OTC-Hersteller

Wick trifft Vigantol

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Berlin -

Procter & Gamble (P&G) übernimmt die OTC-Sparte von Merck für 3,4 Milliarden Euro. Während der US-Konzern weltweit mehr als sechs Mal so groß ist, hat der Konzern aus Darmstadt in Deutschland die Nase vorn. Die wichtigsten Fakten im Schnellcheck.

Wie groß ist die Sparte von P&G? P&G erlöste mit Gesundheitsprodukten zuletzt weltweite Umsätze von 7,5 Milliarden US-Dollar, das sind umgerechnet 6,05 Milliarden Euro. Die Sparte wuchs damit um 2 Prozent, wobei ohne Währungseffekte das Wachstum doppelt so groß gewesen wäre. Jeweils die Hälfte entfällt auf den Bereich Oral Care und Personal Health Care mit Gesundheitsprodukten. Insgesamt macht der Bereich 12 Prozent des Konzernumsatzes von 65 Milliarden Dollar aus.

Wie groß ist die Sparte von Merck? Im Consumer-Bereich erlöste Merck zuletzt 911 Millionen Euro, das sind 13 Prozent des Umsatzes der Gesundheitssparte von 7 Milliarden Euro und 6 Prozent des Konzernumsatzes insgesamt. 2017 wuchsen die Erlöse mit Consumer-Produkten um 8 Prozent. Weltweit rangiert Consumer Health nach Angaben von Merck unter den Top 15, mehr als 50 Prozent werden in Wachstumsmärkten erlöst.

Was sind die Folgen für den deutschen Markt? Hierzulande ist Merck größer als P&G: Nach Zahlen von Insight Health kommt der Hersteller aus Darmstadt auf Basis der realen Apothekenverkaufspreise (rAVP) auf Erlöse von 136 Millionen Euro und damit auf Rang 15 unter den OTC-Herstellern. P&G liegt mit Abverkäufen von 97 Millionen Euro auf Rang 28. Beide Firmen konnten im vergangenen Jahr um 4 Prozent zulegen. Das kombinierte Geschäft liegt auf Rang 9 – hinter Bionorica und vor Dr. Willmar Schwabe.

Welche Umstrukturierungen sind vorgesehen? Dazu haben die Konzerne noch nichts bekannt gemacht. Sehr wahrscheinlich ist, dass der Merck-Standort in Darmstadt aufgegeben wird und das Team zu P&G nach Schwalbach/Taunus zieht. Weltweit sollen 3300 Mitarbeiter zu P&G wechseln.

Wer sind die wichtigsten Köpfe? In Darmstadt wird das deutsche OTC-Geschäft seit einem Jahr von Jochen Schlindwein geführt; er hatte die Nachfolge von Dr. Ralph Grobecker angetreten, der zu Stada gewechselt war. Vertriebsleiter für den deutschsprachigen Raum ist Werner Nuxoll, Marketingleiterin ist Christiane Boventer. Die Gesamtverantwortung für das weltweite Geschäft hat Uta Kemmerich-Keil. Bei P&G wird das Consumer-Geschäft hierzulande von Dr. Markus Hammer geleitet, um das Marketing kümmert sich Amanda Duvoisin. Global President ist Thomas M. Finn.

Welche Marken wechseln den Besitzer? Merck verkauft das gesamte Consumer-Geschäft, zu den prominentesten Marken gehören Neurobion, Bion3, Seven Seas, Nasivin, Femibion, Dolo-Neurobion, Vivera/Floratil, Sangobion, Vigantol, Apaisyl und Kytta. Zu P&G wiederum gehören im Consumer-Bereich Wick, blend-a-med/blend-a-dent, Metamucil, Oral-b, Clearblue und Persona. Wichtigste Marken sind künftig Wick mit 90 Millionen Euro nach Insight Health sowie Femibion und Vigantol mit je knapp 40 Millionen Euro.

Warum verkauft Merck die OTC-Sparte? Die 3,4 Milliarden Euro, die P&G an Merck zahlt, sollen vor allem den Schuldenberg abschmelzen, den Merck durch den 13 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Laborhändlers Sigma-Aldrich im Jahr 2015 aufgetürmt hatte. Allerdings haben die Absagen potenzieller Interessenten den Preis gedrückt: Analysten hatten mit mehr als 4 Milliarden Euro gerechnet. Im Zusammenhang mit Nestlé war sogar von 4,2 Milliarden Euro die Rede.

Was plant Merck? Vorstandschef Stefan Oschmann will künftig die drei Konzernbereiche Pharma, Produkte für die Pharmaforschung und Spezialchemie weiter ausbauen und hatte die dazu passende Konzernstrategie bereits im September 2017 vorgegeben. Das Consumer-Geschäft ist laut Oschmann zu klein für Merck geworden.

Was will P&G? Für den US-Konzern ergänzt das Merck-Portfolio die eigenen Gesundheitsprodukte. Die neuen Marken bieten Produkte für Anwendungsbereiche, die im bisherigen Portfolio von P&G nicht adressiert wurden. Man schätze „das stabile und breit abgestützte Wachstum“ der Merck-Sparte, sagte CEO David Taylor. 2014 hatte P&G selbst angekündigt, kleinere Marken zu verkaufen. Ein Jahr später wurde Wella verkauft, die Wick-Hustenbonbons gingen parallel an Katjes.

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