer von Kundenkarten verteilt. Je nach deren früheren Einkaufsverhalten bekamen sie besondere Angebote. Zwei Kunden, ein Produkt, zwei Preise.

Im Onlinehandel sind solche Konzepte viel leichter umzusetzen, weil die Daten und Datenströme für die Unternehmen sehr einfach nachzuvollziehen sind. Auch die Schlussfolgerungen sind teilweise banal: Sucht jemand ein Produkt mit dem Smartphone, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er eine schnelle Kaufentscheidung trifft. Und dass er bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen –nur dieser wird ihm dann auch angezeigt. Der Versandriese Amazon dementierte allerdings, dass die eigenen Preise für Kunden höher sind, die ein Endgerät von Apple benutzen. Dass die Preise auf der Plattform mehrfach täglich angepasst werden, ist hingegen belegt.

Laut Fabian Kaske von der Marketingsagentur Dr. Kaske sind kanalspezifische Preisanpassungen heute Standard im E-Commerce. Während dies beim Mieten eines Autos oder der Flugbuchung schon seit vielen Jahren stattfinde, sei das Phänomen für den Apothekenmarkt noch relativ jung. „Ich gehe davon aus, dass wir im Apothekenmarkt noch viel stärkere Dynamisierung sehen werden. Das ist ein wichtiger Hebel für Online-Apotheken, um profitabel zu arbeiten“, so Kaske.

10,35 bis 11,89 Euro für Voltaren ist bei DocMorris übrigens nicht das Ende vom Lied. Es gibt noch einen vierten Preis, offenbar inklusive Beratungspauschale: Wer bei DocMorris anruft und die 180g-Tube telefonisch bestellt, zahlt stolze 18,03 Euro. Selbst die kleinere Packung mit 120g ist mit 13,88 Euro immer noch teurer als die größere Einheit im Online-Geschäft.

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