Unwetterfolgen

Frisch renovierte Apotheke überschwemmt

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Berlin -

Gerade mal ein gutes Jahr konnte sich Mohammed Altaif an dem Glanz seiner neuen Offizin erfreuen. Dann überschwemmte ein Unwetter die Aachener Engel-Apotheke. Für ihren Besitzer heißt es jetzt: Zähne zusammenbeißen und bald eine erneute Renovierung durchziehen.

Altaif kam 1998 aus dem Sudan nach Deutschland und studierte in Bonn Pharmazie. Nach seiner Approbation 2008 arbeitete er als angestellter Apotheker unter anderem in Niedersachsen und im Saarland. „Dann wollte ich mich selbstständig machen und übernahm 2015 die alt eingesessene Engel-Apotheke“, erzählt er. „Doch die Einrichtung war nicht modern und hat mir nicht gefallen, ich wollte etwas komplett neues und auch einen Kommissionierautomaten einbauen.“ Ein Jahr später begann er mit der Planung. Nur ein Wochenende im Frühjahr 2017 nahm der Einbau der neuen Einrichtung in Beschlag. „Alles war jetzt ganz neu. Die Offizin bekam 30 Prozent mehr Platz“, sagt Altaif. „Das hat die Kunden sehr begeistert.“

Dann brach Ende Mai über Aachen ein Unwetter herein. Im Nullkommanix waren die Straßen der Innenstadt überflutet. „Ich war unterwegs zur Bank, da rief eine Mitarbeiterin an, dass die Apotheke unter Wasser steht“, erinnert sich der Besitzer. „Das hat noch nicht mal zehn Minuten gedauert. Ich hab das erst nicht geglaubt, aber dann schaffte ich es nicht mehr, zur Apotheke zu kommen.“ Das Team habe die Türen geschlossen gehalten, so gut es ging, damit nicht noch mehr Wasser eindringen konnte. „Auch die Kunden waren gefangen. Wenn die Tür mal kurz wieder aufging, drang wieder ein halber Liter Wasser ein.“ Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mussten ausrücken. „Bis Mitternacht dauerte es, bis auch der Keller leergepumpt war.“

So schnell wie das Unwetter gekommen sei, so schnell sei es auch wieder vorbei gewesen. Am nächsten Tag begann das Team mit den Aufräumarbeiten. Medikamente seien nicht zu Schaden gekommen. „Im Keller lagerten vor allem Papiertüten. In der Offizin haben wir einen Vinylboden, da war das Wasser schnell raus“, sagt Altaif. „Im hinteren Bereich lag Teppichboden. Nach zwei bis drei Tagen fing er an zu stinken, übers Wochenende rissen wir ihn raus.“

Glück im Unglück gab es bei der Technik. „Die Elektronik war nicht betroffen, weil wir sie mit einer Holzplatte höher gelegt hatten. Zwei Rechner sind uns jedoch im Wasser kaputt gegangen.“ Damit habe er auch auf das Warenwirtschaftssystem nicht mehr zugreifen können. „Die ADG war schnell und hat uns innerhalb von vier Tagen die Software auf neue Rechner installiert.“ Eine Woche lang habe das Team auf Fax und Drucker verzichten müssen. Im Großen und Ganzen laufe der Betrieb mittlerweile aber wieder. „Vorne merkt der Kunde so gut wie nichts, im hinteren Bereich haben wir praktisch keinen Fußboden mehr“, berichtet der Apotheker. „Derzeit laufen hier noch die Maschinen, die die Wände trocken legen.“

Allerdings habe der Kommissionierer Feuchtigkeit abbekommen und mache jetzt Mucken. „Normalerweise dauert es ein bis zwei Minuten, bis der Kunde seine Medikamente hat“, sagt Altaif. „Jetzt bekommen wir verstärkt Fehlermeldungen. Jedes Mal muss ich dann das System erst wieder neu starten, der Kunde wird ungeduldig. Währenddessen kommen immer neue Kunden, wir stehen immer mehr unter Druck.“ Zumindest die Hotline der Herstellers sei sehr hilfsbereit.

Sehr zum Leidwesen des Apothekers wurden auch große Teile der schönen, neuen Einrichtung erheblich in Mitleidenschaft gezogen. „Zum Teil muss sie repariert, zum Teil ganz ausgetauscht werden“, berichtet Altaif. Und wieder muss er einen Umbau planen. „Damit fühle ich mich etwas überfordert, ich hab ja nicht nur mein Tagesgeschäft, sondern auch eine Familie mit drei kleinen Kindern.“

Im Juli wird das Apothekenteam ein Déjà-vu erleben: Wieder soll die Renovierung an einem einzigen Wochenende vonstatten gehen. Wieder müssen Altaif und seine Mitarbeiter dafür zuvor die gesamte Offizin freiräumen. Am Sonntag soll alles wieder an seinem alten Platz kommen, schließlich sollen die Kunden anderntags eine aufgeräumte Apotheke vorfinden. „Die Mitarbeiterinnen, die Kinder haben, kann ich dafür nicht einsetzen“, glaubt Altaif. „Vielleicht nehme ich noch externe Aushilfen dazu.“

An den Einrichtungselementen will er wenig ändern. „Das hat mir sehr gefallen. Vielleicht lasse ich einen dunkleren Fußboden verlegen, damit es nicht so auffällt, wenn die Kunden im Herbst und Winter mit schmutzigen Schuhen in die Offizin kommen.“

Zwar muss der Apotheker diesmal nicht mehr gar so tief in die Tasche greifen, seine Versicherung übernimmt den größten Teil. „Was ich von der Einrichtung meines Vorgängers übernommen habe, wird nur repariert“, erläutert Altaif. „Alle von mir eingebauten und beschädigten Elemente werden ersetzt. Der Eigenanteil an der Renovierung beträgt aber immer noch zehn Prozent, dazu kommen noch meine Personalkosten.“ Altaif hofft danach erst mal auf Ruhe. „Ich bin froh, wenn ich das alles hinter mir habe.“

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