Großhandel

Aufstand bei Alliance

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Berlin -

Der Anzag-Nachfolger Alliance Healthcare Deutschland startet mit einem

Sparprogramm. Als Grund führen die beiden Vorstände Dr. Thomas Trümper

und Dr. Ralf Lieb die „widrigen Marktbedingungen“

an. Die Angestelltenvertreter sehen eher den Mutterkonzern Alliance Boots als Problem – und wollen sich zur Wehr setzen.

Noch Ende vergangenen Jahres ging man in Frankfurt davon aus, dass bis Ende März wieder einigermaßen Ruhe am Markt einkehrt und der eigene Marktanteil bei 16,2 Prozent stabilisiert werden kann. Doch stattdessen habe der Wettbewerb teilweise „groteske Züge“ angenommen; es könne im Großhandelsgeschäft kein Geld mehr verdient werden, schrieben Trümper und Lieb gestern an die Belegschaft. „Kurz gesagt, die derzeitige Marktsituation ist dramatisch.“

„Konsequent, aber mit Augenmaß“ soll jetzt gespart werden, um das Unternehmen durch das „Unwetter“ zu führen und rote Zahlen zu vermeiden: Neben strukturellen Optimierungen sind Einsparungen bei den Sachkosten und im Marketingbudget vorgesehen.

Auch die Mitarbeiter müssen aber neue Einschnitte hinnehmen: Die für 2013 vereinbarte Tariferhöhung wird auf die übertariflichen Zulagen angerechnet, die Gehälter der Führungskräfte werden eingefroren. Offene und frei werdende Stellen sollen nur in Ausnahmefällen besetzt werden, Zeitarbeit soweit wie möglich eingestellt werden. Auch freiwillige Zuschüsse etwa zur Altersvorsorge werden gestrichen.

Bei den Arbeitnehmervertretern will man nicht glauben, dass das Sparprogramm ausschließlich dem aktuellen Konditionenkampf geschuldet ist. Denn über Teile des Pakets werde schon länger als ein halbes Jahr verhandelt. Von Mitbewerbern seien solche Sparpakete auch nicht bekannt. Im Gegenteil: Phoenix etwa spare in anderen Ländern, um sich die Rabattschlacht auf dem Heimatmarkt leisten zu können, heißt es.

Vielmehr wird vermutet, dass Alliance Boots möglichst hohe Erträge sehen will. Bilanzreserven seien aufgelöst und angeblich an den Mutterkonzern überwiesen worden – für dessen globale Expansionspläne. Die Kriegskasse in Deutschland sei daher praktisch leer: Rückstellungen, die über die Jahre für solche schwierigen Marktsituationen gebildet wurden, stünden nicht mehr zur Verfügung.

Die Mitarbeiter befürchten, dass das wirtschaftlich geschwächte Traditionsunternehmen weiter Marktanteile verlieren könnte. Die Arbeitnehmervertreter stört dabei besonders, dass das Sparpaket nicht das erste bei Anzag/Alliance ist: Erst vor zwei Jahren seien die telefonische Kundenbetreuung und die Retourenabteilung auf weniger Niederlassungen konzentriert worden.

Während die Vorstände in Frankfurt die Strategie von Alliance Boots verteidigen, will sich der Betriebsrat die Einflussnahme durch den Mutterkonzern nicht länger gefallen lassen – sondern die Konfrontation suchen. Denn durch „immer neue Umstrukturierungen, Regionalisierungen, Zentralisierungen und Sparpläne“ werde das Unternehmen innerbetrieblich und auf dem Markt geschwächt.

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