Rathaus-Apotheke Löhnberg

Corona-Schutz: Apotheke baut Glasschalter über den HV

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Berlin -

Der Coronavirus Sars-CoV-2 ist nach bisherigem Wissensstand vor allem für ältere, vorerkrankte und immungeschwächte Patienten gefährlich – und alle drei Personengruppen gehören zur regelmäßigen Kundschaft in Apotheken. Die Rathaus-Apotheke im hessischen Löhnberg hat deshalb nun eine besondere Vorsichtsmaßnahme ergriffen: Seit gut einer Woche berät das Apothekenteam hinter Plexiglasscheiben. In Eigenregie hat Inhaberin Melanie Pufahl-Rink die Schutzscheiben an allen sechs Kassenplätzen installiert. Die Resonanz ist überwiegend positiv, mittlerweile erhält sie sogar Anfragen von Interessenten, die es ihr gleichtun wollen.

Es wirkt ein wenig wie am Bankschalter: Der Kunde stellt sich an den HV-Tisch, wird durch die Scheibe hindurch beraten und am Ende tauschen Packungen und Bargeld durch eine Aussparung unter der Scheibe den Besitzer. „Wenn man sich da gegenübersteht, ist das weniger als ein Meter Abstand“, erklärt Pufahl-Rink. „Da kann unter Umständen auch die beste Handhygiene nutzlos sein.“ Denn auch wenn Desinfektion und Händewaschen zweifellos von großem Nutzen sind, sind Tröpfcheninfektionen eine bedeutende Ansteckungsquelle.

„Viele Kunden sind nicht gesund, einige sind sogar in Chemotherapie, insbesondere die wollen wir schützen“, erklärt Pufahl-Rink. „Handdesinfektionsmittel haben wir schon immer am HV stehen, wir wissen aber auch, dass wir Tröpfcheninfektionen damit nicht verhindern können. Deshalb haben wir uns gefragt, wie wir nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch die Patienten schützen können. Schließlich können wir das auch übertragen.“ Schnell gehen und praktikabel sein sollte es und glücklicherweise hat die Apothekerin auch das richtige Personal zur Hand: „Mein Ehemann, der ist handwerklich sehr begabt.“ Also ging er in den Baumarkt, kaufte sechs Plexiglasscheiben, Aluschienen und Silikon und machte sich ans Werk. „Das war innerhalb eines Tages erledigt“, erklärt Pufahl-Rink.

Mit großen Kosten sei die Installation auch nicht verbunden gewesen, pro Kassenplatz um die 70 Euro. „Das ist eine kleine Investition, aber wir sind uns sicher, dass es etwas bringt.“ Außerdem sind die Plexiglasscheiben wiederverwendbar: „Wir machen das jetzt in einer Testphase und wenn sich die Aufregung wieder gelegt hat, bauen wir sie wieder ab. Sollten wir sie aber später wieder brauchen, können wir sie ganz einfach neu aufsetzen.“ Auch angesichts anderer Infektionskrankheiten könnten sie sich eventuell noch als brauchbar entpuppen.

Eine Einschränkung sei die Konstruktion nicht, betont Pufahl-Rink. „Man merkt in der Praxis, dass es nicht stört. Das Beratungsgespräch funktioniert ohne akustische Beeinträchtigung und man kann sich normal in die Augen schauen.“ Außerdem sei die Scheibe keine unverrückbare Vorgabe: Das Team berate natürlich auch manchmal neben dem HV-Tisch und wenn größere Sachen übergeben werden müssen, geht das natürlich an der Scheibe vorbei.

Seitens der Kunden sei die Resonanz bisher größtenteils positiv. „Der überwiegende Teil ist überrascht, weil sie aus Apotheken nicht kennen.“ Die meisten würden sich aber freuen und die besondere Vorsichtsmaßnahme loben, auch ältere Kunden. „Manche finden es natürlich auch überzogen und nennen das Panikmache“, erklärt die Apothekerin. „Wir versuchen dann aufzuklären und erklären, warum wir das machen, es gibt aber auch Menschen, die lassen sich da nicht überzeugen.“

Außerdem haben die Scheiben noch einen weiteren kleinen Vorteil: „Man hat immer ein Gesprächsthema mit dem Kunden.“ Interesse weckt die Installation aber nicht nur bei den Kunden, sondern weit darüber hinaus. „Wir haben schon Anfragen von Arztpraxen und einer Tierklinik, sogar ein Bürgerbüro hier in der Gegend hätte das gerne.“ Auch eine Apothekerin aus Berlin habe sich bereits an sie gewendet. Und für manche wird die Rathaus-Apotheke damit zur kleinen Kuriosität: „Letztens kam sogar der Metzger aus dem Ort und sagte, er hat davon gehört und will sich das mal anschauen.“

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