Verteilung von FFP2-Masken

Apotheker als „Prügelknaben in Weiß“

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Unentgeltliche Herausforderung für Apotheken: Die Verteilung von FFP2-Masken an Senioren in Bremen hat bundesweit zu massiver Kritik geführt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin -

Die Verteilung von kostenlosen FFP2-Masken an Senioren hat nicht nur in Bremen für Aufruhr gesorgt. Vielerorts diskutierten Apotheker und ihre Mitarbeiter über den Sinn, die Umsetzung und die Probleme der Aktion – denn schon bald sollen bundesweit Apotheken Masken an Risikopatienten verteilen. In Bremen kommt es bereits zu ersten Problemen bei der Beschaffung von Nachschub, die für weiteren Unmut sorgen. Der Senat hingegen bewertet die Verteilung als „vollen Erfolg“.

Die Bremer Apotheken hatten bereits im Vorfeld mit einem massiven Andrang gerechnet und versucht, sich entsprechend vorzubereiten – sofern dies in Anbetracht der Kurzfristigkeit und der Pandemie-Situation möglich war. Als am vergangenen Freitag der Startschuss für die Verteilaktion fiel, wurden sie regelrecht überrannt. Innerhalb weniger Stunden waren in vielen Apotheken die kostenlosen Masken bereits vergriffen. Anschließend häuften sich Diskussionen mit Kunden, die nicht mehr versorgt werden konnten. Frust machte sich breit – bei den Kunden, vor allem aber bei den Apothekenmitarbeitern.

Kein Nachschub, aber massig Nachfragen

Der rot-grün-rote Senat habe bereits am Freitag gemeinsam mit der Apothekerkammer um Geduld geworben, außerdem wurden schnell weitere Lieferungen versprochen, wie die Nordsee-Zeitung berichtet. Auf entsprechenden Nachschub, der über einen einzigen pharmazeutischen Großhändler erfolgen sollte, warten viele Apotheken bisher jedoch vergebens. Dennoch müssen die täglichen Nachfragen abgearbeitet und die Senioren vertröstet werden, was zusätzlich Zeit in Anspruch nimmt.

„Es ist so gekommen, wie wir es prognostiziert haben“, erklärte Thomas Anthes, Leiter der Sander-Apotheken gegenüber der Nordsee-Zeitung. Die zentrale Versorgung über einen Großhändler reiche schlichtweg nicht aus. Im Vorfeld waren daher auch Alternativen besprochen worden. Eine Verteilung per Briefpost etwa sei Regierungschef Andreas Bovenschulte zufolge jedoch nicht möglich gewesen. „Da hätten wir mehrere zehntausend Päckchen packen müssen“, so die Begründung.

Der Zeitung zufolge hat Bovenschulte am Montag bereits Nachschub angekündigt: Im Laufe des Dienstags sollten demnach alle Apotheken in Bremen wieder Masken zur Verfügung haben. Doch auch hier gibt es offenbar massive Kommunikationsprobleme. „Man bekommt leider nicht viele Informationen darüber, wann die Masken eintreffen“, erläutert Frauke Müller, Filialleiterin der Apotheke am Blink, gegenüber der Regionalzeitung. Die Arbeit sei für alle „unbefriedigend“.

Die Stimmung in Bremen ist daher sehr angespannt. Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer, hatte am Montag deshalb an die Bürger appelliert: „Die Apothekerinnen und Apotheker übernehmen die Ausgabe der Masken als Ehrenamt und engagieren sich damit in hohem Maße für die Gesundheit der Bremerinnen und Bremer.“ Er bat darum, „ihnen mit Respekt zu begegnen und Verständnis zu zeigen“, wenn es zu Engpässen bei der Maskenverteilung komme. Es ergebe zudem Sinn, erst am Ende der Woche oder zu Beginn der neuen Woche erneut nachzufragen.

Senat lässt Apotheken im Regen stehen

Dass Masken ab Dezember in ganz Deutschland zu einem vergünstigten Preis verteilt werden sollen, wird in vielen Apotheken kritisch gesehen. „Es hätte so schön sein können: Der Senat verteilt Geschenke an seine Bürger, die sich artig bedanken und fortan mit einem zufriedenen Lächeln unter der Maske herumlaufen“, schreibt die Zeitung und trifft damit den Nerv der Apotheken. Die Politik habe sich selbst zuzuschreiben, dass die an sich gut gemeinte Idee bei genauem Hinsehen „weniger zum Märchen als zum Drama tauge“. Denn der Senat habe die Apotheken zwar als kostenlose Verteilstation ins Boot geholt, sie aber „zugleich im Regen stehen lassen“.

Denn auch im Vorfeld war die Kommunikation mit den Apotheken mangelhaft gewesen: Lediglich ein in die Apotheke geflattertes Fax informierte über das Vorhaben, viele Apotheker erfuhren erst durch die Presse von der Aktion. Sie fühlten sich überfahren, bereits vor dem Startschuss gab es deshalb massive Kritik. Die schlecht durchdachte Umsetzung und die daraus resultierenden Probleme schüren nun weiteren Unmut. „Kein Wunder also, dass sich Frust aufstaut, und zwar auf beiden Seiten der Ladentheke“, schreibt die Nordsee-Zeitung. „Wer das dann noch als ‚großen Erfolg‘ verkauft, wie es der Regierungschef tut, macht Apotheker und ihre Mitarbeiter endgültig zu Prügelknaben in Weiß.“

 

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