„Unwucht im System“

Abda: Kein Engpass bei Grippeimpfstoff

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Berlin -

Die Abda sieht keinen Engpass bei der Versorgung mit Grippeimpfstoffen. Die 26 Millionen bestellten Impfdosen seien „bei Weitem noch nicht verbraucht“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Ärzte sehen das anders.

Aufgrund der Corona-Pandemie gebe es eine frühere und höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung, so ein Abda-Sprecher. Dies könne zu „lokal unterschiedlichen und zeitlich begrenzten Situationen“ führen, in denen ein Arzt keinen Impfstoff zu Verfügung habe. Dies sei jedoch lediglich „eine Unwucht im System“, sagte der Sprecher. Man sei „weit davon entfernt, dass alle Grippeimpfstoffe verbraucht sind“. In keinem Fall solle nun bei der Grippeimpfung auf die Bremse getreten werden, so der Abda-Sprecher.

Ähnlich hatte gestern Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) argumentiert – und Berichte über Engpässe gereizt zurückgewiesen. Es könne momentan lokal und zeitlich zu Lieferengpässen kommen, sagte er am Mittwoch in Berlin. „Das heißt aber nicht, dass wir Versorgungsengpässe bei diesem Grippeimpfstoff haben.“ Das Wissen, dass der Grippeimpfstoff nicht an einem Tag ausgeliefert werde, müsste doch eigentlich da sein. Laut Spahn sind die 19 Millionen regulär bestellten Dosen noch gar nicht komplett ausgeliefert – dass im Oktober alles weg sei, habe es noch in keiner Saison gegeben. „Jeder, der vom Fach ist, weiß das“, wiederholte er.

Widerspruch kommt von Ärzteverbänden: „Naturgemäß verkürzen Politiker-Schlagzeilen manchmal komplizierte Sachverhalte, daher kann ich die Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, es bestünden ‚Keine Engpässe bei Grippeimpfstoffen‘ nicht so stehen lassen“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Fakt sei, dass in Bayern viele Praxen noch nicht einmal die vorbestellten Impfstoffe komplett erhalten hätten. Nachbestellungen seien derzeit zwar möglich, jedoch zeitlich nicht absehbar. „Ob in Zukunft fristgerecht geliefert werden wird, ist eine Hypothek auf die Zukunft.“

Die Nachfrage bei Grippeimpfungen sei in diesem Jahr auch in Bayern sehr hoch. Daher seien in einigen Hausarztpraxen die ersten Impfdosen bereits verimpft. Quitterers Appell an die Politik: „Nicht nur die Bevölkerung zum Impfen aufrufen, sondern auch sicherstellen, dass die impfwilligen Patientinnen und Patienten, vor allem die Risikopatienten und chronisch Kranken, diese Impfung auch erhalten können.“

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, kritisierte gegenüber der Augsburger Allgemeinen , dass die von der Bundesregierung vorgesehene Menge von 26 Millionen Impfdosen offenbar nicht einmal für alle Risikopatienten aus ausreiche.

 

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