Versandapotheken-Studie

„Die Kleinen werden aufgeben“

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Berlin -

Die Konsolidierung im Markt der Versandapotheken wird Experten zufolge ungebremst weitergehen. Die Beratungsfirma Sempora Consulting hat den Markt erneut unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: An Holland führt kein Weg vorbei. So kratzt die Zur Rose Gruppe mit der niederländischen Versandapotheke DocMorris als Zugpferd bereits an der 1-Milliarde-Umsatzschwelle.

Sempora hat im Januar und Februar 50 Pharmahersteller sowie von 1000 Verbraucher befragt, nach Umsätzen und Markenbekanntheit gespürt. Den Bruttoumsatz der Zur Rose Gruppe in Deutschland beziffert Sempora 920 Millionen Euro. Der Löwenanteil davon entfällt auf DocMorris (490 Millionen Euro), danach folgen die übernommenen Medpex (180) Apo-Rot (100) und Eurapon (80). Kleinere Beiträge zum Gesamtumsatz leisten die Versandapotheke Zur Rose selbst (30) sowie die ehemalige Schlecker-Tochter Vitalsana und die tschechische VfG (je 20 Millionen Euro).

Die Shop-Apotheke liegt mit einem Gruppenumsatz von 490 Millionen Euro in Deutschland auf Platz 2. Davon entfallen 160 Millionen auf die Europa Apotheek. „Damit stehen die in den Niederlanden ansässigen Player für circa 65 Prozent des klassischen Versandapothekenmarktes“, bilanziert Sempora. Für die Industrie – ob OTC, Nahrungsergänzungsmittel oder Apothekenkosmetik – führt an den beiden Anbietern kein Weg vorbei. „Die Macht der Versandapotheken steigt – Hersteller werden dies in den Jahresgesprächen zu spüren bekommen – es entstehen Mass-Market ähnliche Ausgangssituationen, die sich negativ auf die Margen auswirken können“, so Studienleiter Tobias Brodtkorb.

Bei Sempora geht man davon aus, das die Großen immer mächtiger werden. „So ist davon auszugehen, dass das Wachstum von DocMorris und Shop-Apotheken deutlich stärker sein wird als das vom Wettbewerb – kleinere Versandapotheken werden perspektivisch aufgeben beziehungsweise versuchen ihre Unternehmen zu verkaufen“, so Brodtkorb.

Die Unterschiede in der Finanzkraft machen hier den Unterschied: Die beiden niederländischen Versender hätten durch die Börsengänge die Power, massiv in Publikumswerbung zu investieren. „Die deutschen Versandapotheken haben durch das Fremdbesitzverbot nicht die gleichen finanziellen Spielräume, um bei den Werbespendings mit den niederländischen Playern mitzuhalten“, so Brodtkorb.

Maßgeblich verändern wird sich das Geschäft der Versender mit der Einführung des E-Rezepts. Bei Zur Rose verspricht man die sich Großes davon. Sempora sieht einen weiteren Vorteil für die Niederländer, die derzeit ihre Kunden mit Rabatten auf verschreibungspflichtige Arzneimittel locken können. Laut der Befragung äußern 36 Prozent der Konsumenten, dass sie einen Rezeptbonus von 2,50 Euro schon heute attraktiv finden. „Noch attraktiver wird es aus Patientensicht, wenn der postalische Rezeptweg durch das elektronische Rezept ersetzt wird und mit dem vereinfachten Handling eine deutliche Zeitersparnis einhergeht“, so die Überzeugung bei Sempora.

„Zusätzlich stellen sich die Zur Rose Gruppe und Shop-Apotheke europaweit auf. Dies wird den Abstand und die Leistungsfähigkeit dieser beider Player im Vergleich zum Wettbewerb noch weiter erhöhen – jeder Hersteller sollte deshalb zwingend eine europäische eCommerce Strategie aufsetzen“, empfiehlt Tobias Brodtkorb.

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