Fernbehandlungsverbot

DrEd: Mit EU-Versendern gegen Gröhe

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Berlin -

Mit der inzwischen vom Bundestag verabschiedeten 4. AMG-Novelle will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Fernbehandlung und Rezeptausstellung aus dem Ausland durch DrEd & Co. einen Riegel vorschieben. Doch das britische Unternehmen will sich das Geschäft nicht kaputtmachen lassen, immerhin stammen gut 20 Prozent der Kunden aus Deutschland. Die sollen künftig ihre Rezepte bei ausländischen Versandapotheken abgeben – so soll das Verbot ausgehebelt werden.

Da deutsche Gesetze im Ausland nicht gelten, richtet sich die AMG-Novelle an deutsche Apotheken: Denen soll verboten werden, Rezepte zu beliefern, wenn die Verordnung offenkundig nicht nach einem direkten Arzt-Patienten-Kontakt ausgestellt wurde. Jeder Verordnung soll ein direkter Arzt-Patienten-Kontakt vorausgehen.

David Meinertz, Chef von DrEd, setzt darauf, dass seine deutschen Kunden sich nicht nur im Ausland Rezepte ausstellen lassen, sondern diese auch bei ausländischen Apotheken einlösen. Noch hätten die Patienten die freie Wahl der Apotheke, so Meinertz gegenüber APOTHEKE ADHOC. Mit dem Inkrafttreten der AMG-Novelle im kommenden Jahr sei es Apothekern in Deutschland aber nicht mehr gestattet, Rezepte aus telemedizinischer Behandlung anzunehmen.

Meinertz: „Die Folge: Die Patienten suchen sich eine Apotheke im EU-Ausland und lassen sich ihre Arzneimittel zusenden. Welche Apotheke, das entscheiden sie selbst.“ Über die Gesetzesänderung werde DrEd seine Patienten rechtzeitig informieren. Das klingt wie eine Empfehlung zur Rezeptabgabe bei ausländischen Versandapotheke.

Fünf Jahre nach Gründung hat DrEd jetzt eine Bilanz gezogen: Danach führten die britischen Ärzte von DrEd allein für deutsche Verbraucher mehr als 200.000 Internet-Sprechstunden durch. Europaweit waren es insgesamt 960.000. Damit ist DrEd nach eigenen Angaben die größte Online-Arztpraxis in Europa. Seit 2014 schreibt der selbsternannte „Vorreiter für digitale ärztliche Versorgung“ schwarze Zahlen bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 200 Prozent.

Mit der Qualität der Leistungen von DrEd seien laut einer Umfrage unter 1500 Patienten mehr als 90 Prozent zufrieden. Zwei Drittel sehen danach keinen Unterschied zur Betreuung in einer Arztpraxis vor Ort.

Die Online-Ärzte hätte Patienten aus ganz Deutschland behandelt. Vor allem in Städten findet DrEd seine Kunden. Berlin führt die Liste mit 13.000 Behandlungen an, gefolgt von München (6600), Hamburg (6300), Köln (4300) und Düsseldorf (2600 Patienten). Aber auch in ländlichen Regionen sei DrEd gefragt, teilte das Unternehmen mit.

In Europa sei die Zahl der Behandlungen im Vergleich zum Vorjahr um 150.000 auf 450.000 gestiegen. „Innovative telemedizinische Leistungen, die den Lebensgewohnheiten der Menschen entgegen kommen, werden immer stärker gefragt. Ich erwarte, dass wir noch 2016 die Millionenmarke erreichen werden“, so Meinertz.

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