Repetitorium Glaukom

Lokales Timolol wirkt systemisch

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Berlin -

Glaukom zählt zu den häufigsten Erblindungsursachen und geht mit einem erhöhten Augeninnendruck einher. Dieser Risikofaktor kann jedoch durch die Verwendung von bestimmten Augentropfen beeinflusst werden. Patienten müssen jedoch nicht nur mit lokalen, sondern auch mit systemischen Nebenwirkungen rechnen.

Fall: Ein älterer Herr klagt in der Apotheke über andauernden Husten und leichte Schmerzen in der Brust. Er vermutete eine Erkältung, die ja zur Jahreszeit passe. Viel Trinken und Hustensäfte haben die Beschwerden jedoch nicht verbessert. Im weiteren Gespräch schildert der Mann das Gefühl eines langsameren Herzschlags. In der Vergangenheit hatte er nie Probleme mit dem Blutdruck oder dem Herzen im Allgemeinen.

Medikamente nimmt er keine ein, nur Augentropfen muss er täglich benutzen. Die Anwendung ist notwendig, da sein Augeninnendruck erhöht ist. Zweimal am Tag quäle er sich mit den Tropfen mit dem Wirkstoff Timolol, da geht auch mal ein Tropfen zu viel ins Auge oder ganz daneben.

Analyse: Die geschilderten Beschwerden zählen zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) der Augentropfen. Patienten klagen mit unterschiedlicher Häufigkeit über die Symptome. Timolol kann auch bei lokaler Anwendung am Auge in den Blutkreislauf gelangen und systemische Nebenwirkungen verursachen.

Timolol ist ein nicht-selektiver Betablocker. Der Wirkstoff hemmt sowohl die Beta-1-Rezeptoren, die sich vorwiegend am Herzmuskel befinden, als auch die Beta-2-Rezeptoren, die beispielsweise auf der Muskelschicht der Lunge lokalisiert sind. Die Wirkung an den beiden Adrenozeptoren kann die Bronchien verengen und dadurch den Atemwiderstand erhöhen. Die verlangsamte Erregungsleitung am AV-Knoten verlangsamt die Herzfrequenz sowie den Pulsschlag und senkt in der Folge den Blutdruck.

Am Auge kommt der Wirkstoff zum Einsatz, wenn der Augeninnendruck erhöht ist, ein grüner Star – nach Linsenentfernung oder bei chronischem Weitwinkelglaukom – vorliegt oder ein kindliches Glaukom nicht anders behandelt werden kann.

Der genaue Wirkmechanismus am Auge ist hingegen noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine verminderte Kammerwasserproduktion. In Studien zeigte sich zudem eine leichte Verbesserung des Abflusses des Kammerwassers. Die Wirkung setzt nach etwa 20 Minuten ein, die maximale Wirkung ist nach etwa ein bis zwei Stunden erreicht und kann bis zu 24 Stunden anhalten. In der Regel wird zweimal täglich ein Tropfen in das zu behandelnde Auge geträufelt.

Kommunikation: Der Kunde sollte mit dem Augenarzt Rücksprache halten. Vielleicht muss er auf ein anderes Präparat umgestellt werden. Einfache Tipps in der Anwendung können eventuell die Nebenwirkungen reduzieren. Die Tropfen sollten in Eigenregie nicht einfach abgesetzt werden. Vor allem nach längerer Gabe kann die drucksenkende Wirkung noch etwa zwei bis vier Wochen andauern.

Therapie: Die systemische UAW kann möglicherweise durch eine Umstellung der Anwendung reduziert werden. Patienten sollten nach dem Einbringen des Tropfens in das Auge den Tränenkanal verschließen, indem sie einem leichten Druck mit dem Finger ausüben. Zusätzlich sollte das Auge so lange wie möglich verschlossen werden. Ideal ist das Abdrücken des Tränenkanals und das Verschließen des Auges für etwa drei bis fünf Minuten. Dies kann jedoch die lokale Wirkung am Auge verstärken.

Patienten sollten während der Behandlung stets kontrolliert werden. Eine regelmäßige Messung des Augeninnendrucks ist unerlässlich. Die anfängliche Drucksenkung kann bis zu 50 Prozent betragen, im Anschluss kann jedoch eine Wirkungsabnahme auftreten. Eine Stabilisation des Drucks stellt sich nach etwa drei bis zwölf Monaten ein.

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