Sauerland

Nachfolgerin gesucht: Apotheke lieber verschenken als ausräumen

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Berlin -

Vor knapp 40 Jahren hat Pharmazeutin Daniela Hundelshausen ihr Staatsexamen bestanden. Seitdem ist sie Apothekerin mit Leib und Seele. Mit ihrem Ehemann betreibt sie seitdem zwei Apotheken im Sauerland. Spätestens 2024 wollen beide in den Unruhestand gehen. Jetzt suchen sie eine Nachfolgelösung für die Brunnen-Apotheke in Hallenberg und die Privilegierte Marien-Apotheke in Medebach. „Wenn es passt, würde ich die Apotheken auch verschenken“, sagt Hundelshausen.

Hallenberg ist eine kleine Stadt im Hochsauerland mit knapp 4500 Einwohnern, einem großen Einzugsbereich und zwei Apotheken. Sieben niedergelassene Ärzte versorgen die Bevölkerung medizinisch. Ein beschaulicher Ort in der Nähe von Winterberg in traumhafter Natur mit Sportmöglichkeiten aller Art. „Wir sind beide nicht im Sauerland geboren, haben uns aber dieses Fleckchen ausgesucht, weil es ideal ist um Kinder groß zu ziehen und dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen“, rekapituliert die 62-jährige.

In Hallenberg gründete die damals junge Fachapothekerin für Offizinpharmazie 1991 die Brunnen-Apotheke. „Mein Sohn wurde 10 Tage nach der Eröffnung geboren“, erinnert sich Hundelshausen. „Das waren harte Anfangsjahre, aber die Anstrengungen haben sich gelohnt.“ Es war die richtige Entscheidung. Mit kreativen Dekorationen und dem Schwerpunkt auf persönlicher Beratung gewann die neue Apotheke schnell einen festen Kundenstamm.

Täglich viermal pendelt die Apothekerin 20 Kilometer in ihre Apotheke und zurück nach Hause. Ihr Mann habe es da leichter, denn zur alteingesessenen Privilegierten Marien-Apotheke in Medebach sind es von zu Hause nur 800 Meter. Da das Ehepaar gleichaltrig ist, planen beide den Ruhestand zum selben Zeitpunkt. „Mein Mann und ich möchten unseren Ruhestand genießen. Jetzt sind wir noch fit, können und wollen viel unternehmen. Daher suchen wir rechtzeitig eine Nachfolgerin. Wir haben damals auch klein angefangen und wünschen uns, dass unsere Apotheken in gute Hände kommen. Ich bin sicher, dass unser Entgegenkommen eine gute Starthilfe sein wird.“

Mit vollem Einsatz hat Hundelshausen ihre Brunnen-Apotheke über all die Jahre geführt. In den ersten Jahren hatte sie einen angestellten Apotheker zu Hilfe: „Sonst hätte ich das mit meinem kleinen Sohn und dem Pflegefall meiner Mutter nicht geschafft.“ Seit vielen Jahren steht sie zusammen mit ihrem kleinen Team tagtäglich in der Offizin: „Wir sind wie eine Familie: einer für alle – alle für einen.“

Hundelshausens wollen ihren Nachfolger anbieten, als Aushilfs-Apotheker weiterzuarbeiten – bei Bedarf: „Wir sind ja dann flexibel“. Wenn sie vor dem offiziellen Rentenalter jemanden fänden, dann würden sie auch früher aufhören, so die Apothekerin. „Die Brunnen-Apotheke ist keine Goldgrube, aber arbeitet durchaus sehr wirtschaftlich“, sagt Hundelshausen. Und Wohnungen und schöne Häuser gebe es in der Region im Überfluss.

Doch was, falls es mit der Nachfolge nicht klappen sollte? „Dann müsste ich mein Lebenswerk aufgeben und es graut mir vor dem Ausräumen der jahrzehntelang gepflegten Regale und Schübe. Das will ich auf jeden Fall vermeiden.“ Wegen der Emotionen aber auch wegen der Kosten, die Hundelshausen auf 15.000 Euro schätzt: „Dann verschenke ich mein Lebenswerk lieber.“

Langweilen werde sie sich in ihrem Leben nach der Apotheke sicherlich nicht, ist sich Hundelshausen sicher. Sie habe viele Pläne und ein besonderes Projekt: Das Libretto zu einer Oper schreiben. Das Thema hat sie schon im Kopf. Die Musik dazu ist jedenfalls kein Problem. Sohn Max-Lukas Hundelshausen ist erfolgreicher und preisgekrönter Komponist und Tonmeister. Als Apothekersohn und Nachfolger im Familienbetrieb kommt der also nicht infrage.

Aber vielleicht wird er sich doch noch einmal mit der Apothekerseele auseinandersetzen dürfen: „Wenn ich die Apotheke lange genug hinter mir gelassen habe, schreibe ich vielleicht auch noch eine Apotheken-Oper.“ Ob tragisch oder komisch, das werde man noch sehen.

 

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