Ginkgo-Präparate

Kaveri: KSK statt Klosterfrau

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Berlin -

Ginkgo-Produkte liegen im Trend. Auch wenn mittlerweile Generika verfügbar sind, treibt der hohe Preis viele Verbraucher in den Versandhandel. Der für seine Kampfpreise bekannte Mittelständler KSK hat sich bei Klosterfrau die Vertriebsrechte für Kaveri gesichert – und kündigt Überraschungen an.

Mit Ginkgoprodukten werden auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) rund 200 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt. Vor zwei Jahren brachten mehrere Generikahersteller preiswerte Alternativen zu Tebonin (Schwabe) auf den Markt. Durch eine neue EU-Monographie war nach Jahren das Monopol des Herstellers aus Karlsruhe geknackt worden.

So teilt sich Schwabe den Markt mittlerweile mit großen Anbietern wie Hexal (Gingium), Stada und Ratiopharm (Ginkobil), aber auch Firmen, die seit Jahren eine Nähe zu Ginkgo haben, darunter Krewel Meuselbach (Ginkgo-Maren), Heumann (Ginkgovital) und Klinge (Binko). Im unteren Preissegment sind neben Betapharm nur die Billiglinien von Stada und Hexal, Aliud und 1A Pharma im Rennen.

Mit KSK kommt nun ein echter Discountanbieter dazu: Für das Unternehmen aus Berghausen bei Karlsruhe ist Kaveri das erste pflanzliche Produkt überhaupt. Firmenchef Peter Krcmar ist überzeugt, dass er sich einen Teil vom Kuchen abschneiden kann: „Ginkgo ist bekanntlich ein großer Markt in Deutschland, deswegen nicht nur für uns attraktiv. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht die Ersten sind.“

Kaveri gehört bereits seit September zu KSK, doch noch laufen die Vorbereitungen für den großen Aufschlag. Für Krcmar ist klar, dass er für sein Produkt ein Alleinstellungsmerkmal braucht: „Während Ratio & Co. durch massive Werbung auffallen, wurde Kaveri schon länger nicht beworben. KSK wird sich absehbar aktiv in den Ginkgo-Markt einmischen. Ob unsere Argumente dann beim Kunden ankommen, werden wir sehen.“

Wie seine Strategie aussehen wird, verrät er noch nicht. Schließlich falle man mehr auf, wenn man überrasche, sagt er augenzwinkernd. „Wieso sollte dies durch vorheriges Breittreten auf APOTHEKE ADHOC verhindert werden?“ Dass es mehr um den Preis als um die Marke gehen wird, lässt er aber durchblicken: „Wir verfolgen im Gegensatz zu den anderen Herstellern eher eine Preisstrategie, ich gehe davon aus, dass das im Markt bekannt ist. Und dazu passt Kaveri, da es eines der günstigen Ginkgo-Produkte ist.“

Derzeit kosten die gelb-braunen Tabletten in der mittleren Packung à 60 Stück noch knapp 46 Euro – und liegen damit im Mittelfeld. Zum Vergleich: Ginkobeta ist unschlagbar billig mit knapp 37 Euro, auch die Produkte von 1A, Aliud, Krewel Meuselbach, Stada und Heumann sind preiswerter als das KSK-Produkt. Am teuersten ist das Original von Schwabe, das 55 Euro kostet.

Doch in der Branche rechnet man fest damit, dass KSK irgendwann in die Preisoffensive gehen wird. Denn der Hersteller, der 2007 bei der ersten AOK-Rabattrunde mit Omeprazol der große Überraschungspartner war und sich mittlerweile ganz auf den OTC-Bereich verlegt hat, ist für seine Kampfpreise bekannt. Im vergangenen Jahr hatte die Apotheken Umschau den Hersteller wegen seiner Dumpingpreise sogar als Anzeigenkunde verbannt. Nicht nur bei den Antiallergika Lora-ADGC und Cetiricin-ADGC gehört KSK zu den billigsten Anbietern, sondern auch bei Pantoprazol-ADGC, Miconazol KSK und dem im vergangenen Jahr neu eingeführten Ibuprofen ADGC. Jüngster Neuzugang ist KSK Macrolax Macrogol.

Bei Kaveri setzt KSK ganz auf die Dosierung à 120 mg. Zur Standardgröße à 60 Stück und der Doppelpackung soll in absehbarer Zeit noch eine Einstiegsvariante à 20 Stück hinzukommen: „Sicher werden wir auch eine Kleinpackung anbieten, diese ist in Vorbereitung“, so Krcmar. In andere Packungsgrößen und andere Dosierungen will er nicht investieren, weil sie keinen therapeutischen Nutzen hätten: „Es ist schlicht und einfach nur preiswerter, 60 Tabletten der 240 mg Version des gleichen Anbieters zu kaufen.“

Dem Preisvorteil stehe aber die unhandliche Einnahme gegenüber: „Die 240-mg-Dosierung ist als Tablette viel zu groß, ich würde sagen: nicht patientenfreundlich.“ Kaveri misst in der Länge 1,63 cm, in der Breite 0,9 cm. Im Vergleich dazu kommt Ginkobil à 240 mg in der Länge auf 2,03 cm und in der Breite auf 0,92 cm. Die roten Tabletten wiegen stolze 837 mg.

Warum Klosterfrau die Vertriebsrechte für Kaveri abgegeben hat, ist unklar. Das Unternehmen, das weiterhin als Lohnhersteller für KSK aktiv ist, wollte sich zu seiner Strategie nicht äußern. Parallel hat der Kölner Hersteller Ginkgo auch im Mass Market verloren: Nach einem Streit mit Schwabe musste Klosterfrau sein Ginkgo-haltiges Nahrungsergänzungsmittel (NEM) bis Ende 2017 abverkaufen. Seinen ursprünglichen Plan, den Fall vor den Bundesgerichtshof (BGH) zu bringen, gab das Unternehmen auf. Das Oberlandesgerichts Hamm (OLG) hatte entschieden, dass das Präparat „Klosterfrau Ginkgo Plus“ als Nahrungsergänzungsmittel nicht verkehrsfähig ist. Der Extrakt mit 100 mg Ginkgo habe eine pharmakologische Wirkung, so die Begründung. Ähnlich entschied zuletzt das Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) zu Kapseln von Gall Pharma.

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